Nur 65 Kilometer ist sie lange, die belgische Küste, aber diese wenigen Kilometer gehören für mich zu den besten Plätzen der Welt. Freundliche, lebensfrohe, tolerante Menschen, eine schier unglaubliche Hundeliebe, 65 Kilometer frei zugänglicher Strand, die besten Frittjen (also Pommes) und Biere der Welt und die ungezähmte Nordsee, ihre Gezeiten, dazu der Wind. I love it!
Dieses Jahr habe ich dort meinen 60. Geburtstag gefeiert. Das beste, was ich anlässlich dieses besonderen Tages tun konnte.
Als Österreicherin kenne ich vor allem das Mittelmeer. Italien, Kroatien, Slowenien, das bedeutet für mich MEER. Klar, ich war auch etwas unterwegs im Leben, kenne auch andere Meere, das von Spanien, Portugal, das von Indien oder Thailand. Aber bei Meer habe ich immer eher ans Mittelmeer gedacht. Bis ich 2019 das erste Mal in Belgien war, die Nordsee kennenlernte und sah, was Meer wirklich sein kann. Wild, rauh und sehr ungestüm.
Wenn dich unsere Reise von 2019 interessiert: Zeebrügge, Blankenberge, Knocke-Heist, De Haan, Damme, Brügge waren damals unsere Stationen und Du kannst HIER und HIER und HIER darüber nachlesen.
Dieses Mal wollte ich die andere Hälfte der Küste erleben, wir waren in Ooostende, Middelkerke, Westende, die Hafenstadt Nieuwpoort und De Panne mit seinem wunderbaren Naturschutzpark.
9 Tage lang der Blick aufs Meer
Der Moment, wo wir ankommen, um die Ecke fahren und plötzlich vor uns der riesige Sandstrand und das große Meer. Einatmen. Ausatmen. Durchatmen. Das Meer hören. Ich kann kaum beschreiben, wie mich dieser Anblick jedes Mal packt. Dann hinauf ins Appartement, durch das riesige Fenster schauen und wissen: „Du kannst jetzt 9 Tage lang jede Minute auf dieses Meer sehen.“ Danach das Fenster weit öffnen und ……..Ahhhhhhhh!
Was man da zu sehen bekommt, zeige ich Euch am Beispiel von 22 ausgewählten Fotos. In Wahrheit habe ich weit über 200 Fotos gemacht nur von diesem einen Blick aus dem 6. Stockwerk. Schaut euch unbedingt diesen Fotoslider an und dann stellt Euch noch das Rauschen des Meeres vor, ebenfalls 24 Stunden, 9 Tage lang. Dann bekommt Ihr eine Ahnung davon, wie überwältigend alleine dieses Erlebnis war.
Und klar sahen wir auch wunderbare Sonnenuntergänge!
Die Badeorte Middelkerke und Westende
Die ersten Tage haben wir mal nur die lange Fahrt (Sarrod/ Ungarn – Salzburg – Königstein im Taunus – Middelkerke – insgesamt 1300 Kilometer, in Etappen gefahren, aber trotzdem anstrengend) verarbeitet und vor Ort den Strand genossen. Von Middelkerke nach Westende laufen, Strand, Kunst, unsere tobenden alten Hunde, die ganz ohne Leine ihr Leben genießen dürfen.
Mit dem Wetter hatten wir Glück. Es war viel besser als angekündigt. Oder aber Regen an der belgischen Küste ist halb so schlimm. Es war eher sehr windig und es gab einige Male Nieselregen. Aber mit guter Kleidung halb so wild und danach einfach hoch ins Appartement, einen heißen Tee trinken, aufs wilde Meer schauen und gut ist es.
Immer wieder begeistert mich das Nebeneinander von neuer Architektur, 60er/70er Jahre Bauten und den kleinen alten Jugendstil- Villen und Backsteinhäusern aus der Jahrhundertwende 19. Jahrhunderts.
Oft werde ich auch gefragt, was mich an dieser verbauten Küste mit den riesigen „Bettenburgen“ denn so fasziniert. Ein Grund ist dieses Alt neben Neu, dieses Nebeneinander von hochwertiger Architektur und vermeintlicher Bauschande. Es gibt hier wirklich hässliche Häuser, keine Frage, aber es gibt auch entzückende Juwele aus vergangener Zeit und wirklich tolle moderne Architektur.
Die Orte an der belgischen Küste waren schon im 18./ 19. Jahrhundert Badeorte, halt vor allem für reiche Menschen. Nach dem 2. Weltkrieg und dem Wirtschaftswunder wollten immer mehr Menschen ans Meer, es waren die Anfänge des heutigen weltweiten Massentourismus und klar hat der die Orte verändert. Die Menschen strömten ans Meer, die Menschen an der Küste wollten davon etwas haben, also verschwanden nach und nach die meisten kleinen Villen und machten Platz für Hochhäuser (mit phänomenalen Ausblicken aus dem 10./ 12./ 15. Stockwerk).
So sahen die Badeorte um 1930 aus…..
Und so sieht das Nebeneinander von Alt und Neu heute aus. Ich mag es sehr, gerade wegen des Kontrastes.
Die wunderbare Hafenstadt Nieuwpoort
Regenwetter ist Sightseeing-Wetter! Zum Glück gibts ja nicht nur Strand in Belgien, sondern auch richtig nette Orte. Nieuwpoort etwa ist absolut einen Tagesausflug wert.
Das kleine Hafenstädtchen liegt an der Mündung der Yser und ist ein geschichtsträchtiger Ort. Im Herbst 1914 setzten die belgischen Truppen das Schlachtfeld unter Wasser, indem sie bei Flut die normalerweise geschlossenen Schleusen zur See öffneten und bei Ebbe wieder schlossen. So fluteten sie eine riesige Landschaft (und damit das Schlachtfeld), worauf die deutschen Angreifer abzogen. In unmittelbarer Nähe zur Altstadt findet sich dazu ein großes Heldendenkmal mit Museum. Wir haben es uns nicht angeschaut, aber ich habe ein wenig recherchiert und es muss wohl sehr interessant sein. Vor allem für die Identität der Flamen spielt es eine große Rolle.
Wir haben uns in Nieuwpoort die Altstadt angesehen und den großen Jachthafen. Es gibt reizende Straßenzüge mit Backsteinbauten (genaugenommen scheint die gesamte Stadt aus Backsteinbauten zu bestehen), superschöne Kirchen, ein tolles Stadthaus (Sitz der Verwaltung und Stadtregierung) und einen imposanten Glockenturm.
Außerdem interessant: Nieuwpoort hat die Opfer der mittelalterlichen Hexenverfolgung rückwirkend sichtbar gemacht und sich quasi bei ihnen entschuldigt. Am großen Glockenturm (Belfried genannt) ist eine Tafel angeschlagen, auf der alle Namen der Opfer stehen. Habe ich so noch nirgendwo sonst gesehen und fand ich wirklich großartig.
Und in Nieuwpoort gab es für mich endlich auch Belgiens berühmte Frittjes! Mit Mayo selbstverständlich! Es sind wirklich die allerallerbesten Pommes der Welt!
Oostende und mein 60. Geburtstag
Die Belgienreise war mein Geschenk an mich selbst zum 60. Geburtstag. Ich hatte keine Lust auf eine große Feier, sah keinen Sinn in einem nostalgischen Rückblick. Ich schau lieber nach vorne! Daher entschied ich, mir und meinem Mann eine Auszeit zu gönnen und einen Menschen zu treffen, den ich sehr mag, aber selten sehe. Die wunderbare Maria Almana, Buchhebamme/ Verlegerin, Buchautorin, Bloggerin bei Unruhewerk und ihren Mann Reinhold. Die beiden lieben (wir ich auch) Belgien, haben seit Kurzem ein Refugium in Oostende, kennen Stadt und Gegend also gut, und zeigten uns ihr Oostende. Was gibt es Schöneres?
Meinen Geburtstag gefeiert haben wir dann auch zusammen und zwar im Segel- und Surfclub von Ooostende, einem von Touristen noch wenig frequentiertem Ort (von dem ich jetzt bewusst nicht verrate, wo genau er sich befindet!). Ein authentisches Lokal, ein laaaaaaanger einsamer Sandstrand, gutes Essen und danach ein gemeinsames Bad in der Nordsee. Brrrrrrrr….es war so kalt…der Wind blies…..aber…..yeahhh, wir haben es getan!
Also genau genommen drei Personen, mein Mann machte den Handtuchhalter (und den Fotografen). Ein wahnsinnig wichtiger Job bei der Kälte!
Abschließend: Was ich besonders liebe an der belgischen Küste
1.) Die für alle Menschen frei zugänglichen Sandstrände
Über eine Strecke von 65 Kilometer, also die gesamte belgische Küste entlang, gibt es einen freien Zugang zum Strand. Keine Zäune, keine Absperrungen für teure Hotels, keine privaten Bereiche. Der gesamte belgische Strand gehört allen Menschen und ich hatte den Eindruck, an der Küste ist er der Pulsschlag des Landes. Es wird dort geradelt, gelaufen, flaniert, Frisbee/ Volleyball/Fußball gespielt, gefischt, gebuddelt, gesonnt und geschlafen, geschmust, getratscht und es finden sich dort jede Menge Hunde.
2. Die gesamte Strecke an der Küste fährt eine Tram, die Küstentram
Man kann daher in jede Richtung laufen, so lange einen die Füße tragen und zurück fahren. Super praktisch. Man braucht an der belgischen Küste kein Auto. Juhuuu!
3. Die Hundeliebe der Flamen
Noch nie zuvor bin ich ein Land bereist, das eine dermaßen große Liebe und Toleranz für Hunde hat. Hunde können an den Strand (in der Hauptsaison stellenweise etwas eingeschränkter, aber trotzdem), dürfen viel frei laufen und dürfen ohne Beißkorb Tram fahren, mehr noch Tram fahren mit Hunden wird extra beworben.
Unser schönstes Erlebnis mit den Hunden: Wir fuhren an einem Tag eine Stunde mit den Hunden Küstentram. Kaum waren wir eingestiegen waren die Hunde umringt von Kindern, sie saßen am Boden und streichelten die Hundemädels. Alle Menschen im Bus lächelten. Selbst als sie erschraken, als die Hunde wegen eines anderen Hundes bellten, lachten sie. Auch Menschen, die einstiegen und denen die Hunde eindeutig im Weg lagen, lächelten, warteten bis wir Kinder und Hunde neu sortierten und nahmen dann, ein Danke nickend, Platz. Niemand regte sich auf, eine ganze Stunde lang! Kein einziges Murren oder Maulen. Wir konnten es kaum fassen! In Salzburg unmöglich. Hier in Belgien an der Küste leben aus unserer Sicht eindeutig die freundlichsten und coolsten Menschen Europas.
DANKE!
Danke Ihr netten und toleranten belgischen Menschen. Es hat uns sehr gefreut, wir haben die Zeit an Eurer Küste sehr genossen!
Wir kommen sicher wieder!
Maria Al-Mana meint
YEAH! Ihr kommt wieder! Freue mich schon sehr darauf. Denn es war toll. Mit euch. Mit den beiden Damen auf ihren je vier Pfoten. Mit eurem Blick auf „unser“ Oostende. Unsere Gespräche, das einfach So-Sein. Und natürlich unser Bad in der Nordsee …
Das war der ganz persönliche Blick – danke für diesen Tag!
Die Fotos sind allerdings für alle toll! Dieser Beitrag ersetzt einen halben Reiseführer. Na ja… Mir fallen schon noch ein paar Dinge ein, die ihr kennenlernen könntet. Aber ihr kommt ja wieder … Zum Glück!
Alles Liebe
Maria
Sonja Schiff meint
:-) Wir kommen sicher wieder!