Der Titel dieses Blogbeitrags mag für viele unverständlich sein. Da freut sich jemand 60 geworden zu sein? Echt jetzt? Aber ja, ich freue mich! Ich freue mich, es überhaupt bis hierhin geschafft zu haben. Was für ein Geschenk!
60. Geburtstag und mein Selfieprojekt 50plus
Gestern, also am Vorabend meines 60. Geburtstages, habe ich mein letztes Selfie für mein Selfieprojekt 50plus geschossen, wo eine 50 davor stand. 50 plus 3561. Manche LeserInnen erinnern sich vielleicht: Ich habe das Projekt zu meinem 50er gestartet. Täglich ein unzensuriertes Selfie von mir, ich wollte meinen Prozess des Älterwerdens festhalten. Und auch wenn ich nur rund ein Jahr wirklich täglich dieses Selfie gemacht habe und dann immer weniger, irgendwann nur noch sporadisch, ist es für mich ein wichtiges Projekt, bei dem ich viel über mich gelernt habe und mit dem ich mich sehr mit mir selbst versöhnt habe. Es war die beste Psychotherapie ever!
Gestern jedenfalls habe ich aus den vielen Selfies ein kleines Filmchen gemacht. Knapp 60 Sekunden lang, eine Reise von meinem 50er bis gestern, kurz vor dem 60er. Voila, hier ist er, mein persönlicher Zeitensprung.
Ich gebe zu, im ersten Moment habe ich schon geschluckt als ich das erste und das letzte Selfie betrachtete und die ganze Reise. Was für eine Veränderung in diesen 10 Jahren! Ich glaube keine Zeit davor habe ich je so einen sichtbaren Alterssprung gemacht wie jetzt von 50 auf 60. Das muss Frau schon mal verdauen. Selbst als studierte Alternswissenschaftlerin! Aber dann ging mir eben auch durch den Kopf: „Du hast es echt bis hierhin geschafft? Wahnsinn irgendwie! Du mit deinem krassen leichtsinnigen Lebenswandel in jungen Jahren. Irgendwie gar nicht zu fassen, dass Du den 60er feiern DARFST!“
Ich hab nämlich nichts ausgelassen in meinen schwierigen, rebellischen, jungen Jahren und wenn ich „nichts“ sage, dann meine ich auch NICHTS! (Details erspare ich Euch, manche von Euch wären sicher schockiert!) Selbst der Krebs hat mich nicht bekommen. Das war arschknapp Anfang 2018! Für mich ist es wirklich keine Selbstverständlichkeit, den 60. Geburtstag heute zu feiern. Dafür bin ich unendlich dankbar und darüber freue ich mich wirklich sehr. Geschafft, ich bin 60! Juhuuu!
Das hier ist übrigens mein Selfie von heute. Ich werde das Selfieprojekt sicher fortsetzen. Vielleicht ein Selfie pro Monat? Mal sehen….
Wo stehe ich gerade?
Im Moment sitze ich in einem Appartement im 6. Stock an der belgischen Küste in Middelkerke und schau aufs Meer. Die Reise habe ich mir selbst zum Geburtstag geschenkt. Ich liebe die belgische Küste!
Es geht mir so unfassbar gut.
Ich führe ein buntes, abwechslungsreiches Leben, habe all die letzten 60 Jahre ausschließlich Frieden erlebt und bin gesund. Ich habe einiges von der Welt gesehen, habe (aus meiner Sicht) viel geschafft. 10 Jahre Führungsfunktion, 23 Jahre Selbständigkeit, 3 Bücher, bald ein viertes, zusammen mit meinem Mann einige lässige Kunstprojekte initiiert – darauf bin ich schon stolz. Ich führe seit 22 Jahren eine bunte und wunderbare Partnerschaft, die auch Krisen überwunden hat, mehr noch, daran gewachsen ist. Auch darauf bin ich stolz. Ich habe mir einen kleinen Wohlstand erarbeitet, der mir ein wirtschaftlich abgesichertes Leben im Alter ermöglichen wird. Was will Frau mehr?
Wohin geht meine Reise?
Meine Zukunft ist offen und das halte ich für das Beste am Älterwerden. Ich muss niemand mehr werden, muss nichts mehr erreichen. Vielleicht wird das Leben aufregend und ich werde tatsächlich als DJ VintageVenus in Zukunft Menschen 60plus zum Tanzen bringen, wie ich es derzeit plane. Vielleicht wird mein Leben aber auch ruhig und zurückgezogen. Das wird sich alles weisen. Das Leben ist nicht planbar! Jeder Tag mehr ist ein Geschenk!
Was ich mir allerdings vorgenommen habe: Ich will für mehr Leichtigkeit in den nächsten Jahren sorgen. Mehr Fröhlichkeit. Mehr Freude. Mehr Lebendigkeit. Mehr Seele baumeln lassen. Mehr Ausgelassenheit. Mehr Genuss. Dafür weniger grübeln und sorgen. Weniger „nach vorne fürchten“. Mehr im Moment leben.
Wie erlebe ich mein Älterwerden?
Für mich gibt es helle und dunkle Seiten beim Älterwerden. Wie übrigens im gesamten Leben.
Dunkel erlebe ich gerade das sichtbare Altern meiner Eltern. Es macht viel mit mir, zu sehen, wie diese beiden Menschen, mit denen ich eine sehr komplizierte Beziehung pflege, ihre letzten Kilometer gehen. Das schmerzt. Und es macht mir auch meine eigene Endlichkeit noch klarer. Die nächste bin dann ich……
Manche meinen, im Alter würden sich Menschen zurückziehen oder es würde sich die Welt von alten Menschen zurückziehen. Ich kann solche Gedanken durchaus verstehen. Klar, wenn ich die Welt betrachte, wird sie mir auch oft immer fremder. So viele Menschen in meinem Umfeld sind bereits gestorben. So viele Dinge, die rund um mich passieren, kann oder will ich nicht mehr nachvollziehen, nicht mehr verstehen. Vieles an der Welt ist irgendwie nicht mehr meine Welt!
Ich glaube trotzdem, dass man auch im Älterwerden mitten im Leben, ja mitten in der Welt bleiben kann. Wenn man das will! Man muss dafür halt auch etwas tun. Iris Apfel, Greta Silver, DJ Vikka aus Polen – ich habe bunte Vorbilder. Ich will offen bleiben für Herausforderungen, für neue Menschen (auch jüngere!) und für die Welt.
Und damit: Auf in die nächsten 10 Jahre!
Kris meint
Happy Birthday, Du wunderbare Frau 😊