„Ich will ganz dringend die Freundschaft zu dir. Das habe ich, glaube ich, so deutlich noch nie erwähnt!“ sagt der junge Mann, mit dem mich seit Ende Jänner ein unsichtbares Band, intensive Gefühle und ein großes emotionales Chaos verbindet, der mein Leben und meine Ehe durchgeschüttelt hat wie ein Orkan, Sturmstärke 10.
Von der ersten Begegnung an war zwischen uns Vertrauen und Vertrautheit. Die 55 jährige Autorin traf den knapp 40 jährigen Mann, um ihm ihr zweites Buch, Titel „Magische Momente in der Altenpflege“, mit persönlicher Widmung zu überreichen. Dass er mein Buch wollte, obwohl er als Tischler mit Altenpflege eigentlich gar nichts am Hut hat, überraschte mich. Noch mehr aber, dass er in den Folgetagen via Facebook-Messanger hunderte kluge Fragen zum Buch stellte und es tatsächlich las. Mit großer Begeisterung las!
Das war der Beginn, damals Ende Jänner 2020. Danach folgten Intensität, Begegnung, eine Art Rauschzustand, große Emotionen, Schmerz, Chaos, Achterbahn, tausende Tränen, Höhen und Tiefen, Auf und Ab, Verzweiflung, eine Ehe in der Krise, kurz: Der totale Wahnsinn.
Immer dabei war das Gefühl, diesen Menschen im Leben behalten zu wollen. Koste es was es wolle! Die Vorstellung, ihn nie mehr zu sehen, nie mehr mit ihm reden, nie mehr mit ihm blödeln und lachen, nie mehr in diese dunklen Augen blicken zu können, war für mich fast nicht zu ertragen. Und dann dieses Lächeln! Damit rannte er jedes Mal all meine Mauern nieder, nahm direkt vor meiner nackten Seele Platz. Nein, darauf wollte ich nie mehr verzichten. Es war von Beginn an einfach mehr zwischen uns als das Thema Mann und Frau. Viel mehr!
„Ich will ganz dringend die Freundschaft zu dir. Das habe ich, glaube ich, so deutlich noch nie erwähnt!“
Das war gestern. Unmittelbar vor diesem Satz erzählte er mir, sein Leben hätte sich kürzlich radikal verändert. Er hätte seine große Liebe gefunden. „Und Du trägst dabei Mitschuld, Du und Rochus.“ Mein Mann und ich hätten ihm gezeigt, was Liebe ist, erzählte er, was Beziehung bedeutet.
„Jetzt musste ich (und mein Mann) tatsächlich monatelang so leiden, damit diese Rotzpipn kapiert, was Liebe ist? Echt jetzt?“ war mein erster Gedanke nach diesem Geständnis. „Liebes Schicksal, das ist jetzt nicht wahr, oder?“
Sind die Wege des Lebens nicht bemerkenswert? Monatelang habe ich mich gefragt, was dieser Wahnsinn für einen Sinn hat in meinem Leben, wie es sein kann, dass ich mich mit 55 Jahren (und glücklich verheiratet) dermaßen verliere. Das Schicksal hat also mich (und meinen Mann) dafür ausgewählt, einem Menschen die Liebe zu zeigen, einem Menschen Beziehung schmackhaft zu machen?
Schräg irgendwie, oder? Vielleicht denken mache meiner LeserInnen jetzt, ich wäre eine etwas arg naive Nudel. Ja, vielleicht bin ich das sogar! Aber für mich ist die Aussage des jungen Mannes tatsächlich stimmig. Erst jetzt macht der erlebte Lebenssturm Sinn! Alle Schmerzen, alle Tränen, alle Glücksgefühle machen jetzt erst wirklich Sinn. Es passt alles eins ins andere plötzlich.
Ich habe seit gestern einen neuen Freund und kann Euch gar nicht sagen, wie glücklich mich das macht. Am Ende dieses unglaublich anstrengenden Jahres 2020, wenn ich wieder meine übliche Sylvester-Rückschau halte, werde ich sagen können: Ich habe etwas richtig Schwieriges geschafft, etwas von dem die meisten Menschen meines Umfeldes dachten, es wäre unmöglich: Aus einer großen Liebe wird gerade eine Freundschaft. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Last but not least: Ja, auch meine Ehe hat das Chaos letztlich weitergebracht. Mein Mann und ich haben uns in den letzten Monaten bewiesen, dass wir auch richtig große Krisen gemeinsam meistern können. Und wir haben erneut JA zueinander gesagt! Jiipiiieeeee!
Ende gut, alles gut :-)
Danke Leben für diesen persönlichen Entwicklungs-Boost! Aber danke auch, dass jetzt wieder Ruhe einkehrt und ich endlich wieder einfach nur glücklich und zufrieden sein kann.
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