Kurz vor Weihnachten schickte mir Gabriele Ritter, sie arbeitet in einer Bildungseinrichtung und ist zuständig für organisatorische Belange von Pflegegrundausbildungen, ein weihnachtliches Foto meines Buches. Dazu schrieb sie: „Mein selbst gemachtes Weihnachtsgeschenk ist gerade noch rechtzeitig eingetroffen. Ich hab schon ein wenig durchgeblättert und freue mich auf entspannende Stunden morgen. Danke, das hat in der „Altenpflegeliteratur“ gefehlt.“
Am 1. Jänner dann kam via Mail ihre Rückmeldung zu meinem Buch. Gabriele Ritter hatte tatsächlich den Jahreswechsel mit meinem Buch verbracht. Was für eine Ehre! Hier nun Ihre Rückmeldung, die eigentlich eine umfangreiche und persönliche Rezension darstellt. Sie hat mir die Erlaubnis erteilt ihre Worte auf meinem Blog zu veröffentlichen.
Liebe Sonja,
hier kommt das versprochene Feedback von mir zu Deinem Buch “ Magische Momente in der Altenpflege“.
Kurz zu meinem Background:
Ich arbeite seit fast 20 Jahren in der Verwaltung einer Bildungseinrichtung und bin dort für den Bereich Gesundheit zuständig, ein Glücksfall für mich. In meiner Arbeit begleite ich organisatorisch PhysiotherapeutInnen, MasseurInnen und HeilmasserInnen, HeimhelferInnen und PflegeassistentInnen vom Einstieg in die Ausbildung bis zum Abschluss begleitet. Ich selbst bin für diese Berufe nicht geeignet, aber die Inhalte der Ausbildungen sind immer wieder spannend und viele Skripten sind auf meinem Tisch gelandet, die ich mit großem Interesse gelesen habe und für mich als Laie viel mitgenommen habe.
Hier nun meine Gedanken zu Deinem Buch:
Magische Momente – schon allein der Titel hat mich neugierig gemacht und mich irgendwie fasziniert. Also bestellt, gewartet und mich gefreut, dass es noch vor Weihnachten bei mir ankam. Ich habe das Buch dann an den Weihnachtsfeiertagen neben mir liegen gehabt, darin geblättert, wieder weggelegt, wieder ein paar Seiten gelesen, wieder weggelegt, ganz komisch. Und dann Silvester, bei uns zu Hause ganz ruhig (weil sich mein Hund so vor der Knallerei fürchtet) und ich mehr oder weniger an meinem Platz festgenagelt, weil jede Bewegung von mir meinen Hund nervös gemacht hat.
Ich nehme das Buch zur Hand und was soll ich sagen? Ich habe es „verschlungen“. Ich habe dabei für mich gelacht, ich habe auch geweint, manchmal habe ich mich auch geärgert, oft habe ich inne gehalten und einen Absatz noch mal gelesen.
Das Buch vereint für mich, alles was die Altenpflege ausmacht: Hinweis auf alle Berufsgruppen, die mit der Altenpflege zu tun haben. Beschreibung des Systems Altenpflege einst und jetzt, Kritik am System, wo sie angebracht ist. Kein Hochjubeln des Berufes, sondern einen besonderen Blickwinkel darauf zu bekommen, Aufgaben der Altenpflege von reiner Pflegetätigkeit bis „Menschlichkeit‘, Berücksichtigung aller Bedürfnisse, der zu Pflegenden, der Pflegenden, der Angehörigen. Dazu fantastische Übungsbeispiele und noch vieles mehr
Da ich ja nicht aus der Pflege komme, habe ich mir beim Lesen immer wieder gedacht: Das ist ja nicht nur in der Altenpflege so, sondern das gilt ja auch für den ganz normalen Alltag. Und dann bin ich auf den Satz von Deinem Interviewpartner Christoph Althammer gestoßen: “ Magische Momente gibt es generell im Leben. Das Wichtigste ist, dass man offen dafür ist‘. Dieser Satz hat mich in meiner Wahrnehmung bestärkt.“
Das Gspür für die Menschen, für Schwingungen, die feinen Sensoren gehen uns allmählich verloren. Scheint aus der Mode zu kommen. Diese schnelllebige Zeit gibt uns kaum mehr Möglichkeiten Magische Momente zu erleben, ausserdem muss alles größer, besser, schneller, teurer sein, die kleinen Freuden des Lebens zählen kaum noch. Und die Menschen werden immer unglücklicher, ohne zu wissen warum.
Jeder kann im Leben Magische Momente erleben, sie sehen nur anders aus als in der Pflege.
Ich möchte dir einen magischen Moment von mir in meiner Arbeit in der Verwaltung erzählen: Heimhilfeausbildung; wir führen gerade die Aufnahmegespräche, alles ist so weit abgeschlossen, dass wir mit der Ausbildung starten können. Da steht auf einmal eine Frau in meiner Bürotür und will sich wegen der Heimhilfeausbildung erkundigen. Ich sage ihr den Termin für die nächste Ausbildung, weil für jetzt gibt es keine Anmeldemöglichkeit mehr. Sie bleibt noch ein wenig stehen, bedankt sich und dreht sich um zum Gehen. Da hatte ich auf einmal so ein komisches Gefühl, habe sie zurückgerufen und mit doch noch beträchtlichem Aufwand konnte sie in den Kurs einsteigen.
Theoretischer Unterricht kein Problem, Praktikum 3. Tag Anruf von ihr, sie beendet die Ausbildung sie schafft das nicht, aufgelegt. Ich natürlich im ersten Moment wütend, das ist der Dank für all den Aufwand, bezahlt hat sie auch noch nicht usw. Ausbildungsleitung wütend, Fachbereichsleiterin wütend. Es hat mir aber keine Ruhe gelassen, ich habe sie am nächsten Tag, ohne Absprache mit meinen Vorgesetzten, angerufen und zu einem Gespräch gebeten. In diesem Gespräch konnten wir alle Ängste, Sorgen etc., die sie hatte klären und sie hat letztendlich die Ausbildung zu Ende gemacht. Zwei, drei Monate später kommt eine Frau in mein Büro, strahlend, gut angezogen, aufrecht stehend, ich hab sie fast nicht wieder erkannt. Mit Blumen und mit Süßigkeiten. Sie kam, um sich bei mir zu bedanken, dass ich sie in ihrer verzweifelten Situation nicht alleine gelassen habe und sie in ihrem Vorhaben bestärkt hatte und meinte: „Mein Leben hat sich von Grund auf geändert, ich habe meinen Beruf und meine Berufung gefunden“.
Liebe Sonja, das sind magische Momente, die man nicht vergisst! Auf das Bauchgefühl hören, Sensoren ausstrecken, Atmosphäre spüren, Komfortzone verlassen, nicht wegschauen – alles dies ist wichtig im Leben.
Und genau diese Dinge werden in deinem Buch beschrieben. Mit einer Offenheit und Klarheit, die ich bewundere. Kritik üben, wo es wirklich notwendig ist, auch die Politik nicht verschonen, das sind essentielle Dinge, die vielleicht in Zukunft etwas ändern. Hinschauen, wo kann ich als Einzelner meinen Beitrag leisten.
Magische Momente, dieses Buch sollten nicht nur Fachpersonen lesen, sondern zumindest alle, die mit und für Menschen arbeiten und da gibt es viele Berufsgruppen. Die einfache – nicht fachspezifische – und verständliche Wortwahl in diesem Buch ermöglicht es Nicht-aus-der-Plege kommenden Menschen den Inhalten und dem Sinn dahinter zu folgen.
Ich werde dieses Buch bestimmt noch einmal lesen! Und ich wäre dafür, dass jede/ jeder, der in der Pflege eine Ausbildung beendet, seien es DiplomkrankenpflegerInnen, PflegeassistentInnen und alle anderen, dieses Buch gemeinsam mit dem Diplom oder Zeugnis überreicht bekommen. Ich finde es gibt kein besseres Abschlussgeschenk als ein so wertvolles Buch, in dem man immer wieder nachlesen kann, sich magische Momente in Erinnerung rufen kann, sich darauf besinnt wofür die Ausbildung gemacht wurde.
Danke Sonja, für die vielen magischen Momente! Danke Sonja, dass du mich mit deinem Buch in meinem Tun und Umgang mit den Menschen bestärkt hast.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen Lesereisen zu dem Buch!
Liebe Grüße Gaby
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