Tagtäglich bin ich mit schrecklichen Nachrichten und Informationen konfrontiert, die mich verstören und mir Angst machen.
Menschen rennen um ihre nackte Haut, Babys werden über Stachelzäune in rettende Zonen gehoben, halbwüchsigen Kindern werden Finger abgehackt von IS- Terroristen, die Genitalverstümmelung tausender Mädchen werden angeordnet, Todesurteile, Hinrichtungen, Auspeitschungen, Schändungen wohin man schaut, Kinder missbraucht als Selbstmordattentäter. Dazu der Umgang Europas mit all dem Leid, mein Europa auf das ich gesetzt und an das ich geglaubt habe. Zäune in Ungarn, die hochgezogen werden. Österreicherinnen, die meinen eine „Invasion“ zu erleben und die diese irrsinnige Angst haben, ihre Identität zu verlieren. Die Angst vor allem Fremden, die Sorge ein Stück Wohlstand abgeben zu müssen, die Hetze mancher Parteien…..und Menschen.
Egal wohin ich im Moment sehe, ich sehe fast nur grausige Bilder, grausige Botschaften und jede Menge feige und rückgratlose Politiker. Selten finde ich dazwischen einen menschlichen Lichtblick. Sehr selten.
All diese Bilder stehen in Diskrepanz mit meinem persönlichen Lebensgefühl. Ich habe einen wunderbaren Mann an meiner Seite, ich darf bald 3 Monate in meinem kleinen persönlichen Paradies in Ungarn verbringen. ich darf dort ein Buch schreiben, ich werde meinen Obst- und Gemüsegarten pflegen und bald die Früchte meiner Arbeit ernten, ich freue mich darauf stundenlang mit meinen Hundemädels durch Wald und Wiesen zu laufen, ich kann bald tägliche Runden drehen in meinem kühlen Pool, ich bin gesund………..mir geht’s so gut wie noch nie in meinem Leben!
Aber da gibt es diese innere Stimme: Darf ich so glücklich sein, wenn rund um mich so Viele Leid erfahren? Da ist diese Frage: Ist es ethisch korrekt das eigene Glück zu genießen, wenn rund um mich die Welt in Scherben liegt?
Es fällt mir schwer, mein Glück zu nehmen und zu jubeln. Es fällt mir schwer, mich auf meinen Sommer zu freuen. Und doch ist meine Sehnsucht danach riesengroß……
suzie traktor meint
ich glaube, dass es vielen menschen schwer fällt, sich zu freuen.
mich wundert es auch, wenn ich fröhlich bin.
und der steigende bedarf an antidepressiva sagt ja auch was aus.
es wäre aber auch verkehrt, sich nicht zu freuen, oder? ich hoffe, dass ich gesund bin und als ichs wirklich gar nicht wahr, das gebe ich zu, habe ich zwar auch getrauert über den zustand der welt, aber, „ich“ war mir viel wichtiger. naja und es wäre ja komisch, sich am leben „nu“ zu freuen, wenn es bedroht ist, also habe ich mir schon vorgenommen, „die heiterkeit in mein leben zu locken“, wie es louisa francia nennt – quasi trotz alledem.
naja und das dagegensein und dagegenstehen gelingt auch leichter, wenn ich nicht völlig parterre bin.
Sonja Schiff meint
die heiterkeit in mein leben locken…….gefällt mir :-)
Dorothea Gmeiner-Jahn meint
Ich finde es sehr wohltuend, liebe Sonja, dass du diesen Kontrast so deutlich ansprichst. Ja, uns geht es saugut, und Millionen Menschen geht es sauschlecht. Hunderttausende davon zerschellen an unseren sogenannten Außengrenzen. Und zB über Rüstungsexporte – jaja, die Arbeitsplätze – werfen unsere Volkswirtschaften tonnenweise Zündstoff in die Konfliktgebiete, die letztlich die flüchtenden Männer, Frauen und Kinder (die Tiere bleiben im Elend zurück, Ökosysteme und historische Stätten der Menschheit werden vernichtet) produzieren, die wir dann nicht, wie es heißt: hereinlassen wollen. Bisserl was spenden, bisserl (viel) was verdrängen, bisserl Engagement als Gutmensch, möglichst wenig Kinder kriegen , trotz allem den Wein genießen … scheint mir der einzig ehrliche derzeit angebrachte Umgang zu sein mit dieser Bankrotterklärung der Spezies Mensch.
(Sage ich nicht dogmatisch – bitte revidiert mich mit weiteren Beiträgen!)
Sonja Schiff meint
Danke für Deine Gedanken, Dorothea!
Veronika Konrad meint
Liebe Sonja,
genieße deinen langen Sommer mit jedem Atemzug.
versorge dich mit schönen Bildern und guten Nachrichten (ja die gibt es auch).
Lese keine Zeitung, schaue keine grauslichen Videos an. Ja, das darfst du und ist nicht ignorant.
Einen schönen Sommer wünscht Dir
Vroni und Loni
Sonja Schiff meint
Danke Veronika….
rochus gratzfeld meint
Natürlich darfst du genießen!
Und ich genieße jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde, jeden Atemzug mitDIR.
Denn wenn wir aufhören, zu genießen, hören wir auf, zu kämpfen. Zu leben. Zu sein.
Werden wir sinnLOS.
PS: Ändert nichts daran, das du eine wunderbareNERVENsäge bist. Werde dich zur Strafe im Pool untertauchen.