Im Zuge der Vermarktung meines neuen Buches war ich jetzt im Fernsehen, im Radio und hatte mehrere Gespräche mit Journalistinnen. Eine aufregende Zeit für mich! Immer wieder bekomme ich Rückmeldungen, dass ich so professionell wäre im Umgang mit Öffentlichkeit. Kürzlich meinte eine Bekannte: „Du bist einfach ein kommunikatives Naturtalent.“
Leute, tut mir leid Euch enttäuschen zu müssen. Ich bin kein kommunikatives Naturtalent. Es ist alles hart erarbeitet. Vor nicht einmal 20 Jahren noch, war ich ein schüchternes, unsicheres Mädel und öffentlich zu irgend etwas Stellung zu beziehen, wäre mir gar nicht eingefallen! Da hätten mir die Beine geschlottert, ich hätte eine fette Kröte im Hals gehabt und nur hilflos herum gestottert. Ja, ich war einmal schüchtern. Sehr schüchtern.
Wie ich es trotzdem schaffte? Das war ein langer Weg.
Ich erinnere mich, als mich eine ältere Kollegin fragte, ob ich mit ihr gemeinsam ein Seminar halten würde. Sie drängte mich und ich wagte es nicht ihr zu sagen, dass ich mich vor der Herausforderung fürchten würde. Am Tag des Seminars meldete ich mich krank. Vor lauter Angst. Die Kollegin war stinksauer. Dann war da diese Tagung zu der mich mein damaliger Chef angemeldet hatte. Ich sollte ein Referat halten. Rückzug oder Absage war nicht möglich. Als ich die erste Folie (damals gabs noch kein PowerPoint!) auflegte und auf die Projektion an die Wand sah, wurden meine Knie weich, denn alle im Saal konnten sehen, dass ich mit meiner nassen Hand Schweißtropfen auf der Folie hinterlassen hatte. Mir wurde schwarz vor den Augen und ich dachte gleich zu kollabieren. Was dann aber nicht passierte. Heute weiß ich, mich umspülte da gerade ein Adrenalin-Flash, weil mein Körper zur Flucht rief. Irgendwie hab ich das alles durchgestanden. Meinem Referat wurde sogar heftig Beifall gegeben.
Gelernt habe ich damals, dass ich mir und meinem Körper vertrauen kann. Es wird nichts passieren. Ich habe auch gelernt, dass es viel Anerkennung gibt, wenn man etwas wagt, über seinen Schatten springt, sich seinen Ängsten stellt. Danach tat ich den nächsten Schritt und den nächsten und den nächsten. Seit 2001 halte ich sogar beruflich Seminare, arbeite ich als Trainerin und Referate zu halten, ist „daily job“.
Sicher bin ich immer noch aufgeregt, wenn ich im Radio etwas sagen soll, vor einer Kamera oder gar auf einer Tagung vor vielen Menschen. Da klopft immer noch wie wild das herz und die Knie werden immer noch weich. Aber kein Vergleich mehr zum ersten Mal!
Warum ich die Geschichte erzähle?
Weil ich Euch ermutigen möchte Eure Stimmen zu erheben! Traut Euch Eure Meinung zu vertreten, wagt es aufzustehen und Positiion zu beziehen, etwa auf einer öffentlichen Diskussion. Es lohnt sich! Seine Ängste zu überwinden, beflügelt! Und mit jedem Mal wird es leichter!
Xaver meint
Man lernt auch mit jedem Mal mehr, dass man davor eigentlich keine Angst haben muss. Es entwickelt sich Routine. Dass man vor einem Auftritt weiche Knie bekommt, geht sogar Profis so, die jeden Tag auf einer Bühne sind oder öffentlich sprechen.