Ja, ich weiß, die Überschrift klingt pathetisch, nach langweiliger Worthülse, nach einem 0815-Artikel. Aber es ist mir verdammt ernst! Es ist Anfang Jänner 2019, mit etwas Verspätung formuliere nun auch ich meine Vorsätze fürs eben erst begonnene Jahr.
Nein, es geht dabei nicht ums obligate Abnehmen (by the way, mein Ziel 10 Kilo abzunehmen, wie im Mai hier geschrieben, habe ich nicht geschafft, ich steh bei 3 Kilo weniger) und auch nicht um irgendwelche berufliche Ziele. Es geht dieses Mal ausschließlich um mich und um Schritte zu mehr Zufriedenheit in meinem Leben, mehr Gemütlichkeit, mehr Achtsamkeit und „Caring“ für mich selbst. Es geht um noch mehr Lebensqualität für mich und um einen Wandel in meinem Leben.
2018 habe ich auf dramatische Weise gelernt, dass mit einem Schlag alles vorbei sein kann, die wirtschaftliche Existenz wie auch das Leben selbst. Mein Lernen daraus: Lebe den Augenblick!
Allerdings hatte ich letztes Jahr dann keinerlei Zeit diesen Lerneffekt auch praktisch umzusetzen. Die Krankheit hatte mich um 3 Monate Zeit gebracht und da mir alle meine Kunden treu blieben, kein einziger Auftrag storniert wurde, musste ich alle Aufträge in 9 Monaten erledigen. Ich habe geschuftet wie noch selten zuvor und war hin und her gerissen zwischen „Sei dankbar, es hätte ganz anders kommen können, also boxe dich durch!“ und dem Wunsch nach mehr Ruhe, Erholung und Entspannung.
Nun aber habe ich 2018 erfolgreich abgeschlossen und dieses alte, dramatische Jahr ist Geschichte. Jetzt kann ich mich meiner großen Lebenserkenntnis aus 2018 widmen und mehr Achtsamkeit, mehr Gemütlichkeit, mehr Qualität in mein Leben bringen. Wie, das erzähle ich Euch jetzt.
#1 Die Entdeckung von HYGGE
Als ich mich Anfang Dezember noch abstrudelte mit der Bearbeitung meiner Aufträge und mich der Gedanke „Das schaffe ich nie alles bis zum Ende des Jahres!“ so richtig stresste, fiel mir ein Buch in die Hände und löste in mir eine wahre Sehnsuchts-Lawine nach einem Leben im Jetzt aus. Das kleine Büchlein „The cozy life. Die Geheimnisse der dänischen Glücksformel Hygge“ ist seitdem mein ständiger Begleiter.
Ihr wisst vielleicht, wie das so ist beim Lesen eines Ratgebers. Man denkt sich: „So banal!“ Gleichzeitig aber weiß man genau, dass oft das Banale besonders schwierig in die Umsetzung zu bringen ist. Genauso erging es mir mit diesem Buch.
Alles dreht sich darin um Hygge, eine Art Grundhaltung zum Leben. So beschreibt es zumindest die Autorin Pia Edberg. Der Begriff Hygge kommt aus Dänemark und beschreibt einen Lebensstil der Reduzierung auf das Wesentliche, sowie eine Hinwendung zu den Dingen, die wir lieben, die uns gut tun, die in uns Wohlbefinden auslösen. Angeblich sind die Dänen aufgrund dieses Lebensstils eines der glücklichsten Völker dieser Erde. Das Wort Hygge (ausgesprochen wie hücke oder hügge) ist übrigens Hauptwort, Verb (Ich hygge gerade), wie auch Eigenschaftswort (hyggelige Stimmung).
Eigentlich lese ich ja keine Ratgeber, denn tief in mir drin bin ich der Meinung, Ratgeber sind geschrieben für Menschen, die keinen Zugang zu sich selbst haben. Dieses kleine Büchlein aber hat mich erreicht. Nicht unbedingt mit seinen inhaltlichen Details, ich habe es eher nur überflogen, sondern mit seiner grundsätzlichen Botschaft: „Umgib Dich mit den Dingen, die Du liebst.“
Obwohl ich mit meinem Leben insgesamt schon jetzt sehr zufrieden bin – Liebe gut, Job gut, zwei Lebensmittelpunkte, viel Freiraum und Selbstbestimmung – hat diese Botschaft in mir eine große Sehnsucht ausgelöst und dieser Sehnsucht versuche ich jetzt zu folgen. Auf meine ganz eigene und persönliche Weise.
#2 Die Frage: Was liebe ich eigentlich?
Alles beginnt mit den Fragen: Was liebe ich eigentlich? Womit möchte ich mich umgeben? Was tut mir gut?
Ich bin jetzt einige Tage mit kleinem Notizblock und Stift herumgelaufen und habe alles aufgeschrieben, was mir zu Hygge so durch den Kopf ging. Welche Dinge lösen bei mir das Gefühl von Behaglichkeit aus? Wann fühle ich mich innerlich satt und zufrieden? Was lässt mich rasch abschalten und runterkommen? In welchen Situationen laden sich meine Batterien auf? Was vermisse ich derzeit in meinem Leben?
Das Ergebnis? Ein Vorhaben, welches in mir Freude, Heiterkeit und Leichtigkeit auslöst.
#3 Meine Kreativität bewusst leben
Vor vielen Jahren war ich eine Frau mit sprühender Kreativität. Ich habe gemalt, mit Ton gearbeitet, Skulpturen aus Stein geschlagen oder aus Holz zusammengeschraubt, Schmuck aus Pappmache hergestellt. Daneben habe ich auch noch Radio gemacht, Geschichten und Gedichte geschrieben und Bücher über Bücher verschlungen.
Wann nur und warum habe ich, bis auf das Schreiben, all diese Aktivitäten eingestellt? War es die Arbeit, meine Selbständigkeit, die meine Aufmerksamkeit forderte und immer mehr Raum einnahm? Waren es die Sozialen Medien, die eine Unmenge meiner Lebenszeit absaugten? Egal, jetzt ist es vorbei damit!
2019 werde ich wieder ein Augenmerk legen auf meine Kreativität, werde ihr wieder Zeit widmen und Raum geben, werde neue Dinge ausprobieren, meine Gedanken fliegen lassen. Die ersten Bilder habe ich zum Jahreswechsel bereits gemalt, die ersten Geschichten geschrieben, ganz ohne ein festes Ziel zu verfolgen und es hat sich sehr gut angefühlt. Heute habe ich mir endlich, nach so vielen Jahren wieder, Ton gekauft. Sobald die Temperaturen wärmer werden, werde ich wieder mit meinen Händen formen und modellieren. Schon der Gedanke daran fühlt sich gut an!
#4 Saxophon spielen und singen
Auch das Saxophonspielen habe ich im Laufe der letzten Jahre beendet. Vor etwa 10 Jahren habe ich so enthusiastisch angefangen dieses Instrument zu lernen, doch irgendwann war es mir zu mühsam das Instrument immer zwischen Salzburg und Ungarn hin und her zu schleppen und jene Nachbarin, die genervt war von meinem Üben, war auch eine gute Ausrede für das Ende meiner musikalischen Aktivitäten. Aber auch das ist jetzt vorbei.
Ich habe gestern wieder mein Saxophon wieder auspackt! Die ersten Versuche waren ernüchternd, im Prinzip fange ich wieder von vorne an. Aber ich werde dafür sorgen, dass ich wieder regelmäßig Saxophon spiele. Erstes Ziel: Ed Sheerans „Perfect“, da gibt’s so tolle Videos dazu auf YouTube, die mich so sehr motivieren. Etwa dieses hier, ist es nicht saucool!
Außerdem möchte ich zu singen anfangen, vielleicht sogar Gesangsstunden nehmen. Singen und Saxophon spielen macht mich nämlich sehr, sehr glücklich!
#5 Das kleine tägliche Glück sammeln
Nächster Schritt: Das Jetzt wahrnehmen und das tägliche Glück sehen. Wieder einmal! Ich weiß nicht, wie oft ich mir das schon vorgenommen habe. Immer wieder verliere ich es aus den Augen, geht es unter im täglichen Wahnsinn, der täglichen Hetze. Also auf zum neuerlichen Versuch!
Seit dem 1. Jänner nehme ich mir jeden Abend Zeit dafür, bewusst meine 3 Glücksmomente des Tages zu sammeln. So nehme ich sie wahr, reflektiere gleichzeitig meinen Tag, schließe ihn positiv ab und lade selbst nach einem eher schlechten Tag meine Batterien auf. Meine täglich gesammelten Glücksmomente 2019 halte ich in der App „Google Notizen“ fest. So gehen sie nicht verloren und erlebe ich mal einen richtig schrecklichen Tag, hole ich sie raus und kann nachlesen, dass das Leben eigentlich schön ist.
Mal schauen wie ich diese Sammlung meiner persönlichen Glücksmomente durchhalte. Vorgenommen habe ich es mir!
#6 Für stimmungsvolle Momente sorgen
Meine Selbstanalyse hat außerdem ergeben, dass ich viel zu oft Dinge nur nebenbei mache, irgendwie zwischen Tür und Angel, ohne entsprechende Würdigung und Wahrnehmung. Der Pausenkaffee, den ich neben der Arbeit trinke oder während ich Twitter lese, statt wirklich kurz auszuspannen und Energie zu tanken. Der morgendliche Spaziergang mit den Hunden, der mehr Pflicht ist als Freude und Erlebnis. Die Fahrt zum Seminarort, die an mir vorbeiläuft, weil ich Mails checken muss und Konzepte entwickeln. Das Treffen mit der Freundin, das zwischen zwei Terminen stattfindet und ich mich deshalb nur oberflächlich einlassen kann.
Ich habe mir vorgenommen mehr Achtsamkeit in die alltäglichen Dinge zu bringen, mehr Bewusstsein für den Moment. Dafür muss ich das hochgelobte Multi-Tasking zurückschrauben und mich auf jene Tätigkeiten und Erlebnisse konzentrieren, die gerade jetzt stattfinden. Mir das JETZT gemütlich machen, in mein JETZT Stimmung bringen. Das JETZT wahrnehmen und bewusst genießen.
Es heißt also bewusst innezuhalten und nachzudenken, was mir gerade jetzt gut tun würde. Kerzen anzünden beim Essen, Lieblingsmusik auflegen am Abend, einen Regenspaziergang machen mit den Hunden und danach eine Tasse Kakao trinken, einen Kuchen backen oder mein persönliches Soulfood kochen, mit einem guten Buch, eingehüllt in die Lieblingsdecke, am Sofa abzuhängen, eine spontane Kurzreise oder einen Ausflug unternehmen.
Darin werde ich mich üben!
#7 Zeit mit meinen Lieblingsmenschen
Familie und Freunde sind das Wichtigste für ein zufriedenes Leben. So weit, so bekannt. Trotzdem habe ich in den letzten Jahren meine Freundschaften unzureichend gepflegt. Das wird sich nun ändern. Ich werde wieder mehr und bewusst Zeit verbringen mit den Menschen, die ich liebe. Mit meinem Mann, meinen altwerdenden Eltern, mit langjährigen FreundInnen und auch mit solchen, die noch nicht so lange in meinem Leben sind, mir aber wichtig und wertvoll geworden sind.
Ich werde wieder zum Essen einladen, gemeinsam mit anderen ins Kino gehen, ins Theater oder Konzert, ich werde wieder mit Freunden lange Spaziergänge machen oder einfach mit einem Menschen tratschend und über das Leben sinnierend am Küchentisch bei einer Flasche Rotwein versumpfen. All das werde ich wieder tun und ich freue mich darauf!
#8 Wichtiges von Unwichtigem trennen
Wie ich all das auch wirklich realisieren kann, nachhaltig in meinem Leben verankern kann und wirklich ein zufriedeneres Leben führen kann? Ich muss etwas Wichtiges lernen: Ich muss Wesentliches von Unwesentlichem unterscheiden.
Das ist die Voraussetzung für alles. Unwesentliches zu erkennen und beiseite zu stellen, also meine Zeitfresser zu entlarven, das schafft Raum und Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
Nein, es nicht wichtig alles vor Perfektion strotzend abzuliefern. Ich werde auch anerkannt, wenn ich nicht ganz perfekt bin. Nein, ich muss nicht das Konzept schon 2 Tage vor Abgabetermin fertig haben, es reicht auch 10 Minuten vorher. Nein, ich muss nicht alle Stunde meine Mails checken und sofort zurückschreiben, es reicht auch, wenn ich das nur ein oder zweimal am Tag mache. Nein, ich muss nicht immer alle Aufgaben heute erledigen, ich darf auch Aufgaben, die ich mir für heute vorgenommen habe, verschieben.
Diese Liste könnte ich endlos weiterführen. Als von Perfektion getriebene Frau lege ich mir die Latte oft arg hoch und setze mich dadurch selbst sehr unter Druck. Wichtiges von Unwichtigem zu unterschieden wird daher der Schlüssel zum Erfolg.
Doch damit nicht genug. Unwesentliches von Wesentlichem zu trennen, bedeutet auch, mich in Zukunft vor jedem Kauf, und zwar ausnahmslos, zu fragen, ob ich das brauche, ob ich es wirklich benötige. Das neue Kleid ebenso wie die neue Kaffeetasse, die neuen Schuhe wie auch die neue Hundeleine für meinen vierbeinigen Liebling.
Ich bin zwar ohnehin nicht eine, die dem Kaufrausch regelmäßig anheimfällt und wenn, dann eher nur auf Flohmärkten. Trotzdem neige auch ich dazu, mein Geld für sinnlose Dinge zu vergeuden und habe Glücksgefühle, wenn ich was Schönes ergattert habe. Also gibt es da durchaus etwas zu verändern bei mir. Statt Kaufrausch lieber eine schöne Tasse Tee in einem gemütlichen Kaffeehaus und Zeit für mich. Was also ist wirklich wesentlich?
Na dann, los geht’s! Auf ein zufriedenes Jahr 2019 mit viel Hygge und Freude!
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