Seit einigen Jahren schon geht es mir sehr gut in meinem Leben, derzeit erlebe ich gar eine meiner glücklichsten Zeiten. Nach Jahren wirtschaftlicher Unsicherheit als Selbständige, der permanenten Angst, es könnten zu wenig Aufträge reinkommen, geht’s mir beruflich heute richtig gut. Alles kommt irgendwie auf mich zu, Seminaranfragen, Unterrichtstätigkeit und jetzt mein Buch, ich muss nur danach greifen und die Angebote umsetzen. Gut, da bin ich Perfektionistin, da arbeite ich dann wirklich hart und gebe alles Herzblut hinein, was in mir steckt.
Dazu bin ich eingebunden in einem Kreis von wunderbaren Menschen und habe ich einen tollen Mann an meiner Seite. Wir geben uns beide Freiheit und Raum zur eigenen Entfaltung, ich erfahre Umsorgung und Stärkung wie nie zuvor. Außerdem lebe ich an zwei Orten, Salzburg und Ungarn, wechsle zwischen Stadt und Land und damit zwischen den Elementen Luft und Erde.
Bei mir flutscht es also gerade so richtig, ich bade in Zufriedenheit und Glück. Das ist die eine Seite. Aber da gibt es auch die andere Seite in mir. Jene, die sozialisiert wurde von diesem alten Wienerlied:
Das Glück is a Vogerl,
gar liab, aber scheu,
es lasst si schwer fangen,
aber fortg’flogn is glei.
In den Momenten meines größten Glücks, bin ich diesem Glück gegenüber immer skeptisch. Wird es bleiben? Kann ich ihm trauen? Oder muss ich mich jetzt im Glück schon wappnen für schwere Zeiten?
Rund um mich gibt es so viele Menschen, die schwere Schicksalsschläge erleiden müssen, Krebs, Herzinfarkt oder andere Krankheiten, die den Tod eines geliebten Menschen erleben, die ihr Land verlassen müssen und vor Krieg fliehen, die schwere Lebenskrisen durchlaufen. Erst gestern wieder hatte ich ein Gespräch mit einer Frau, deren Geschichte mich einfach nur fassungslos machte.
Das sind jene Momente, in denen ich meinem kleinen Glück misstraue. Auf der anderen Seite wispert dann sofort eine innere Stimme: „Denk an die Macht der Gedanken. Immer schön positiv bleiben! Rede, denke Dein Unglück nicht herbei“. Und eine andere innere Stimme beruhigt mich: „Mensch, Du hast doch auch schon viel Schmerz erlebt und geschafft im Leben. Vertrau auf Dich!“
Im Hier und Jetzt leben ist manchmal gar nicht so leicht………..
rochus gratzfeld meint
Es heißt auch „Das Glück ist eine Blume, die selten blüht.“
Nun denn. Erfreuen wir uns an der Blütenpracht.
Zu wissen, dass ein schwerer Regen, ein Sturm, eine Krankheit sie von heute auf morgen hinwegfegen kann, macht diese Blume noch wertvoller.
Und das eigene Glück noch größer.
Ich lebe daher den Tag.
Die Momente.
Vergesse dabei nicht, die Blumen zu hegen und zu pflegen, ab und an zu düngen.
Almut meint
Hey Sonja,
das ist ja mal wieder ein Artikel der mir aus dem Herzen spricht. Auch ich habe diese Glückserfahrung gemacht. Der Herbst des Lebens ist eben auch Erntezeit und es fügt sich vieles scheinbar von selbst… wie eine Frucht die mir quasi in den Schoß fällt. Da ist aber auch die Fähigkeit gewachsen kleine Dinge zu sehen und genießen. Glück ist an an positive Gedanken geknüpft aber auch an Erfahrungen Entscheidungen. die wir das ganze Leben getroffen haben und als Weg erkennbar bleiben. Auch ich bin traurig und besorgt, wenn ich die vielen Konflikte und Schmerzen anderer Menschen sehe, wie z.B. das Leid der Flüchtlinge. Im Herbst beginnt der Zug der Vögel – Glück bleibt ein scheuer Vogel und fliegt zuweilen Runden… Wind und Wolken in den Alltag gehören auch dazu und die Kämpfe die wir täglich leben.
lieber Gruß
Almut
Sonja Schiff meint
Danke für Deine Gedanken, Almut!