Was für ein Jahr dieses 2020 doch war! Ein Tanz zwischen Euphorie und Tragödie, zwischen Hoffen und Verzweifeln, zwischen Jubeln und Weinen, zwischen Angst und Zuversicht, zwischen Höhenflug und Absturz.
Hier mein kleiner persönlicher Rückblick zu dem aufregenden Jahr 2020.
Corona und der Strich durch die Rechnung
Es sollte mein bestes Geschäftsjahr aller Zeiten werden. Bereits im Dezember 2019 war ich für 2020 mit Seminaren restlos ausgebucht und die Freude darüber war groß. Außerdem war eine Lesereise geplant für mein im Dezember 2019 erschienenes Buch Magische Momente in der Altenpflege. Sie sollte mich von Dornbirn bis Wien, aber auch nach Frankfurt, Hamburg und Berlin führen. Nach 20 Jahren Selbständigkeit hätte ich damit als Altenpflegeexpertin erstmals den deutschen Markt erreicht. Ein Wahnsinn!
Dann kam Corona und mit einem Schlag war (fast) alles weg. Seminar um Seminar wurde storniert. Und mein Buch, an dem ich 4 Jahre lang geschrieben hatte, versandete aufgrund mangelnder Möglichkeiten es vorzustellen, in der Bedeutungslosigkeit. Ich war fertig mit der Welt!
Mittlerweile habe ich das Schicksal meines Buches quasi an „höhere Mächte“ übergeben, nehme es, wie es kommt. Und dem Staat Österreich danke ich für die Covid-Unterstützungsleistungen, die ich als Kleinunternehmerin erhalte. Langsam geht es auch wieder aufwärts, Buchungen für 2021 trudeln ein. Es geht also weiter…..
Ich ging viral. Wohooo!
Kurz nach dem Zusammenbruch meiner Auftragslage, ich befand mich gerade im Lockdown in Ungarn, landete ich einen Zufallstreffer. Meine Story Corona – nichts wird mehr sein, wie es war, die ich auf der Storytelling-Plattform story.one veröffentlicht hatte, ging viral. Über 1,7 Millionen Menschen lasen meinen Artikel, den ich spontan und emotional in nicht einmal 15 Minuten verfasst hatte. Ich traf wohl einen Nerv.
Die Folge war ein kleines Buch mit gleichlautendem Titel, welches story.one mit 16 Geschichten weiterer AutorInnen herausgab. Für mich hieß das mehrwöchige PR-Arbeit in einem noch nie dagewesenem Ausmaß in meinem Leben. Zahlreiche Radio- und Zeitungsinterviews, wie auch Fernsehbeiträge in Livesendungen mit Skype-Zuschaltung. Ein bisschen „Fame“ mitten im Lockdown und eine Art Intensiv -PR-Training. Es war eine Freude mit der professionellen Crew von story.one zusammenzuarbeiten. Ich habe soooo viel gelernt!
Liebe, Freundschaft, Chaos & ein bitteres Ende
Am intensivsten im Gedächtnis bleiben wird mir von 2020 wohl mein emotionales Chaos in Sachen Liebe und Freundschaft. Mein größter Wunsch, eine wunderbare Begegnung voller Intensität in eine Freundschaft zu verwandeln, ist leider nicht geglückt.
Hoch, tief, glücklich, traurig, oben, unten, es war die reinste Achterbahn. Außerdem kränkend für meinen Mann und für unsere Ehe eine echte Prüfung. Zum Glück wirft mein Mann die Flinte nicht so schnell ins Korn und ist er einer, dessen Wort zu 100% zählt.
Anders das Wort des Mannes, in dem ich mich 2020 so sehr verloren habe. Dessen Wort zählt wenig, weiß ich heute. Es war viel Blablabla, jede Menge warme Luft. Pfffffffffft! Nicht mehr. Klar, habe auch ich Fehler gemacht, nicht wenige sogar. Viel zu viele! Ich war anstrengend, ich war emotional, ich war wahnsinnig chaotisch und exzessiv, ich war ein hin und her, hoch und tief. Und ich habe verletzt.
Aber ein Gegenüber, das gerade noch von Freundschaft redet, und dann plötzlich, von einem Tag auf den anderen, die Kommunikation zu 100% einstellt, ohne Erklärung, ohne jeden Abschied, der mich einfach an die Wand laufen lässt, ins Leere, das war bitter. Richtig bitter. Sowas habe ich noch nie erlebt und auch jetzt, nach einigen Wochen, finde ich diesen Kontaktabbruch im höchsten Ausmaß unreif, asozial, verletzend und respektlos. Bis heute weiß ich nicht, warum und wieso, bis heute kann ich es nicht nachvollziehen, nicht verstehen. Nur akzeptieren.
Dass mir so etwas einmal passieren würde, hätte ich nicht gedacht. Schon gar nicht, dass es mir mit diesem Menschen passiert. Er war mir nämlich richtig wichtig. Und ich habe ihm vertraut.
Trotzdem habe ich es geschafft, nach anfänglich großer Traurigkeit und Wut, für mich ein positives und ein vor allem ein korrektes Ende zu finden. Gestern habe ich diesem Menschen eine, sogar selbst gezeichnete, Weihnachtskarte geschickt, ihm von Herzen alles Gute für die Zukunft gewünscht und das aus den Tiefen meiner Seele auch so gemeint. Möge er glücklich werden.
Ich muss Gleiches, nicht mit Gleichem vergelten, habe ich erkannt, mich nicht ebenso asozial verhalten, nur weil es das Gegenüber tut. Ich kann meinem Lebensprinzip treu bleiben: Wer mir einmal sehr nah kam, wen ich mochte/ geliebt habe, vom dem trenne ich mich, trotz Streit, letztlich auf positive Art und mit Respekt. Wie der andere das Ende gestaltet, ist für mich dabei unerheblich. Der muss sein Verhalten vor seinem eigenen Spiegelbild verantworten.
An mich heranlassen würde ich diesen Menschen aber nie wieder. Ihm Raum und Lebenszeit zu geben, mich ihm zu zeigen, ihm zu vertrauen, war mein größter Irrtum in diesem so seltsamen Jahr 2020. Rückblickend betrachtet ist von der Begegnung kaum etwas geblieben. Nur die Erinnerung an eine chaotische Zeit und das bittere Ende. Gelernt habe ich trotzdem. Viel! Danke daher auch dafür, Leben!
Zoom, Zoom, Zoooooom!
Beruflich lässt sich das Jahr in einem Wort zusammenfassen: Zooooooooooom :-) LOL!
Zoom-Besprechungen, Zoom-Seminare, Zoom-Tagungen, Zoom-Coachings, Zoom-Gespräche…Zoom, Zoom, Zoom. Was am Anfang fremd war, wo ich zu Beginn inneren Widerstand überwinden musste, ist heute selbstverständlicher Alltag und aus meinem (und unserem) Leben nicht mehr wegzudenken. Wozu bin ich früher eigentlich für jede kleine Besprechung so viel herumgefahren? In Zukunft wird das Berufsleben um einiges entspannter und ich viel mehr Zeit zu Hause verbringen können.
Lustiger Sidestep: Ein Bekannter ist mir schon vor Jahren mit dem Thema Webinare in den Ohren gelegen, ich sollte es doch wagen, ausprobieren. Immer habe ich abgelehnt oder Ausreden gefunden. Als dann im März/ April nichts mehr ging in real life, dachte ich: Wäre ich David damals gefolgt, ich wäre jetzt die Online-Queen. So aber musste ich mir, wie alle anderen auch, die Kompetenzen jetzt aneignen. Ich denke viel an Dich, David!
Was bleiben wird von 2020? Auf alle Fälle ZOOM! Yeah! Ich liebe es! Mittlerweile stelle ich meine Bücher darüber vor, halte Seminare damit, unterrichte damit…….und und und.
Sketchnotes und Malen
Ein Vorteil dieses, von Corona so gebeutelten, Jahres war die viele Zeit, die mir plötzlich zur Verfügung stand. Zeit, um mich auf die Suche zu machen nach mir selbst. Wer bin ich noch? Welche Talente habe ich? Was von meiner Persönlichkeit möchte ich noch bzw, mehr leben? Das Ergebnis: Meine Kreativität!
Ich habe das Sketchnoten entdeckt (über einen Online-Kurs via Zoom natürlich!) und dabei Emma entwickelt, eine ältere Dame mit Dutt. Sie ziert jetzt Lesezeichen, Postkarten und sogar meine Weihnachtskarten, die ich heuer, alle selbst gezeichnet, zahlreich versende.
Außerdem habe ich dieses Jahr wieder so richtig viel gemalt. Großformatige Bilder mit kraftvollen Motiven, die aus meiner Seele kamen. Wunderbar befreiend und mein emotionales Chaos heilend !
Mein Entschluss steht fest: In Zukunft werde ich dem Malen und Zeichnen viel mehr Raum geben in meinem Leben.
Mein erster Roman entsteht
Wofür ich am meisten dankbar bin: Corona hat mir eine lange Schreibphase geschenkt. Seit Jahren schon möchte ich einen Roman schreiben. Aber wie und wann Zeit finden für diese Herausforderung? Dank Covid-19-Lockdown Nummer 2 arbeite ich bereits seit Anfang November fast durchgehend an meinem ersten Roman. Ich habe Zeit, in Ruhe Romanidee und Figur zu entwickeln. Ja, ich kann mir sogar leisten Fehler zu machen, noch einmal von vorne zu beginnen……die Figur und die Geschichte kommen zu lassen. Es macht sooo viel Spaß! Ich weiß, hier liegt meine Zukunft. Ich werde Romane schreiben bis ich irgendwann umfalle und ins Jenseits taumle ;-)
Zu meinem ersten Roman nur kurz: Es wird um Lotte Braun gehen, eine alte Frau, die immer ein angepasstes Leben geführt hat und gerade Witwe geworden ist. Nach einer Phase der Trauer macht sie sich auf in ein neues Leben und lässt dabei viele Konventionen hinter sich.
Ende Jänner starte ich die Suche nach einem Verlag. Bis dahin heißt es schreiben, schreiben, schreiben…..
Endlich grau! Ganz ICH!
2020 war für mich das Jahr der Wandlung. Ich habe mich in diesem Jahr regelrecht gehäutet. Zwar bin ich immer noch die Gleiche, aber ich bin nicht mehr Dieselbe. Ich bin tiefer geworden, klarer, noch mehr bei mir.
Ich weiß um meine Stärken, aber auch um meine Schwächen. Ich weiß, was und wer wichtig ist in meinem Leben, Nach diesem emotional so herausforderndem Jahr, habe ich vor nichts mehr Angst. Klingt überzogen. Ist aber so. Nach diesem Jahr haut mich nichts mehr um.
Der große Wandel ist an mir auch deutlich sichtbar. Ich habe mir mein gefärbtes Haar geschoren und meinen Look total verändert: Extrem kurz und grau! Ich liebe meine neue Frisur. Thats me! Sie zeigt mein Gesicht pur. Die neue Frisur passt einfach zu mir, zu meiner Offenheit, zu meiner Kompromisslosigkeit, zu meinem „mich der Welt zeigen“.
Mein Fazit zum Jahr 2020
Danke an dieses seltsames Jahr 2020 für alles, was ich lernen musste und durfte. Ich habe einen Reifungsprozess durchlaufen wie noch selten zuvor in einem Jahr.
Learning 1: Höre auf die Warnungen deiner Seele! Wenn meine innere Stimme bei der ersten Begegnung mit einem Menschen ruft „Scheiße!“ oder „Mach Dich vom Acker!“ (ja, das hat sie gerufen beim ersten Treffen mit diesem Mann/ siehe oben!), werde ich in Zukunft darauf hören. Den Warnungen meiner Seele zu folgen, ist klug. Ich muss mich nicht jedem Chaos aussetzen. Ich darf mich auch umdrehen und sagen: Sorry, keine Lust im Moment auf komplizierte oder schmerzhafte Erfahrungen.
Learning 2: Meine Ehe hält auch heftigen Stürmen Stand. 2020 hat es uns ordentlich gebeutelt, meinen Mann und mich. Keine Sekunde aber hat irgendjemand von uns beiden das Chaos auf die leichte Schulter genommen oder gar die Beziehung in Frage gestellt. Immer sind mein Mann und ich in Kontakt und Kommunikation geblieben, in Wertschätzung und Liebe. So haben wir die Krise gemeistert und darauf bin ich megastolz. Noch ist nicht alles wieder 100% gut, noch müssen Wunden heilen. Aber wir sind dabei uns neu zu finden. Und eines wissen wir beide: Wir gehören zusammen. Wir sind uns wichtig. Sehr wichtig.
Learning 3: Weniger ist mehr. Covid-19 hat mich in meiner Geschäftigkeit und meinem beruflichen Tatendrang abgebremst. Was zuerst große Angst gemacht hat, wurde zu einer Art Befreiung. Ich habe es genossen, keinen Stress mehr zu haben, dafür jede Menge Zeit für mich, für meinen großen Garten, für Leidenschaften, für Experimente. Wie es beruflich weitergehen wird, weiß ich noch nicht. Covid-19 ist ja noch nicht bewältigt. Aber ich bin zuversichtlich. Allerdings wird es anders sein. Ich werde ganz klar weniger arbeiten in Zukunft und nur noch zu Themen, die mich wirklich interessieren. Außerdem: Ich werde weniger konsumieren (wobei ich eh nie eine exzessive Konsumentin war). Denn auch das hat Corona mir klargemacht. Man braucht nicht viel für ein gutes Leben. Weniger ist mehr. Auf allen Ebenen.
Learning 4: Kreativität ist meine große Stärke. In diesem Jahr habe ich gelernt, dass ich niemals untergehen werde. Ich habe die Kraft und die Kreativität, mich immer wieder neu zu erfinden, bin eine Stehauf-Frau, reich gesegnet mit Talenten. Das zu wissen macht mich ruhig und lässt mich zuversichtlich in die Zukunft blicken. Danke Leben für so viele Talente!
Learning 5: Ich bin eingebettet in ein wunderbares soziales Umfeld. Freunde zu haben ist das größte Gut. Menschen, die man liebt, denen man vertraut, die dableiben, auch wenn es grad kompliziert ist, die zu ihrem Wort stehen, denen man als Mensch wichtig ist und die das auch zeigen. Ich verfüge über ein Netzwerk großartiger Menschen. Dafür bin ich heute (besonders nach dem Erlebnis mit dem sich asozial verhaltendes Mann) mehr denn je dankbar! Ich danke Euch allen (die gemeint sind, wissen Bescheid) für Eure Freundschaft, dafür wie ihr mich durchs Leben trägt, wie ihr zu mir steht, wie ich auf Euch zählen kann. DANKE! Ich hab Euch lieb!
Liebes Jahr 2020. Ich bereue nichts. Auch wenn manche Erfahrungen bitter waren und ich sie, rückblickend betrachtet, nicht unbedingt gebraucht hätte. Insgesamt warst Du belebend, intensiv, Freude bringend, chaotisch, beängstigend, schmerzhaft, erfahrungsreich und wunderbar. Kurz und gut: Du warst ein wilder Ritt durchs pralle Leben.
Danke für alles, was du mir gebracht hast an Erfahrungen und Lernen. Bye, bye 2020! Herzlich Willkommen 2021!
Gabi meint
Liebe Sonja – erst mal vielen Dank für Deine Emma – Karte. Habe mich darüber gefreut. Dein Rückblick auf 2020 ist wirklich spannend. Ich kann Dir nur gratulieren, wie Du gerade die emotionale Achterbahn gemeistert hast. (Auch ein großes Kompliment an Deinen Mann wie er damit umgegangen ist).
So was passiert einem nur einmal im Leben, da bin ich mir sicher – in solchem Ausmaß und sich davon frei zu machen ohne Schaden zu nehmen ist eine ganz große Leistung.
Für Deinen Lotte Roman wünsche ich Dir alles Gute. Du bist wirklich ein Ausbund an Energie. Liebe Grüße Gabi von lovemylife.
Claudia Braunstein meint
Liebe Sonja, wenn du jetzt eh so zooooomst, dann könnten wir uns einmal virtuell treffen, da die Kaffeehäuser alle zu sind und du weit weg. ;-) Geruhsame Feiertage, liebe Grüße, Claudia
Sonja Schiff meint
Das können wir sehr gerne tun nach Weihnachten!! Gute Zeit, liebe Claudia!