Vorgestern haben Sie Ihre offizielle Abschiedsrede gehalten und wie so oft zuvor, haben Sie mich damit sehr berührt. Mit Ihrem Abgang, mit dem Ende Ihrer Präsidentschaft, geht aus meiner Sicht eine Ära zu Ende. Ich glaube die ganze Welt spürt das, weiß um die Veränderung.
Als Sie damals die große politische Bühne betraten, veränderte sich plötzlich die Energie, denn Sie brachten Hoffnung und Kraft. Die Welt war geradezu euphorisiert. Das war einfach großartig! Jetzt mit dem Ende Ihrer Amtszeit verändert sich diese Energie wieder. Leider nicht zum Guten und wir alle, die wir Ihren Optimismus geschätzt haben, schauen mit Besorgnis in die Zukunft.
Heute bin ich über ein Video gestolpert, in welchem Menschen von jenem Moment Ihrer Präsidentschaft berichten, an den sie sich besonders gerne erinnern. Kinder, junge Menschen, Künstler, Medienleute, Zuwanderer, Unternehmerinnen und ganz „einfache“ Amerikaner erzählen und auch bei mir startete beim Schauen dieses Videos sofort die „Erinnerungsmaschine“.
Sie haben nicht alles richtig gemacht, keine Frage. Die Erwartungen an Sie waren unrealistisch und überzogen. Dem Friedensnobelpreis, den Sie in der Euphoriewelle damals erhalten haben, konnten Sie nicht gerecht werden. Drohneneinsätze mit Einkalkulierung ziviler Opfer sind eines Friedensnobelpreisträgers unwürdig. Das Gefangenenlager Guantanamo haben Sie auch nicht, wie versprochen, geschlossen und in der Bewältigung der weltweiten Flüchtlingskrise spielte Amerika, ehrlich gesagt, eine beschämend kleine Rolle. Ja es gab da eine Reihe von Entscheidungen, die mich enttäuscht haben. Allerdings bin ich mir auch sicher, dass Ihnen manche dieser Entscheidungen schwer gefallen sind. Politik ist einfach ein Job, der oft zu beschissene Kompromissen und Entscheidungen zwingt. Nein, Sie waren nicht immer einer von den Guten.
Allerdings haben Sie verdammt viel auch richtig gemacht! Ich habe es sehr geschätzt, wie ernsthaft Sie das Thema Klimaschutz angegangen sind, da haben Sie mir echt Hoffnungen gemacht. Und wie Sie sich für den Schutz von riesigen Meeresgebieten eingesetzt haben, sowie für den Schutz der Arktis, wo sie jetzt noch, kurz vor dem Ende Ihrer Präsidentschaft, einen Vertrag unterzeichnet habe, der zukünftige Ölbohrungen unmöglich macht. Großartig!
Dass Sie sich mit der amerikanischen Waffenlobby angelegt haben nach dem Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School in Newtown/ Bundesstaat Cennecticut, rechne ich Ihnen hoch an und Ihre Tränen damals bei der Ansprache, die haben mich sehr betroffen gemacht, mich aber auch erleichtert. Ein Präsident, der öffentlich weint. Wooow. Wo gab es das jemals zuvor?
Nicht zu vergessen natürlich das neue Krankenversicherungssystem, sogar nach Ihnen benannt, Obama-Care. Nicht perfekt, aber was für eine Errungenschaft! Endlich einmal ein Blick auf Menschen, die nicht zu den Gewinnern gehören, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind, die den amerikanischen Traum nicht geschafft haben – sie können jetzt sicher sein, wenigstens eine medizinische Grundversorgung zu erhalten. Für uns Europäer ja unbegreiflich, warum es das bis jetzt bei Euch da drüben nicht gab.
Ja, ich sehe viele politische Entscheidungen und Projekte, die mir gut gefallen haben. Doch, doch, Sie waren auch einer von den Guten und ich habe gesehen, dass Sie viel Engagement und Idealismus mitgebracht. Ich denke schon, dass Sie davon getrieben waren, die Welt ein Stück besser machen zu wollten. Es muss für Sie deshalb jetzt auch deprimierend sein, zu sehen wie ein egomanischer Narziss alles rückgängig machen will. 8 Jahre Ihres Lebens haben Sie versucht Amerika und die Welt positiv weiter zu entwickeln, 8 Jahre Ihrer Lebenszeit haben Sie dafür hergegeben. Und jetzt? Alles umsonst? Mir tut das sehr leid für Sie. Ich hätte Ihnen eine Nachfolgerin gewünscht, die Ihr Werk weiterführt. Es muss Sie sehr schmerzen, zu sehen, wie Ihr Erbe mit Füßen getreten wird.
Was ich aber am meisten mit Ihnen verbinde und was ich am meisten vermissen werde, ist ihre menschliche Präsenz und ihre Persönlichkeit. Gab es jemals zuvor einen cooleren Präsidenten der USA? Gab es jemals zuvor einen amerikanischen Präsidenten, der den Menschen dermaßen das Gefühl gab, einer von Ihnen zu sein?
Gab es jemals zuvor einen Präsidenten, der sich dermaßen selbstverständlich als liebender Ehemann zeigte, als einer der mit seiner Frau eine Partnerschaft auf Augenhöhe lebt, als ein Vater, der seine beiden Töchter liebt und stärkt ?
Ich werde Sie vermissen Mister President!
Ich werde Ihre positive Energie vermissen, Ihre Lässigkeit und Ihren Optimismus. Mir wird Ihre Menschlichkeit fehlen, Ihre Zukunftsorientierung, Ihre Offenheit und Ihre Weitsicht. Ich werde es vermissen Sie reden zu hören, tanzen zu sehen und singen zu hören. Mir wird Ihr breites Lachen fehlen, Ihr Strahlen, Ihr Humor und Ihre Lebensfreude.
Good bye, Mister President Barack Obama.
I will miss you!
Alle Fotos: www.pixabay.com
Schreibe einen Kommentar