Als 1964 Geborene war ich viel zu jung, um der Hippiegeneration anzugehören und an meinen Eltern ist die 68er Bewegung weitgehend spurlos vorbeigegangen. Trotzdem habe ich irgendwann das Hippiegen in mich aufgesaugt, wahrscheinlich weil Bewegungen Österreich ja immer mit großer Verzögerung erreichen. Ab etwa 13 Jahren sah und fühlte ich mich den Hippies zugehörig und seitdem trage ich das Lebensgefühl der 68er in mir, bis zum heutigen Tag! In my soul I am a hippie!
Bob Dylan, Janis Joplin, Jimmy Hendrix, Donovan…..sie alle waren die Heldinnen meiner Jugend. Ich habe Ihre Rebellion, ihre Texte, ihre Musik eingesogen wie ein Schwamm. Und von meiner „ich trage indische Kleider-Phase“ können meine Eltern mit Schaudern berichten.
Also musste ich kürzlich unbedingt auch nach Kohfidisch fahren, einen kleinen Ort im Burgenland. Dort wurde nämlich zum dritten Mal in Folge das Hippiefestival gefeiert. Dieses Jahr unter dem Motto „Where have all the flowers gone“, Anlass war das 50 Jahre Jubiläum von Woodstock.
Aber der Reihe nach….
Kellerstöckl in Kohfidisch
Bevor ich vom Hippiefest berichte, ein paar Worte zu Kohfidisch und Umgebung. Ich kann nur sagen: Bezaubernd!
Die etwas verschlafene Gemeinde Kohfidisch, von der ich zuvor noch nie gehört habe, liegt geschützt von den Erhebungen des südburgenländischen Hügellandes und den westlichen Ausläufern des rebenbedeckten Eisenberges, auf 260m Seehöhe. Direkt daneben, rund drei Kilometer entfernt, befindet sich der Csaterberg, bekannt für seine Weinberge, Buschenschenken, Heurigen und Kellerstöckl.
Wir haben dort oben im einzigen Hotel gewohnt, einen Heurigen genossen, sind herumflaniert und haben die Kellerstöckl bewundert. So lieblich und authentisch! Hierher komme ich sicher noch einmal, im Herbst vielleicht, um genauer zu schauen, mit den Hunden zu spazieren.
Einige Kellerstöckl kann man übrigens auch mieten. Werden wir das nächste Mal sicher machen, weil das Hotel ist…naja… nicht unbedingt erwähnenswert. Etwas eigenwillige Betreiber :-) Obwohl das Haus wegen des Hippiefestes voll war, war es nicht möglich mittags den Gasthof offen zu halten. Dabei soll es dort das beste Wiener Schnitzel weit und breit geben. Aber um 13.30 Uhr wurde geschlossen, komme was da wolle. Dann das nächste Mal gleich Selbstversorgung…
Aber die Gegend: Entzückend!
Hippiefest im Schloss
Am südlichen Ortsende von Kohfidisch steht das Schloss Kohfidisch, in dem das Hippiefest, aber regelmäßig auch andere Veranstaltungen, über die Bühne ging. Das Schloss ist in Privatbesitz, teilweise restauriert und genützt, so befindet sich etwa eine Buschenschank dort, aber ich hatte auch den Eindruck, dass jemand in Nebengebäuden wohnt, teilweise aber auch auf Restaurierung wartend.
Ja, und jetzt zum Hippiefest! Aus Datenschutzgründen kann ich Euch hier jetzt leider leider leider kaum Fotos zeigen. Dabei wären sie so sehenswert :-)
Aber ich denke an meinen Outfit könnt Ihr Euch ja durchaus denken, dass da ein buntes Völkchen in Kohfidisch feierte. Ich konnte endlich meine blitzblaue Hose ausführen, die ich vor einigen Jahren auf einem Flohmarkt ergattert habe und war damit ein Renner. Mehrmals wurde ich gefragt, ob ich die „aufgehoben hätte“! Und so ein Hippieoutfit macht scheinbar jugendlich. Auf alle Fälle wurde ich einige Male „Mädchen“ genannt…naja…. eines mit 55 Jahren halt :-D
Aber auch viele andere Besucher waren quasi verkleidet, trugen Bänder und Federn in den Haaren, Schlaghosen und Gilets, indische Kleider und Lederminis.
Am nächsten Morgen beim Frühstück, das Hotel war voll gebucht von den Hippiefest-Besuchern, saß dann aber wieder die über die Jahre erlangte Bürgerlichkeit an den Tischen. Sehr lustig!
Und klar wurde den ganzen Abend und die Nacht Musik der 68er Jahre gespielt, es gab Getränke wie Ribiselwein, Gin Fizz und „rote Mischung“ und so mache BesucherInnen schwelgten in Nostalgie und Melancholie. Daneben brannte ein Lagerfeuer, um das sich die Erwachsenen und viele Kinder scharrten und hin und wieder kreuzte der Duft eines verbotenen Krautes die Nase.
Ich hab mich aufs Tanzen konzentriert. Deshalb bin ich zu dem Fest ja hingefahren. Endlich wieder mal eine Nacht zu den „alten Hadern“ so richtig abtanzen. Zu Janis Joplin, the Doors, die Stones, Frank Zappa, the Who…… einfach herrlich!
Es gibt jedoch einen klitzekleinen Unterschied zu früher. Nach so einer durchtanzten Nacht knacken am nächsten Tag alle Knochen und der Muskelkater war auch nicht von schlechten Eltern :-) Ich sollte eindeutig mehr tanzen!
Das Fest war übrigens ohne Eintritt, um freiwillige Spende wurde gebeten. Der Park war wunderschön und mit viel Liebe fürs Fest hergerichtet, das Service rundherum war perfekt, die Musik super.
Ich hoffe auf eine Fortsetzung im Jahr 2020!
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