Letzte Woche war ich beruflich bedingt vier Tage in Köln. Nicht unbedingt ein Reiseziel, welches ich ohne Anlass, einfach so, angestrebt hätte. Aber nun bin ich verliebt in die Stadt. „Kölle“ ist echt eine Reise wert!
Ob ich beim Dom war? Ja sicher! Ich war auch drinnen, davor und drumherum. Der Kölner Dom, zweithöchstes Kirchengebäude Europas und dritthöchstes der Welt, ist unübersehbar. Kommt man am Bahnhof Köln an, steht er schon mal direkt am Ausgang des Bahnhofs und ruft einem entgegen: „Hallo ich bin der Größte hier.“ Danach lugt er an allen Ecken und Enden, bei allen Spaziergängen durch die Stadt, zwischen Häuserschluchten hervor oder drängt sich auf andere Weise ins Bild. Der Kölner Dom kann gar nicht übersehen werden. Bloß fotografieren kann man ihn etwas schwer. Wenn man davor steht ist er viel zu groß für ein einzelnes Bild und außerdem, zu jeder Zeit hängt irgendwo an diesem Dom ein hässliches Baustellengerüst dran. Der Kerl ist nämlich alt, richtig alt und er bröckelt an allen Ecken und Enden. Hinter dem Dom befindet sich daher auch eine eigene Steinmetzwerkstätte, da kann man den Arbeitern sogar bei ihrer täglichen Sisyphos-Arbeit zuschauen. Wer auf Kirchen steht, findet in Köln übrigens weitere Highlights. Köln hat nämlich, trotz der totalen Zerstörung im zweiten Weltkrieg, sehr viele romanische Kirchen, die wegen des überdimensionalen alten Herrn Doms etwas untergehen.
Mir ist bei kurzen Städtetrips selten nach Sightseeing und Kirchen. Ich lasse mich viel lieber einfach nur treiben und ergehe mir eine Stadt. In Köln hat das hervorragend geklappt, denn ich habe glücklicherweise mitten im Zentrum gewohnt, genaugenommen im angesagten Belgischen Viertel, in der kunterbunten Pension Jansen. Egal ob Bahnhof, Dom, Rheinufer, Altstadt oder Museen, alles war zu Fuß zu erreichen.
Klar bin ich ausgiebig durch die Altstadt gewandert, vom Rudolfsplatz zum Heumarkt, durch die Schildergasse, zum Neumarkt und rüber zum Dom. Was für eine Shoppingmeile! Ein Geschäft nach dem anderen. Mir schwirrte da ehrlich gesagt bald der Kopf. So viel Konsum ist nicht meins. Ich komme mit einer kleiner Auswahl von Geschäften besser zurecht als mit dieser Masse an Konsumtempeln.
Außerdem gab es da ein, immer anwesendes intensives Spannungsfeld. Ich kenne aus meiner Heimatstadt Salzburg das Thema Betteln. Hier in Salzburg betteln notreisende Roma und Sinti, die Salzburger laufen deshalb seit Jahren politisch Amok. Die Salzburger Politik sollte mal nach Köln reisen, da würde sie erst merken, wie klein das „Problem“ bei uns in Österreich eigentlich ist. In Köln gibt es richtig viele Bettler, alte Bettler, junge Bettler, bettelnde Menschen mit Behinderungen, bettelnde Migrantinnen, Frauen, Männer. Richtig viele. Sie sind tagsüber da, sitzen in den Straßen und abends kommen weitere dazu, legen ihre Schlafmatten vor Geschäftseingängen aus, um ein wenig Schutz vor Wind und Wetter zu finden. Ich habe in Köln keinen einzigen Menschen gesehen, der eine bettelnde Person irgendwie angepöbelt oder schlecht behandelt hätte. In Salzburg dagegen beobachte ich solche Übergriffe häufig. Hier in Köln habe ich etwas anderes gesehen: Mehrere junge Menschen mit fahrbaren Metallbehältern, aus denen sie die bettelnden Menschen mit Tee, Brot, Suppe und jede Menge Würde versorgten. Hut ab Ihr jungen Kölner! Ihr habt mich damit sehr berührt!
Mein Lieblingsplatz in Köln war eindeutig der Rhein und die Gegend hüben und drüben. Als Salzburgerin kenne ich nur schmale Flüsse. Daher begeistert mich der Rhein einfach immer wieder. War es erst kürzlich in Rüdesheim die Kombination aus Kleinstadt, Weinberge und Rhein , so war es jetzt in Köln die Kombination Großstadt, moderne Bauten, alte Gebäude und der breiter Fluss, die mich fasziniert hat. Man könnte meinen so ein imposanter Strom würde eine Stadt teilen. Ich habe den Rhein aber als Lebensader Kölns erlebt. Die Kölner lieben ihren Fluss und leben mit ihm. An beiden Seite kann man fast durchgängig am Fluss sitzen, es gibt großzügige Wege zum Flanieren und viele breite Treppen hinunter zum Fluss, auf denen man die Sonne genießen kann. Außerdem kann man auf den Rhein in kleinen oder auch großen Booten herumschippern und man kann den Rhein alle paar hundert Meter überqueren, das Ufer wechseln, denn Köln ist die Stadt mit den meisten Rheinbrücken.
Die überhängenden Häuser am ersten Bild unterhalb gelten übrigens als neues Wahrzeichen der Stadt. Die Kölner nennen sie liebevoll „Kranhäuser“.
Nicht vorenthalten darf ich Euch das so beliebte Thema Liebesschlösser an Brücken. Da hat Köln die sehr alte Eisenbahnbrücke zu bieten. An ihr hängen traubenartig Hunderttausende dieser Liebesschlösser und täglich kommen Tausende weitere Schlösser dazu, denn die jungen Touristen aus aller Welt stehen dort förmlich Schlange.
Unbedingt empfehlen muss ich das Schokoladenmuseum. Es liegt auch am Rhein und befindet sich in einem modernen Anbau der alten Stollwerck-Fabrik. Mich hat meine Blogger-Kollegin Karin von Sweet Sixty dorthin entführt. Wer keine Lust auf das Museum hat, sollte trotzdem reingehen. Drinnen gibt es ein großzügiges Kaffeehaus, man sitzt mit Blick auf den Fluss und selbstverständlich werden viele verführende Schokoladeköstlichkeiten angeboten Ich habe dort die beste heiße Schokolade meines Lebens getrunken und empfehle vor allem jene mit Chilli. Ich hätte darin baden können! Soooo gut.
Besonders beeindruckt hat mich auch der Botanische Garten Flora, den mir meine Blogger-Kollegin Maria vom Unruhewerk gezeigt hat. Der Garten ist weitläufig, sehr vielfältig und aktuell gibt’s dort eine wunderbare Kamelien-Ausstellung. Vor lauter Reden habe ich allerdings total vergessen von diesem Garten Fotos zu machen. Daher an dieser Stelle nur ein Selfie von mir und Maria. Schauen wir nicht sehr zufrieden aus nach der Gartenwanderung?
Mein letztes Highlight, besucht unmittelbar vor meiner Abreise, war der Flohmarkt nah am Rudolfsplatz. Schade, dass ich so viel Gepäck dabei hatte, am Sprung war zum Bahnhof und echt nichts mehr Platz hatte in meinem Koffer . Ich liebe Flohmärkte und dieser in Köln ist großartig. Gerne hätte mich durch den Markt gewühlt und nach Herzenslust eingekauft. Aber so konnte ich nur schnell, schnell ein paar Fotos machen. Sind diese alten Schaufensterpuppen und die Fellhocker nicht herrlich?
Meine Zeit in Köln war ganz wunderbar. Ich habe weltoffene und liberale Kölner erlebt und die Stadt Köln als pulsierend und jung. Ich mochte die vielen bunten Lokale im Belgischen Viertel, die kleinen Bierlokale und großen Bräuhäuser mit ihren Kölsch babbelnden Kellnerinnen. Ich habe „Himmel und Ääääd“ gegessen (Blutwurst mit Kartoffelpüree und Apfelmus), eine Currywurst mit Pommes von der Bude und ich hab den Bierdeckel brav auf mein Glas Kölsch gelegt, damit die Kellner wussten, sie dürfen mir kein weiteres Glas mehr hinstellen.
Belustigt hat mich das Fußballfieber Kölns. Am vorletzten Tag lief ein Bundesliga Schlagerspiel. Es wurde in allen Bierlokalen live und laut übertragen, bei geöffneten Fenstern, vor denen traubenartig die Menschen standen und sich gegenseitig den aktuellen Spielstand zuriefen. Das nenne ich Fußball-Leidenschaft.
Abschließend jetzt noch ein Blick in den Bahnhof. Sozusagen der letzte Blick zurück., bevor ich in den Zug stieg.
Liebes Köln, es war ganz wunderbar! Ich komme sicher wieder!
Rochus Gratzfeld meint
Ein wunderbarer Bericht! Übrigens ist Köln nach fast ewiger Durststrecke – über die nur Kölsch hinweghalf – erst wieder so richtig fußballbegeistert, seit dort ein österreichischer Trainer das Sagen hat.
Karin Austmeyer meint
Ja, komm wieder!!!! Köln und ich freuen uns auf dich.
gabriele von gabriele immerschön. meint
So wunderschön beschrieben habe ich meine Heimatstadt noch nie gelesen. Großes Kompliment und meinen herzlichsten Dank dafür.
Gabriele
Sonja meint
:-) gerne! danke für das nette feedback!