Seit zwei Monaten quälen mich wandernde Gewebeentzündungen, wie ich hier bereits erzählt habe, und gleichzeitig rückt der vertraglich festgelegte Abgabetermin für mein Fachbuch „Magische Momente in der Altenpflege“ immer näher und näher. Ich bin total im Verzug und war deshalb die letzten Tage schon arg unter Druck. Was also tun? Dem Verlag die Wahrheit sagen und hoffen?
Anfang des Jahres habe ich einen Vertrag abgeschlossen mit dem Springer-Verlag für ein Fachbuch mit dem Arbeitstitel „Magische Momente in der Altenpflege“. Umfang 500.000 Zeichen mit Leerzeichen, Abgabetermin Ende März 2018. Fünfzehn Monate müssen doch reichen, um so ein Buch zu schreiben, dachte ich damals. Immerhin hatte ich Schreiberfahrung und mein erstes Buch in nur fünf Monaten fertiggestellt. Zuversichtlich und energiegeladen machte ich mich an die Arbeit.
Im August, mitten in einer großen Schreibphase für die ich mich extra zurückgezogen hatte, bekam ich plötzlich seltsame Beschwerden. Es quälten mich wandernde Gewebeentzündungen, die auch meine Mobilität einschränkten. Seitdem lebe ich mit permanenten Schmerzen. Ich musste sogar zwei Interviews absagen, die für das Vorankommen des Buches wichtig gewesen wären. Immer mehr kam ich in Verzug und mein innerer Druck, den Abgabetermin nicht halten zu können, stieg. Über die Herbstferien jetzt erneut ein Versuch ins Schreiben zu kommen. Wieder machte mir meine Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Gewebeentzündung in der linken Schulter bis hinunter zum Schulterblatt, inklusive intensiver Muskelschmerzen beim Atmen. Ob der vielen Schmerzmittel war mir mehr nach Schlafen und weniger nach Schreiben. Die Perfektionistin in mir, die ehrgeizige Sonja, die die immer gute Leistung erbringen will, die pünktlich abgibt, Termine hält, diese Sonja jaulte auf. Außerdem hallte in mir immer noch der Satz der Spartenverantwortlichen des Verlages nach: „Wenn Sie früher abgeben würde, wäre es uns noch lieber. Wir haben nämlich ein ähnliches Buch, das wir angeboten bekamen, abgelehnt.“
Was also tun? Einige Tage haderte ich mit mir. Doch meine schmerzende Schulter ließ mir keine Wahl. Ich schrieb dem Verlag eine Mail, erklärte meine Situation, schickte mein derzeitigen Manuskriptstand (188.323 Zeichen) mit, bat um Verschiebung des Abgabetermins bis Ende August 2018 und rechnete damit, dass sie den Vertrag auflösen würden. Mittlerweile war mir aber auch das, schmerzbedingt, egal. Nur raus aus dem Druck, die inneren Stürme zum Schweigen bringen und mich endlich nur um mich selbst kümmern! Nur endlich Ruhe finden!
Heute dann die Antwort vom Springer-Verlag:
Liebe Frau Schiff, vielen Dank für Ihre offenen Worte zu Ihrem derzeitigen Gesundheitszustand. Eine Verschiebung des Abgabetermins auf Ende August 2018 ist selbstverständlich möglich. Ich habe heute nur kurz in ihr Manuskript reingelesen und wollte gar nicht aufhören. Die Geschichten sind sehr bewegend, klar und anschaulich geschrieben. Wir möchten das wichtige Buch auf jeden Fall im Programm und warten gerne darauf.
Mahhhhh, bin ich erleichtert. Mir fallen gerade tausend Tonnen von der Seele. Freue mich wieder darauf das Buch zu schreiben und irgendwie habe ich auch plötzlich weniger Schmerzen! Außerdem freue ich mich sehr über die positive Rückmeldung zum aktuellen Stand des Manuskripts. Motivierend!
Bleibt die Frage:
Warum nur warte ich immer so lange mit der Klärung belastender Situationen? Wann werde ich endlich lernen so eine Sache, die mich drückt, gleich anzugehen? Wann? Mit Achtzig?
bernhard jenny meint
bei der qualität, die du sicher lieferst, ist diese antwort dem verlag sicher leicht gefallen… also mach dir keinen kopf, es wird!
Sonja meint
jaaaa! :-)
Sylvia Waldschütz meint
Liebe Sonja!
Alleine die Aussage, dass die 188.323 Zeichen sooo einen Eindruck hinterlassen, dass der Verlag, welcher ja nicht irgendeiner ist, dir deinen Abgabetermin verlängert, zeigt wie wichtig dein Beitrag in der Welt der Pflegeliteratur einnimmt.
Ich freu mich schon sehr darauf mit diesem Buch zu arbeiten und dein komprimiertes Wissen, in dieser wunderbaren Form an Auszubildende weiterzugeben.
Und zu deiner Frage, wann du lernen wirst belastende Situationen früher zu klären, kann ich nur antworten:“schau mal was du schon geschafft hast und nicht was du noch vor dir hast“
In tiefer Verbundenheit und voller Vorfreude Sylvia
Sonja meint
Sylvia! Über die Verbundenheit freu ich mich grad sehr! Und ich freu mich drauf, dass eine Lehrerin wie Du mit meinem Buch arbeiten wird! Zum Ärger über mich: Hast Recht! Umarmung!
Sylvia Waldschütz meint
Auch ich umarme dich und Danke für alles!