Kürzlich an einem der Weihnachtsfeiertage, der Himmel war blau bei strahlendem Sonnenschein und mäßigem Wind. Was lag da näher als einen langen Spaziergang zu machen durch die pannonische Steppe des Nationalparks Seewinkel.
Wir wollten eine unbekannte Strecke gehen, eine die uns schon längere Zeit anlacht und auf uns wartelt. Vor einiger Zeit haben wir das Hinweisschild gesehen „Weiße Esel von Illmitz“. Das machte uns neugierig. Also auf nach Ilmitz, einem kleinen Ort am Neusiedlersee, rund 25 Kilometer von unserem ungarischen Sarród entfernt. Angekommen in Illmitz bogen wir links ab Richtung Strandbad, nach einem weiteren Kilometer, neben ein paar Bäumen, ein kleiner Parkplatz auf dem wir das Auto abstellten. Dort nimmt man den Schotterweg links, die Schilfwiesen entlang, laut Hinweisschild sind es rund 2 Kilometer zu den weißen Eseln.
Weite, nichts als Weite
Es gibt Menschen, die können nicht ohne Berge. Und es gibt mich, ich kann nicht leben ohne endloser Weite. Seit ich 1998 und 2001 die Mongolei bereist habe, brauche ich den Blick in die Weite. Mit ein Grund warum ich mittlerweile, neben Salzburg, auch hier am Neusiedlersee lebe.
Besonders eindrucksvoll ist diese weite Steppenstimmung rund um Illmitz. Ganz in der Nähe befindet sich auch die berühmte Lange Lacke, ein Vogelschutzparadies. Aber auch beim Spaziergang zu den weißen Eseln von Illmitz wandert man durch das Steppengebiet und ich konnte meine Seele wieder einmal so richtig mit Weite füttern, mit dem Gefühl unbändiger Freiheit und Klarheit. Aber seht selbst. Weite, nichts als Weite. Nur am Horizont sieht man den Schneeberg, wenn man ihn heranzoomt.
Die weißen Esel von Illmitz
Und dann konnten wir sie von Weitem schon sehen. Zuerst ihr helles Fell, dann kamen sie auch schon neugierig herangetrabt: Die weißen Esel von Illmitz. Wunderbare Tiere!
Es handelt sich bei diesen Eseln um keine gewöhnlichen Esel, auch nicht um Albinoesel, wie oft fälschlich dargestellt, sondern um eine eigene Züchtung mit dem Namen Barockesel. Ihr Kennzeichen ist erstens das helle Fell und zweitens, anders als Albinoesel, die ja bekanntlich eine Pigmentstörung haben und daher auch rote Augen, haben die Barockesel hellblaue Augen.
Die Bezeichnung Barockesel tragen diese Tiere, weil sie vor allem im 17. und 18. Jahrhundert, also im Barock, gezüchtet wurden. Sie dienten der besseren Gesellschaft als Unterhaltung und den adeligen Kindern und vor allem den Königskindern als Spielgefährten. Die Farbe Weiß galt im Barock als etwas ganz Besonderes, auch bei Tieren. Wer im Barock jemand sein wollte, der besaß weiße Tiere, sie galten als Glücksbringer und standen für das Gute.
Noch heute sagt man, es bringt Glück einen Barockesel zu streicheln. Wie sich herausstellte ist das in Illmitz aber nicht möglich. Die Tiere leben auf riesigen Wiesen, abgetrennt durch einen Elektrozaun und obwohl sie sehr neugierig sind, sind sie gleichzeitig auch sehr scheu. So liefen bei unserer Ankunft zwar alle Esel gleich in unsere Richtung, aber als wir uns näherten, gingen sie auch rasch wieder auf Abstand.
Übrigens sind sie auch nicht ganz weiß, eher gelbstichig. Wie ich später nachlesen konnte, nennt sich die Farbe „cremello“. Heute sind die Barockesel fast ausgestorben, es gibt nur noch wenige hundert Tiere. Der Nationalpark Seewinkel/ Neusiedlersee hat sich vorgenommen ihre Art zu erhalten und deshalb Anfang der 90er Jahre das Zuchtprogramm in Illmitz ins Leben gerufen.
Das Märchen vom störrischen Esel
Wusstet Ihr eigentlich warum Esel als bockig und stur gelten? Anders als Pferde, die Fluchttiere sind, gehen Esel bei Gefahr in die Erstarrung. Sie bleiben stehen und bewegen sich nicht mehr. Früher, als es so etwas wie Naturschutz noch nicht gab und auch kein Wissen zu den Tieren, dachte man, ein Esel, der sich trotz Schläge, Geschrei oder Tritte nicht mehr bewegen mag, wäre störrisch. Dabei hatten die armen Esel einfach nur panische Angst, erstarrten und ernteten dafür wieder Gewalt. Was man alles so lernt bei einem harmlosen Spaziergang durch die Steppe!
Bei den weißen Eseln gibt’s übrigens auch noch einen sehr hohen Aussichtsturm, den Wagemutige erklimmen können, bevor der Rückweg angetreten wird. Der Bick in die Weite ist unbeschreiblich!
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