Wie lange hatte ich schon keinen längeren Urlaub mehr gemacht, waren es 3 oder gar 4 Jahre? Keine Ahnung! Corona und seine Lockdowns haben mein Zeitgefühl nachhaltig beschädigt, es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Eines wurde immer klarer in den letzten Wochen. Ich vermisse das Meer schon sooooo sehr. Nicht etwa das liebliche. warme sommerliche Meer. Nein, das noch raue und ungestüme Meer! Das gerade dem Winter entwachsende Meer mit seinem Glitzer und Wellengang. Das wollte ich wieder haben!
Ein Appartement mit Meerblick brachte die Entscheidung
Es sollte Istrien werden oder die dalmatinische Küste, auf alle Fälle ein Haus oder ein Appartement mit Möglichkeit zur Selbstversorgung und, da unsere beiden Hunde Katzen jagen, mit eigenem, abgeschlossenen Garten, Terrasse oder Balkon. Das Angebot war riesig in der Vorsaison. Irgendwann mussten wir uns entscheiden: Haus am Meer, Insel, Einsamkeit, Zeit zum Lesen und Nichtstun. Oder Appartement in Rijeka, Blick über die Stadt und Kvarner Bucht, sowie vielen Möglichkeiten, Ausflüge zu machen und Gegend zu erobern.
Gewonnen hat das Appartement mit Meerblick (Appartement Drenova Hills, hoch über Rijeka, im Stadtteil Drenova liegend). Auch rückblickend war es die richtige Entscheidung. Von Morgengrauen bis Abenddämmerung war der Ausblick einfach grandios, manchmal sogar spektakulär! So gabs auch bei Regen viel zu sehen.
Obwohl das Wetter durchwachsen war, haben wir immer wieder das Essen auf der Terrasse genossen. Und nicht nur wir fanden den Ausblick cool, auch unsere Hunde waren erfreut über so viel Überblick ;-)
Außerdem: Von Rijeka aus kann man viel unternehmen, auch deshalb war es eine sehr gute Entscheidung. Fast alles ist in 30-40 Minuten per Auto erreichbar. Das Hinterland von Rijeka, die Insel Krk, das Innere von Istrien, sowie die istrische Westküste und die dalmatinische Küste.
Rijeka – coole, internationale und lebendige Hafenstadt
Vielleicht lag es an der Vorsaison und verhält es sich im Sommer ganz anders (die vielen im Hafen liegenden Luxusjachten lassen es jedenfalls vermuten). Wir haben es genossen, dass Rijeka (noch) kein herausgeputzter Ort war, sondern sich uns echt und authentisch gezeigt hat.
Ein Highlight unseres Aufenthaltes: Der gemächliche Sonntagsspaziergang auf der 2 Kilometer langen Mole mit fantastischem Blick auf Rijeka. Für viele Einheimische wohl sonntägliche Tradition, denn bis 12 Uhr war es rappelvoll, besonders bis zur Mitte der Mole, wo Kinder mit Unterstützung von Papa oder Mama fischten. Außerdem: Überraschend viele Menschen mit freilaufenden Hunden (und niemand regte sich darüber auf!). Gemütlich dahinfahrende Radfahrer, Skater und Skateboarder. Seeleute, die auf ihren Booten Wäsche wuschen und zum Trocknen aufhingen. Der Lohn am Ende der Mole, ein Blick aufs Meer, inklusive Segelboot. Danach: Einkehr in einer Hafenbar. Weißbrot mit Stockfischpüree, ein Glas Weisswein. So geht Sonntag in einer Hafenstadt. Ich liebe es!
Ein paar Tage später, regnerisch und daher gutes Wetter für Stadterkundungen: Auf touristischen Wegen zur Burg Trsat und auf den großen Markt von Rijeka. Danach, abseits der Touristenpfade, die kleinen Strände von Susak und das sich in Umgestaltung befindende ehemalige Industrie- und Hafengebiet Kantrida.
Mein Mann und ich mögen den Kontrast zwischen klassischer herausgeputzter Altstadt und jenen Gegenden, wo man das richtige Leben einer Stadt sieht. In diesem Fall den alten Hafen mit seinen angrenzenden Industriebauten (hier wird gerade alles niedergewalzt und komplett neu aufgebaut, leider auch große Industriegebäude aus Backstein), den Strand rund ums mittlerweile geschlossene Fußballstadium Kantrida. Die Menschen hier sehen anders aus, als jene am Sonntag auf der Mole. Armut und harte Arbeit in ihren Gesichtern. Trotzdem Lachen an der kleinen Strandbar hinter dem vor sich hin gammelnden Stadion, außerdem jede Menge Street Art und erneut viele freilaufende Hunde.
Bakar – zwischen Industrie und Mittelalter
Kein Wunder, dass uns der Ort Bakar besonders gut gefallen hat. Wenige Kilometer von Rijeka entfernt, unterhalb jener Autobahn liegend, auf der die Menschenmassen Richtung Dalmatien und die Inseln Krk und Rab gleiten, liegt das Kleinod Bakar.
Im Mittelalter entstanden und später von Maria Theresia sehr geschätzt, sie ernannte Bakar zur Freistadt, schmiegt sich Bakar an die Hänge eines fjordartigen Küstenstreifens. Wäre nicht in den 70er Jahren ein Industriehafen und die Öl-Raffinerie Rijekas links und rechts des Ortes gebaut worden und in den 90ern dann auch noch über ihr die Autobahn, hätte Bakar mit Sicherheit große touristische Karriere gemacht. So aber bleibt Bakar ein verschlafener und pittoresker Ort zwischen Morbidität, Mittelalter und Industrie. Ein Ort, wie wir ihn mögen.
In der kleinen Bar am Hafen außerdem die besten gegrillten Sardellen und eine einzigartige Fischsuppe gegessen. Dazu gabs viel Freundlichkeit und Lust auf Tratschen und Reden.
Zu diesem kleinen Häuschen eine kleine Geschichte. Es wird genannt das „Türkenhäuschen“ und die Legende besagt, dass ein Seefahrer eine türkische Frau geheiratet und nach Bakar mitgenommen hat. Weil er aber als Seefahrer immer wieder lange Wochen weg musste, war seine Frau oft traurig und hatte großes Heimweh. Deshalb baute er ihr ein Haus im angeblich „türkischen Stil“. Ob es gegen das Heimweh tatsächlich half, ist nicht überliefert.
Zwei Dinge müssen noch gesagt und hervorgehoben werden:
Erstens: Die Freundlichkeit der KroatInnen. Selten noch sind mir die Menschen in einem Urlaub so freundlich begegnet, wie in dieser Zeit in Rijeka und Umgebung. Von den beiden GastgeberInnen unseres Appartements, Damir und Lara, bis zur Supermarktkassiererin, von der Kellnerin des Hafenlokals bis zu den Nachbarn im Viertel, denen ich auf meinen morgendlichen Hundespaziergängen begegnet bin. Alle waren freundlich und positiv.
Zweitens: KroatInnen lieben Hunde! Noch nie waren meine Hunde in einer Stadt, einem Land, so erwünscht, wie in diesen 10 Tagen. Und noch nie bin ich in einer Stadt so vielen Menschen mit Hunden begegnet. Sie sind einfach überall, immer mit dabei und niemand schaut dich dumm an oder reagiert auf dich und deine Hunde aggressiv oder ablehnend. Selbst beim Appartement wurden für die Hunde keine extra Kosten eingenommen, was extrem ungewöhnlich ist. Als ich nachfragte, meinte die Vermieterin nur: „Fände ich seltsam extra Geld einzunehmen. Machen ja keine zusätzliche Arbeit.“ Ich kann gar nicht sagen, was mir diese Hundeliebe Kroatiens als doppelte Hundebesitzerin bedeutet und wie sehr sie zu einem entspannten Urlaub beitrug. Da können sich andere Länder und Städte eine Scheibe davon abschneiden. Kroatien ist jedenfalls jetzt eines meiner absoluten Lieblings-Hunde-Urlaubs-Länder!
Das war der erste Teil meines Reiseberichtes zu meiner/ unserer 10 tägigen Auszeit in Rijeka und Umgebung. Der zweite Teil erzählt dann von unseren zwei Touren auf die Insel Krk, du kannst ihn HIER nachlesen. im dritten Reisebericht gehts dann um unsere Ausflüge nach Istrien, wir besuchten das Ucka-Gebirge, fuhren entlang der Küstenstraße und besuchten Opatija. Außerdem durchquerten wir das Tal von Vinodol bis Crikvenica. Den dritten Reisebericht findest du HIER.
Auch mein Mann hat unsere Reise dokumentiert. Spannend wie sie sich unterschieden, wie unterschiedlich wir die Reise fotografisch festgehalten haben. Hier sein Bericht in der Dorfzeitung.
Viel Spaß beim Lesen und Mitreisen.
PS: Die Nennung des Appartement Drenova Hills stellt keine Werbung dar. Weder habe ich für die Nennung eine Vergünstigung bekommen, noch finanzielle Zuwendung. Die Nennung erfolgt auf Eigeninitiative, einfach weil ich die Unterkunft großartig fand und die beiden Hosts, Damir und Lara, sehr nett.
Kerstin Schramm meint
Ein wunderbarer Reisebericht – herzlichen Dank!
Sonja Schiff meint
Gerne, Kerstin. Schön, dass Du mitgereist bist gedanklich :-)