Gleich vorne weg muss ich anmerken, dass ich, obwohl ich mich als Feministin sehe, wenig Ahnung habe davon, wie in den einzelnen Ländern dieser Erde das Wahlrecht für Frauen errungen wurde. Meine Geschichtskenntnisse sind männlich geprägt, von männlichen Geschichte-Lehrern vorgebracht, von männlichen Historikern geschrieben und deshalb mangelhaft. Mein historisches Wissen ist schlechter Durchschnitt, würde ich sagen. Mit der sogenannten „Her-Story“ habe ich mich noch nicht wirklich tief auseinandergesetzt. Eigentlich eine Schande.
Warum diese Anmerkung? Ich finde diese Vorbemerkung braucht es, wenn ich jetzt gleich davon berichte, wie mir der Film „Sufragette“ gefallen hat. Die Vorbemerkung ist auch eine Art Respekt vor der Leistung jener Frauen, die das Wahlrecht im realen Leben erkämpft haben. Mit oder ohne Gewalt! Eine sehr profunde historische und feministische Betrachtung des Films findet sich bei Antje Schrupp.. Sie ist sehr lesenswert für jene, die da genauer hinschauen und mehr Hintergrundwissen erfahren wollen und sie rückt den Film ein Stück in ein anderes Licht.
Nun zu meinem Filmerleben!
London 1910. Maud, verheiratet und Mutter eines Sohnes, arbeitet in jener Wäscherei in der sie geboren wurde, in der schon ihre Mutter gearbeitet hat, in der ihre Mutter verbrüht und gestorben war. Die Arbeit ist hart, schlecht bezahlt (wie auch heute noch verdienen in der Wäscherei die arbeitenden Männer mehr als die Wäscherinnen), der Besitzer der Wäscherei ist ein Ekel, vergreift sich an den Töchtern der Wäscherinnen und es wird rasch klar, dass Maud als Vorarbeiterin ein Martyrium hinter sich gebracht hat.
Maud wird mit dem Kampf der Sufragetten für ein Frauenwahlrecht zuerst eher zufällig konfrontiert, aber bald wird sie neugierig, sieht die Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiterinnen rund um sich und nimmt an Versammlungen teil. Als sie bei einer großen Versammlung, die von der Polizei aufgelöst wird, verhaftet wird, setzt sie der Ehemann vor die Türe und entzieht ihr den Sohn, später gibt er ihn sogar zur Adoption frei. Eine Mutter hatte damals keine Rechte an ihrem Kind, einzig der Ehemann konnte darüber bestimmen.
Ab diesem Moment widmet sich Maud dem Kampf um das Frauenwahlrecht. Sie nimmt an militanten Aktionen teil, wird wieder verhaftet, geht in Hungerstreik und wird zwangsernährt. Dramatischer Höhepunkt des Films ist der Sprung von Emily Davidson auf die Pferderennbahn vor das Pferd von König Georg V. , eine Aktion die die Anliegen der Sufragetten medial bekannt machen sollte. Emily Davidson stirbt und viele Frauen säumen den Trauerzug, der quer durch London geführt wurde. Einige Jahre später erhalten Frauen das erste Mal das Wahlrecht.
Mich hat der Film ordentlich mitgenommen. Als Maud ihren Sohn verlor, heulte ich Rotz und Wasser. Und die Zwangsernährung machte mich fassungslos und sooo zornig. Während des Films ging mir immer wieder durch den Kopf, dass es noch viele Länder auf dieser Erde gibt, wo Frauen JETZT genau DAS noch erleben! Sie haben keine Stimme, keine Rechte, keine Möglichkeiten, keinen Wert. Man denke an Afghanistan, an Saudi Arabien, an den Iran, an die Staaten wo Daesch (Islamischer Staat) herrscht.
Für mich war der Film sehr spannend und ich finde ihn auch wichtig, gerade weil es so unglaublich viele Frauen gibt, die heute meinen es wäre eh alles erreicht und es gäbe keinen Grund mehr für einen Kampf um Gleichberechtigung. Wieder einmal konfrontiert zu sein damit, wie miserabel Frauen bis vor kurzem noch in Europa gelebt und gearbeitet haben, ohne Rechte, als Anhängsel eines Ehemannes oder bevormundet vom eigenen Vater, fand ich schon gut. Daran erinnert zu werden, dass unsere heutigen Möglichkeiten (auch wenn noch vieles nicht erreicht wurde!) von anderen Frauen erwirkt wurde, oft unter Entbehrungen, Schmähung, Gewalt und Repression.
Also, unbedingt die Freundinnen anrufen und miteinander ins Kino gehen. Ich finde der Film ist ein Muss für Alle, Frauen wie Männer!
Hier als Vorgeschmack der Filmtrailer
Evelyn meint
👍👍👍ging mit genauso!!! 👍👍👍
Renate meint
Den Film will ich mir auch ansehen. Vieles was bei uns erreicht wurde, gibt es auch noch nicht so lange!
Michaela Schmitz meint
Super! Find ich interessant, dass es uns beide so bewegt hat! Ich danke dir! LG Michaela