Vor 1,5 Monaten etwa hat sie wieder begonnen: Die Gartensaison!
Am Programm stand Beete umgraben und dabei den Gründung unterheben, Unkraut entfernt, Beete vorbereiten, Hochbeete mit frischer Erde füllen dann ging es los mit dem Säen. Ich fange immer an mit Radieschen, Salat, Ruccola, Zwiebel, Knoblauch und Erbsen. Einen Monat, Anfang Mai, schauts dann schon so aus im Hochbeet. Die ersten Radieschen sind schon zur Hälfte abgeerntet.
Als junge Frau hatte ich, wie hier im Blog schon einige Mal berichtet, zu Gartenarbeit eine eher negative Meinung. Ich verband damit pure Biederkeit und Angepasstheit. Das hat sich gründlich geändert. Vor etwa 10 Jahren begann ich, noch ganz zaghaft, die ersten gärtnerischen Schritte. Heute besitze ich in Ungarn, meinem zweiten Lebensmittelpunkt, ein altes Bauernhaus mit einem riiiiesigen Garten mit 2000 Quadratmeter. Eines ist klar: Ohne Garten kann ich es mir gar nicht mehr vorstellen. Mittlerweile decke ich mit meiner Gartenarbeit mehr als 50% unseres Gemüse- und Obstbedarfs. Und alles bio!
Ich finde es ist daher an der Zeit für einen Blogartikel, mit dem ich die Vorzüge des Gärtnerns ins Rampenlicht stelle.
5 Gründe, warum ich Gartenarbeit wunderbar finde
„So viel Arbeit!“ rief meine Mutter mit säuerlichem Gesicht als sie das erste Mal meinen großen Garten in Ungarn sah und auch meine Freundinnen meinen immer wieder „Warum tust Du Dir das nur an?“. Ja warum tu ich mir das eigentlich an?
1. Gartenarbeit macht meinen Kopf frei
In meinem beruflichen Leben bin ich als selbständige Alternswissenschaftlerin eine „Kopfarbeiterin“. Ich sitze viel am Schreibtisch, entwickle Projekte, bereite Seminare vor, schreibe Konzepte, Blogartikel oder an meinen Büchern. Es kommt selten vor, dass ich nicht irgendein Projekt, irgendeinen Gedankenfaden im Kopf tragen, dem ich nachhänge. Dabei kommt es immer wieder zu Stillstand im Kopf, ich finde keine Lösung, komme mit einer Idee nicht auf den Punkt und nichts geht weiter.
Doch dann gehe ich in meinen Garten und nach nur zwei Stunden Gartenarbeit, darauf kann ich vertrauen, löst sich mein Knopf im Kopf. Zwei Stunden Beete umgraben macht den Kopf herrlich frei. Pflanzen pikieren, Unkraut entfernen ersetzt mir jede Meditation. Oooooooooommmmm. Nach ein paar Stunden Gartenarbeit bin ich entspannt wie nach mehreren Stunden Wellness. Ich kann mit neuer Kraft zu meiner Kopfarbeit zurückkehren und oft kommen mir sogar während der Gartenarbeit, wie aus dem Nichts, die besten Ideen.
2. Gartenarbeit lehrt mich Geduld
Ich bin von meinem Charakter her ein äußerst ungeduldiger Mensch. Warten zu müssen ist für mich Horror, etwas nicht sofort zu schaffen, nicht sofort zu bekommen, macht mich richtig grantig. In meinem Garten lerne ich Geduld. Im Frühjahr etwa warte ich sehnsüchtig darauf, dass die diversen Stauden, die sich im Herbst ja zurückziehen in die Erde, wieder wachsen. Manche kommen früh, etwa die Funkien, da treiben die Spitzen ja im März schon aus. Aber andere kommen spät, erst im Mai und am Anfang meiner Gartenarbeit konnte ich das kaum erwarten, ging davon aus, dass die Pflanzen gestorben sind und habe neu gepflanzt. Oder beim Säen, manche Samen gehen schnell auf, Radieschen etwa oder Senf, aber andere Samen brauchen wochenlang bis sie keimen. Wie oft habe ich das nicht erwarten können und habe Pflanzen gekauft und gesetzt. Heute weiß ich, alles braucht seine Zeit. Nur Geduld! Zuerst mal einfach nur schauen, warten, suchen, staunen. Der Garten, die Pflanzen haben ihren eigenen Rhythmus und ich kann nichts erzwingen. Eine Lehre fürs Leben!
3. Gartenarbeit hält mich fit
Viele meiner Freundinnen gehen regelmäßig in Fitnessstudio, machen Krafttraining. Das brauch ich nicht. Ich bin eine Plus-Size-Frau, aber ich hab Kondition und Kraft für zwei und das kommt sicher von der Gartenarbeit. Kürzlich haben wir 7,5 Tonnen Kies geliefert bekommen. Ich hab 2 Tage geschippt, rund 4 Tonnen Kies (den Rest hat mein Mann übernommen) und mein Umfeld feixte: „Na auf den Muskelkater kannst Dich freuen!“ Leute, ich hatte keinen Muskelkater. Eigentlich unfassbar. Keinen Muskelkater, keine Kreuzschmerzen, einfach nix! Aber vielleicht kommt das ja auch vom Spinat, den ich esse (natürlich aus dem eigenen Garten!) und ich bin so etwas wie ein weiblicher Popeye!
4. Gartenarbeit liefert eigenes biologisches Obst und Gemüse
In Zeiten wie diesen, wo in jedem Lebensmittel irgendwelche Zusätze zu finden sind, wo Obst und Gemüse industriell und natürlich chemisch gereinigt, danach industriell gewachst wird, damit es schön glänzt, man einfach keine Kontrolle mehr darüber hat, was an diesen Lebensmitteln drauf ist, ins Lebensmittel eingedrungen ist, kurz was man da eigentlich zu sich nimmt, betrachte ich mich als privilegiert in meinen Garten gehen zu können und 100% biologische Erbsen, Karotten, Melanzani, Zucchini…..Äpfel, Birnen….Himbeeren…ernten zu können. Ich weiß, was ich esse. Wunderbar!
5. Gartenarbeit macht mich glücklich
Die erste Ernte im Jahr, meistens sind es Radieschen, macht glücklich. Ich liebe es! Danach der erste Salat, der erste Ruccola, dann der Spinat, dazwischen Frühlingszwieberl… später Kohlrabi, Lauch, Zucchini….laufend gibt es irgendwo ein erste Mal, machen glücklich. Okay, es gibt auch die Momente, wo du nicht mehr weißt wohin mit den vielen Roten Rüben und im Rekordtempo nachwachsenden Gurken. Dann artet es schon auch mal in Arbeit aus, weil als leidenschaftliche Gärtnerin lässt Frau ja nichts verfaulen. Aber seit einem Jahr haben wir eine große Gefriertruhe und jetzt muss ich nicht mehr alles einkochen, um meine Ernte haltbar zu machen. Waschen, schneiden, portionieren, einfrieren, fertig. Funktioniert tadellos. Wir essen jetzt im Mai immer noch an dem Sellerie von letztem Herbst! Und wenn der Garten mal etwas Mühe macht, dann denke ich an die Kartoffelernte. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie geil es ist im Frühjahr kleine Kartöffelchen in die Erde zu legen und Ende des Sommers traubenartig frische Erdäpfel aus der saftigen Erde zu holen. Es ist ein erhebendes Gefühl, es ist so archaisch und macht mich einfach unbeschreiblich so glücklich!
Und dann gibt’s in jedem Garten natürlich auch jene Ecken, die keinen Ertrag bringen müssen, die einfach nur da sein dürfen, wachsen, gedeihen und blühen dürfen, die ich noch zusätzlich behübschen kann, die Schmetterlingen, Bienen und Hummeln Nahrung geben und mich und meine Seele mit ihrem Anblick erfreuen und glücklich machen. Gartenarbeit rockt!
Paula meint
Ich danke Ihnen für den tollen Beitrag. Gartenarbeit ist einfach schön. Gerade wenn man beobachten kann wie alles wächst und gedeiht. Das vermisst man im Winter.
Mit besten Grüßen,
Paula