Nachdem ich mich von den letzten zwei Monaten, in denen ich gesundheitlich arg strauchelte, körperlich wie auch psychisch überraschend schnell erholt habe, werde ich jetzt oft gefragt, woher ich meine Kraft beziehe. Es stimmt schon, ich verfüge über enorme Kräfte! Das wurde auch mir in den letzten Monaten bewusst. Rückblickend staune ich selbst darüber, wie gut ich die Achterbahn der Gefühle verarbeitet habe, aber auch wie rasch ich mich von der großen Operation erholt habe. Dieses Staunen ist jetzt Anlass für mich inne zu halten und selbst darüber nachzudenken, woher ich meine Kraft beziehe. Wo sind meine persönlichen Kraftquellen?
# Kraftquelle 1: Meine kleine Familie
Wenn ich von meiner kleinen Familie spreche, dann ist das nicht die klassische Familie Vater- Mutter- Kinder. Ich habe leider nie Kinder bekommen, die erwachsenen Kinder meines Mannes samt Enkelkinder leben weit weg, in der Nähe von Frankfurt, und wir sehen sie maximal zwei Mal im Jahr. Meine kleine Familie besteht aus meinem Partner, der mich bereits seit 17 Jahre durch Leben begleitet, und unseren beiden Hunden Nutella und Girly.
Kann man so eine Konstellation, Partner und Hunde, als Familie bezeichnen, werde sich vielleicht einige LeserInnen fragen. Ja sicher kann man das! Da pfeife ich auf Konventionen! Als ich vor mehr als 23 Jahren erfuhr, dass ich nie Kinder haben werde, da habe ich mich dazu entschieden, mir einen Hund zu nehmen, damit ich meinen Kümmertrieb ausleben kann. Das war eine verdammt gute Entscheidung damals, weil ich damit meine Traurigkeit über die Kinderlosigkeit überwinden konnte. Jetzt sind in meinem Leben mittlerweile zwei Hunde und ein Partner, der genauso hundeverrückt ist wie ich. We love our Dogs!
Wie mir meine kleine Familie Kraft gibt? Ich habe das Glück einen Mann an meiner Seite zu haben, der mich immer und vorbehaltlos stärkt. Mein Mann und ich sind ein „Dreamteam“! Wir teilen Verbundenheit, Nähe, Kreativität und Lebenslust, wir beraten uns gegenseitig und unterstützen uns wechselseitig. Für mich besonders wichtig, wir lassen uns viel Freiraum für ein eigenes Leben, für eigene Projekte, eigene Freundschaften.
Unsere Hunde sind unsere große gemeinsame Leidenschaft. Ob lange Spaziergänge und Wanderungen bei jedem Wetter oder faules Rudelkuscheln, wir lieben es mit unseren Hunden zusammen zu sein. Ihre Ausgelassenheit lässt uns lachen, ihre Freude macht uns glücklich, das gemeinsame Schmusen tut unserer Seele gut und ihr Bedarf an Bewegung hält uns fit.
Wenn ich nach einem oder mehreren Seminartagen nach Hause komme, dann freu ich mich auf meinen Mann, auf ein Glas Wein mit ihm, auf Reden und Austausch. Aber erst mal muss ich die wedelnden Hunde begrüßen, weil die fordern bellend ihre Aufmerksamkeit. So tickt meine kleine Familie :-)
# Kraftquelle 2: In Bewegung sein
Wer mich das erste Mal sieht, bringt mich wohl nicht in Verbindung mit dem Begriff Bewegung. Ich habe zu viel Kilos auf den Rippen und schau nicht grad sportlich aus. Trotzdem bezeichne ich mich als Bewegungsmenschen. Zwar erstürme ich nicht jedes Wochenende einen Gipfel und ich habe auch keinen Hang mich mehrmals in der Woche an irgendwelchen Fitnessgeräten zu quälen, aber ohne regelmäßiger Bewegung, würde ich „den Koller kriegen“. Ich liebe es mit dem Rad durch die Stadt zu düsen, ich brauche es mich regelmäßig auf meinem Stepper auszupowern (steht auf der Loggia mit Blick in den städtischen Hinterhof) und wenn ich alleine mit den Hunden unterwegs bin, dann lasse ich alle Walkerinnen rasch hinter mir. Außerdem tanze ich für mein Leben gerne, auch alleine im Wohnzimmer! Ich tanze, wenn ich glücklich bin, wenn ich traurig bin, wenn ich verzweifelt bin, wenn ich wütend bin, wenn ich liebe, wenn ich hasse, ich tanze….eigentlich so oft ich kann.
Mit „in Bewegung“ sein meine ich aber nicht nur die körperliche Bewegung. Mir ist es auch wichtig, dass „meine Gedanken laufen und fliegen“ können. Ich beziehe Energie von neuen Ideen, von neuen Projekten, von Träumen, von intensivem Austausch und leidenschaftlichen Diskursen oder von Fortbildungen jeder Art. Meinen Blickwinkel hinterfragen, meine Sichtweisen überdenken oder anreichern, meinen Horizont erweitern, auch das ist für mich „in Bewegung sein“ und ich brauche diese Bewegung, wie die Luft zum Atmen.
# Kraftquelle 3: Musik, Musik, Musik
So wie Tanzen selbstverständlich zu meinem Alltag gehört, so kann ich auch nicht ohne Musik leben. Musik zu hören, ist für mich Entspannung pur. Musik zu machen, ich spiele mäßig aber leidenschaftlich Saxophon, beflügelt mich und gibt mir Energie! Außerdem singe ich für mein Leben gerne und in allen Situationen.
Kürzlich im Krankenhaus erlebte ich am vierten postoperativen Tag, es war ein Samstag, das schlimmste Stimmungstief meines Lebens. Als ich am nächsten Morgen erneut weinend erwachte, beschloss ich, dass das ein Ende haben muss. Ich ging mich duschen, kleidete mich das erste Mal nach der Operation normal an, schminkte mich und dann setzte ich mir den Kopfhörer auf und marschierte, mit Worldmusik am Ohr, den Krankenhausgang auf und ab, in verborgenen Nischen wagte ich sogar ein wenig zu tanzen (es war mit meinem dicken geschwollenen Bauch eher der Hauch eines Tänzchens). Gegen Mittag hatte ich mein Stimmungstief überwunden. Ab da ging es mit mir nur noch bergauf. Das ist übrigens das Lied, welches mich quasi gerettet hat. Ich habe es an dem Tag wohl mehr als 20 Mal gehört.
# Kraftquelle 4: Kreativität leben
Malen, Collagen gestalten, schreiben, mit Ton arbeiten, das sind meine kreativen Kanäle, die ich nütze um das Leben zu verarbeiten oder auszudrücken. Ich bin jetzt niemand, die ein kreatives Hobby ihr eigen nennt und das immer mehr technisch perfektioniert. Meine „Werke“ müssen auch niemandem beeindrucken, sie sind nicht gemacht, um zu gefallen. Ich kann weder besonders gut malen, noch forme ich herausragende Gegenstände aus Ton. Meine Kreativität kommt immer dann zum Einsatz, wenn sich in meinem Leben etwas tut und ich es nicht ganz begreifen kann, was passiert.
Bestes Beispiel dafür war der Tag, an dem ich meinen Tumor malte. Durch das Malen wurde er für mich greifbar, er bekam „ein Gesicht“ und ich konnte mit ihm kommunizieren. Das gab mir sehr viel Kraft und Energie!
Wenn ich kreativ werde, dann hat das für mich oft therapeutischen Wert. Das Tun befreit mich, macht mir Themen klar oder ist Medium, um tiefer blicken zu können. Ganz im Gegensatz zu meinem Mann, der ist Künstler und seine Kunst ist konzeptiv, selten persönlich. Mein kreatives Tun ist immer persönlich und meistens emotional, es geschieht „aus dem Bauch heraus“. Eine Ausnahme ist hier das Schreiben. Wenn ich blogge oder an einem Buch schreibe, dann hab ich immer ein Konzept vor meinem inneren Auge. Nur Gedichte schreibe ich aus einer Emotion heraus. Wobei ich meine Gedichte niemanden zeige, sie sind mein Geheimnis.
# Kraftquelle 5: Natur und Gartenarbeit
In der Erde zu wühlen, macht mich innerlich satt und ruhig. Mit diesem Satz wäre diese fünfte Kraftquelle in meinem Leben eigentlich schon erklärt. Gartenarbeit erdet mich. Punkt.
Wer dazu mehr wissen möchte, ich hab vor einiger Zeit einen langen Artikel darüber geschrieben mit dem Titel 5 Gründe, warum ich Gartenarbeit wundervoll finde. Bitte einfach dort nachlesen.
# Kraftquelle 6: Meine Arbeit
Ja, Ihr habt richtig gelesen! Auch meine Arbeit stellt eine Kraftquelle dar. Selbstverständlich habe auch ich Tage, an denen ich mich zur Arbeit aufraffen muss oder wo ich mir denke, wie schön wäre es jetzt faul an einem Strand zu liegen. Keine Frage! Aber diese Tage sind bei mir selten. Ich mag meine Arbeit. Vor mehr als 17 Jahren habe ich mich unter der Bezeichnung Care.Consulting selbständig gemacht, mit allen Vor- und Nachteilen, mit allem Risiko. Trotz vieler Existenzängste, besonders in den ersten 5 Jahren, war dieser Schritt in die Selbständigkeit, auch rückblickend betrachtet, eine meiner besten Entscheidungen im Leben. Die meisten meiner Projekte sind spannend, meine Arbeit ist sehr vielfältig, ich arbeite oft mit Menschen und muss mich geistig immer bewegen, mir neue Themen erarbeiten. Das mag ich! Es fordert mich heraus und lässt mich immer wieder Erfolge feiern, kleine wie große.
Ich kann mir übrigens nicht vorstellen irgendwann nicht zu arbeiten. Auch nicht, wenn ich in Pension bin! Ich hoffe dann mehr Freiheit zu haben und nicht mehr um meine Existenz ringen zu müssen. Ich möchte die Zeit dann mehr nützen, um zu reisen. So träumen mein Mann und ich etwa von langen Reisen mit dem Wohnmobil. Aber ich werde auch arbeiten, vor allem möchte ich Bücher schreiben. Da habe ich tausende Ideen dazu im Kopf.
Welche Kraftquellen hast DU im Leben?
Das waren meine 6 Kraftquellen im Leben. Sie geben mir Energie, sie laden meine Batterien auf, sie tragen mich durch schwierige Zeiten.
Und DU? Über welche Kraftquellen verfügst Du im Leben?
Ritchie Pettauer | datenschmutz.net meint
Schöner Beitrag voller Inpsiration. Und Nutella ist ein super Hundename… schauen sehr süß aus, die zwei.
Sonja meint
Danke schön :-) Nutella heisst sie, weil sie ein Rottweilermix ist und wir wollten, dass Kinder sich nicht vor ihr fürchten :-) Funktioniert voll!
sigrid schrammel meint
momentan habe ich ..ausser langsam spazieren gehen keine, nein stimmt nicht…mit meiner freundin isabella telefonieren, mir alles aus der seele reden, was ich mit meinem fernsehsüchtigen freund leider nicht kann. aber ich weiss, wenn es mir wieder besser geht, dann beschäftige ich mich wieder mit pflanzen und kräuter,mit salben und cremen, mit backen, dekorieren, nähen, kräuterbücher lesen und vielem vielem mehr, wahrscheinlich manchmal etwas zuviel. ich muss immer in bewegung sein, wenn es mir halbwegs gutgeht. meine verspannungen im nacken-halsbereich wurden leider so schlimm, bis alles blockiert war und nix mehr in den kopf ging. mein herz raste, ich zitterte am ganzen körper, der RR war 235/175/120. der otarzt kam. ich wollte nicht ins kh, da ich sehr unangenehme erfahrungen gemacht hatte. ich wusste, sie würden mir wieder blutverdünnung und blutdrucksenkende medikamente verordnen, und sie würden mir nicht glauben, dass es von der hws kommen konnte. ich hatte früher solche cervikalmigräneattacken öfters. kurzum ich ging nicht, kontrollierte den RR, der jetzt wieder oraml ist und machte einen termin bei einem TCM praktiker,aus, der mich massierte und akkupunktierte. jetzt muss ich 2 mal die woche hin, was natürlich nicht billig ist, aber die hoffnung stirbt zuletzt. jetzt heisst es geduld haben. geduld ist nicht gerade meine stärke. ich hatte mich vorher in einem bewegungsinstitut angemeldet u. glaubte mit 3 mal die wo. training wäre ich besonders gescheit und habe in den schmerz hineingearbeitet. Der Chinese sagte…langsam…langsam. und jetzt bin ich dabei mich zu entschleunigen, darüber nachzudenken, warummich meine jüngste tochter so ablehnt und einiges mehr…aber ich habe mir in meinem leben immer wieder kraft geholt…nur manchmal geht gar nichts mehr. liebe grüsse sigrid
Sonja meint
danke für deinen bericht sigrid, hab schon mitgekriegt, dass es dir nicht gut ging. gute besserung und gute entschleunigung!