Er geht mir auf die Nerven, der internationale Frauentag. Nein, nicht weil ich zu jenen gehöre, die meinen er wäre obsolet, weil heutzutage eh Männlein wie Weiblein gleichberechtigt sind.
Göttin behüte, davon sind wir meilenweit entfernt! Eine wirkliche Gleichberechtigung werde ich wohl gar nicht mehr erleben. Da mach ich mir auch gar nix vor.
Mir geht der Frauentag auf die Nerven, weil er immer mehr zu einem zweiten Muttertag mutiert.
„Happy Frauentag“ tönte es heute reihenweise freudvoll aus Facebook und Twitter.
„Alles Gute zum Frauentag“ meinte morgens um 7 Uhr der freundliche Nachbar, lächelte mich an und erwartete sich sichtlich ein gut gelaunt zurück gezwitschertes „Dankeschön“ mit Augenaufschlag.
Blickte man sich um, fand man sogar „Aktionen zum Frauentag“: Heute 20% auf Fußpflege! Diese Woche 10% auf Dauerwelle! Holen Sie sich das Glas Sekt zum „Frauentags-Special“ im Wellnesstempel! Und natürlich nicht zu vergessen viele Variationen an Blumensträußen und beim Cafe um die Ecke gab es heute ein „leichtes Frauen-Frühstückchen“
Wie jedes Jahr, durften rund um den Frauentag alle Fraueneinrichtungen wieder einmal kräftig feiern und erzählen, was sie so alles geschafft haben das letzte Jahr, durften aufzeigen und sagen „Guckt einmal, uns gibt es und wir tun Gutes“. Und die Medien schrieben sich wieder einmal die Finger wund, trugen die beim Feiern in die Welt getragenen politischen Forderungen wie jedes Jahr brav weiter, hatten heute also Frauenschwerpunkt.
Und sonst? Nix. Gähnende Leere.
Frauenministerinnen lächeln heute brav von den Plakaten runter und wollen keinem Mann mehr wehtun, weil das macht sich nicht mehr so gut. Die Gabaliers dieser Welt haben seit einiger Zeit wieder kräftig Rückenwind erhalten, energisch unterstützt von, Sie glauben es kaum (!), sich eh genug emanzipiert fühlenden Frauen. Das Binnen-I wird totgeredet und lächerlich gemacht. Und die Töchter in der Hymne finden viele Männer und auch Frauen völlig überflüssig, weil die wären eh bei den Söhnen mitgemeint. Sollen nicht so zickig sein, diese Emanzen.
Mir geht der Frauentag auf die Nerven, weil er eine riesengroße Heuchelei ist. Eine große Show, eine Luftblase. Der Frauentag hat alles verloren was er jemals war. Er ist ein angepasstes Jahresritual geworden, eine „Veranstaltung im Jahreskreis“ wie Ostern, Sylvester und Muttertag.
Steckt Euch daher Eure Blumen sonst wohin. Lasst mich mit dem Getöse in Ruhe. Mir ist nicht nach Feiern. Ganz im Gegenteil.
Gertrude Weingerl meint
Ich lese es erst heute. Und im woman-Blog hat eine Bloggerin sich gefreut, dass sie am Frauentag eine rote Nelke geschenkt bekam! Da habe auch ich darauf hingewiesen, dass der Frauentag nicht der Muttertag ist. Noch dazu, weil sie diese rote Nelke vermutlich nur bekam, weil gleichzeitig Gemeinderatswahlen sind.
Traurig.
Gertrude
veronika meint
Super Artikel Sonja! Mir gehts genauso. Was würde nur Simone Beauvoir dazu sagen?
Konsum ist alles, auch ein einst wichtiger Weltfrauentag wird kommerziell konsumiert. Grauenhaft.
Sonja Schiff meint
:-) musst wieder eines deiner feste machen!
Veronika Konrad meint
Ja, hätte ich dieses Jahr auch wieder sehr gerne. Ich hab aber eingesehen, dass das einfach zu stressig geworden wäre. Dieses Jahr hab ich den Weltfrauentag mit meiner Loni und meinem emanzipierten Mann genossen.
Gertrude Weingerl meint
Hast du schon einen Plan für das nächste Jahr? Keine langweilie Demo. Irgend etwas fröhliches, wo sich jung und alt treffen. Sol Haring spielt auf und wir tanzen dazu. Emanzipierte Männer dürfen gerne mitmachen.
Gertrude
Sonja Schiff meint
Ohhhhhhh, zu Sol Haring würde ich megagern tanzen :-) Ich hab noch nix vor!!
Veronika Konrad meint
Vielleicht mach ich nächstes Jahr wieder meinen Weibaabend. Wenn ihr ihn mitorganisiert und Sonja die Playlist mitnimmt. Oder wir legen die Kohle zusammen und engagieren wieder das Kollektiv Tanzbar! Meine Kleine kann dann hoffentlich schon laufen und ich kann mit ihr auf der Tanzfläche wüten;-)))
Gertrude Weingerl meint
Ja, Sol spielt super! Leider mußte ich gehen, weil es ein Raucherlokal war. Aber eine klene Weile habe ich durchgehalten. ;-)