Mitte März habe ich auf der Storytelling -Plattform story.one den Artikel „Corona. Nichts wird mehr sein, wie es war“ geschrieben und über 1,7 Millionen Menschen haben ihn gelesen. Viele LeserInnen sind damals meiner Sehnsucht gefolgt, meiner Hoffnung, Corona könnte eventuell auch positive Seiten haben, würde vielleicht die Welt ein wenig verändern, ein kleines Stückchen besser machen.
Es ist Mitte Juni und die Grenzen Ungarn – Österreich haben sich geöffnet. Nun kann auch ich das kleine ungarische Dorf, meinen Quarantäneort, verlassen und zurückkehren in das „normale“ Leben. Zurück in die Stadt Salzburg, zurück zu meiner Arbeit als selbständige Alternswissenschaftlerin, zurück zu meinen Seminaren, zu Trubel und Geschäftigkeit, zu Terminen und Meetings, zurück zu Auftragsklärungen und meinem über viele Jahre hart erarbeiteten Ruf, eine Macherin zu sein, der das Thema Altenpflege ein besonderes Anliegen ist.
Nein, Corona hat nicht die Welt verbessert. Nach den Bildern von Warteschlangen in Baumärkten und vor Fastfood-Restaurants, nach der Rückkehr von Billig- und Kurzstreckenflügen, weiß ich, der Mensch ändert sich nicht. Alles bleibt, wie es war.
Und doch hat sich etwas verändert. Ich habe mich verändert.
Drei Monate habe ich mich, mit noch nie zuvor erlebter Muße, um Dinge gekümmert, für die ich vorher keine oder kaum Zeit hatte. Ich habe meinen Garten bestellt, habe Erde umgegraben, Gemüse gesät und gepflanzt, habe Sträucher geschnitten, Blumen eingesetzt und ihnen beim Wachsen zugesehen, habe den Kiesweg geordnet und dafür tausend kleine versprengte Kiessteine aus der Wiese geklaubt. Ich habe Flieder und Ribisel geerntet, Beere für Beere/ Blüte für Blüte vom Grün gezupft und daraus Gelee und Sirup gekocht, ich habe Kräuter geschnitten und daraus Pesto, sowie Suppenwürze produziert. Ich habe stundelang den Bienen zugesehen beim Pollen sammeln, die Geburt eines Schmetterlings erlebt, die Entstehung eines Wespennestes und ich habe endlich wieder angefangen zu malen.
Langsamkeit und Hinwendung zu den einfachen Dingen, das waren meine letzten drei Monate. Jetzt stehe ich vor der Abreise nach Salzburg und weiß plötzlich nicht, ob ich überhaupt zurück will in das „alte“ Leben. Wer bin ich, abseits des Berufslebens? Was ist wirklich wichtig für mich? Was ist Erfolg für mich? Was ein erfolgreiches Leben? Das sind die Fragen, die mich jetzt beschäftigen.
Vor einigen Tage ging der Anruf einer Kollegin bei mir ein. Sie sprach von meinem Beruf, der Pflege, und appellierte an mich, dass man dies und das doch tun sollte, die Chance nützen müsste, damit sich endlich etwas ändert. Ob ich nicht tun möchte, ich wäre doch bekannt, auf mich würde man vielleicht hören. Früher, noch im Februar, wäre ich eifrig aufgesprungen und hätte die Dinge in die Hand genommen, hätte getan, geholfen, wäre voran geschritten. Doch stattdessen hörte ich mich sagen: „Ich hab genug gekämpft, jetzt sind andere dran.“ Und seltsamerweise fühlte sich dieser Satz richtig gut an.
Nein, Corona hat die Welt nicht verändert. Mein Artikel vom März 2020 war ein Wunschtraum, eine Illusion. Aber Corona hat mich verändert und damit wird sich auch meine kleine Welt, mein Leben, verändern. Wohin die Reise geht? Ich weiß es noch nicht. Der Weg ist das Ziel?
Monika Krampl meint
<3 :-)
Sonja meint
:-)
Anna Schüler meint
Mir geht es ähnlich wie dir.
Ich liebe dieses Zitat von Maya Angelou das ich im Moment sehr passend finde.
„Erfolgreich zu sein, bedeutet dich zu lieben, das zu lieben, was du tust und wie du es tust.“
Viele Grüße
Anna
Sonja meint
Ja, sehr schön, Anna!
Yael Levy meint
Schön, das hört sich gut an! Was soll ich dir wünschen, auf deinem neuen Weg? Viel Erfolg? Eher nicht. Aber Zufriedenheit. Genugtuung. Ruhe. Alles Gute!
Liebe Grüsse,
Yael
Sonja meint
Dankeschön!
Karin Austmeyer meint
Sehr gut. Ich glaube, das ist der richtige Weg. Ich wünsche Dir vor allem Zufriedenheit.
Eine dicke Umarmung von mir
Gruß Karin
Sonja meint
Umarmung Karin!
Sabiene meint
Eigentlich kann man nie die Welt verändern. Man kann immer nur sich selbst verändern. Und somit hast du schon sehr viel erreicht!
Lass es dir gut gehen!
LG
Sabiene
Claudia Braunstein meint
Liebe Sonja, ich bin mir sicher, du wirst den richtigen Weg finden. Liebe Grüße, Claudia