Keine Sorge, liebe LeserIn, ich habe nicht vor auf meine alten Tage noch mit dem Kiffen anzufangen. Ich suche einfach nach Lösungen meine wandernden Gewebeentzündungen irgendwie in mein Leben zu integrieren, nach Alternativen zu Schmerzmitteln, um mit meinen permanenten Schmerzen umzugehen. Dabei bin ich kürzlich über Cannabis (deutsch: Hanf) gestolpert, das in Ländern wie USA und Israel erfolgreich als Medizin und in der Gesundheitsvorsorge eingesetzt wird. Ist Cannabis auch für mich eine mögliche Lösung?
Seit ich der Welt von meinen wandernden Gewebeentzündungen und dauernden Schmerzen erzähle, etwa hier und hier, bekomme ich Mails und Kommentare in den Sozialen Medien mit möglichen Ursachen für meine Symptome, mit potentiellen Diagnosen und jede Menge Ratschlägen dafür, wie ich meinen Zustand beseitigen könnte. Ganz vorne im Ranking liegt bei den Diagnosen die Fibromyalgie und bei den Ratschlägen Ernährung, Ernährung und noch einmal Ernährung. Nur mein Arzt, ein als sehr gut geltender Internist mit Spezialisierung auf Infektions- und Autoimmunerkrankungen, hat immer noch keine Ahnung und macht eine Untersuchung nach der anderen.
Versteht mich nicht falsch. Es ist großartig zu wissen, dass da so viele Menschen mitlesen, mitdenken und mir helfen wollen. Aber es mutet schon seltsam an, wenn alle mehr wissen als mein Arzt und ich mich fast rechtfertigen muss, warum ich immer noch keine umfangreiche Darmsanierung gemacht habe und meine Ernährung auf vegetarisch, vegan, low-fat oder „was weiß ich alles“ umgestellt habe. Ich bin zwar dick, aber ich ernähre mich gesund. Kein Junk-Food, keine Fertigprodukte, täglich frisch gekocht, viel Biogemüse aus eigenem Anbau, wenig Milchprodukte, wenig Fleisch, kaum Süßes. Ernährungsumstellung ist echt nicht mein Thema und wird ganz sicher nicht meine Symptome beseitigen.
Ich bin immer noch in der medizinischen Abklärungsphase. Ich vertraue der modernen Medizin, sie ist der Grund warum wir heute so alt werden wie keine Generation vor uns. Als Krankenschwester habe ich einfach zu oft Patientinnen gesehen, die ewig lang Heilpraktiker herumlaborieren ließen und zu spät zum Arzt gingen, das war mir Warnung genug. Heilpraktiker oder Homöopathen ziehe ich deshalb maximal ergänzend zu Rate oder halt bei Kleinigkeiten. Mein Glaube an die moderne Medizin ist nicht unkritisch, aber durchaus unerschütterlich. Daher: Ich bin im medizinischen Abklärungsprozess.
Bei vielen Ratschlägen aus meinem Umfeld muss ich auch immer an meine Zeit als Wechseljahreberaterin denken. Da kamen Frauen in die Praxis mit Hitzewallungen und erzählten, sie hätten von Freundinnen oder auch Apothekern den Tipp bekommen Salbeitee zu trinken. Auf meine Nachfrage, ob sie den Salbeitee denn probiert hätten, verneinten die meisten Frauen und wenn ich dann weiter nachfragte, warum sie den Salbeitee nicht getestet hatten, dann kam die knappe Antwort: Weil ich keinen Tee mag.
Was ich damit sagen will? Lösungen und Erfahrungen sind nicht auf andere Menschen übertragbar. Was für den einen Menschen genau die richtige Lösung ist, muss für einen anderen Menschen nicht zwangsläufig auch die richtige Lösung sein. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch seine eigene Lösung finden muss und oft sind diese Lösungswege verschlungen und sehr persönlich.
Ich weiß und spüre, dass in mir drin irgendetwas nicht stimmt und mein Körper heftige Signale schickt. Deshalb nehme ich die medizinische Abklärung und Suche nach der Diagnose sehr ernst. Bis ich die habe, kann ich nur mit den Symptomen umgehen, in meinem Fall mit den Schmerzen und Entzündungen, und versuchen mit den neuen Erfahrungen persönlich zu wachsen.
Von all den vielen, vielen Anregungen, die ich aus meinem Umfeld und von Leserinnen bekommen habe, ist bei mir eine Idee wirklich hängen geblieben, sie ist mich fast angesprungen: Cannabis als Medizin. Es war ein Wiener Künstler, der mich fragte, ob ich wüsste, dass Cannabis mittlerweile medizinisch eingesetzt wird und entzündungshemmende sowie schmerzstillende Wirkung hat. Kurz darauf erzählte mir ein Biowinzer aus dem Seewinkel, dass in seiner Region ein Bauer die Landwirtschaft umgestellt hat auf den Anbau von Hanf und nun Hanfprodukte verkauft. Da erinnerte ich mich dann auch an einen Spaziergang im letzten Sommer auf der ungarischen Seite des Seewinkels, plötzlich standen wir vor einem riesigen Feld mit blühendem Hanf. Deshalb also! Kurz darauf zappte ich mich durchs Fernsehprogramm und was lief da? Richtig! Eine Sendung zum Einsatz von Cannabis in der Medizin und Gesundheitsvorsorge.
Die Dinge reihen sich irgendwie aneinander…. Lösungen entstehen aus meiner Sicht meistens im Prozess.
Also machte ich mich auf die Suche nach mehr Wissen über Cannabis als Heilpflanze, sah mir Berichte dazu an, las Studien, recherchierte Artikel und sogar einen uralten Schmöker aus meiner „wilden Jugendzeit“ nahm ich wieder zur Hand. Wer hätte je gedacht, dass dieses Buch noch einmal von mir gelesen wird.
Am 17. Jänner 1912 wurde Hanf auf der Internationalen Drogenkonferenz in Den Haag das erste Mal in einem Namenszug genannt mit Opium. Der Tag gilt als Auftakt für das darauffolgende weltweite Verbot von Cannabis, welches am 25. September 1928 endgültig unterzeichnet wurde und bis heute in fast allen Ländern der Welt noch gilt.
Vor diesem weltweiten Verbot und der Kategorisierung als „böse Droge“ galt Hanf als wichtiger Rohstoff. Alle Bestandteile der Pflanze wurden genutzt, Fasern, Samen, Blüten, Blätter der Hanfpflanze wurden zu Seilen, Baumaterial, Stoffen, Speiseöl, Seifen, aber auch zu ätherischem Öl, zu Arzneimittel und zu Rauschmittel (Haschisch) verarbeitet.
Cannabis gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt und über Jahrtausende war Hanf, quer durch alle Kulturen, ein wichtiges Heilmittel. Die ersten Schriften über eine Nutzung von Cannabis als Heilpflanze gehen zurück auf ein rund 4.700 Jahre altes chinesisches Lehrbuch über Botanik und Heilkunst. Auch in Indien wurde, wie eine etwa 2400 Jahre alte Schrift zeigt, Cannabis für medizinische und rituelle Zwecke eingesetzt und selbst in vielen klösterlichen Schriften Europas taucht die Hanfpflanze immer wieder als Heilmittel auf, pur verwendet oder als wichtiger Bestandteil komplexer Rezepturen.
Hanf galt als appetitanregend, beruhigend, schmerzstillend, entzündungshemmend und reinigend, Einsatzgebiete waren rheumatische Beschwerden, chronische Schmerzen, Neuralgien, Migräne, Schlafstörungen, aber auch Epilepsie.
Seit einigen Jahren wird Cannabis als Heilmittel wieder entdeckt und auch eingesetzt. Wie ich diversen Reportagen über „Cannabis als Medizin“ entnehmen konnte, macht Europa hier aber nur zögerlich Schritte. Während in den USA in den meisten Bundesstaaten Cannabis bereits selbstverständlich ärztlich verschrieben wird, Israel sogar als Staat Cannabis anbaut und in eigenen Apotheken verkauft, steckt Österreich und Deutschland noch in den Kinderschuhen. Der Nimbus der gefährlichen Droge ist hierzulande nur schwer zu überwinden. Während in Israel an die 20.000 PatientInnen Cannabis ärztlich verordnet bekommen, etwa als unterstützendes Heilmittel bei Chemotherapien, bei Migräne, bei chronischen Schmerzen und Entzündungen, sind es in Deutschland nur etwa 600 Patienten, wobei in Deutschland keine Krankenkassa die Kosten dafür übernimmt.
Nur Schritt für Schritt wird auch in Österreich Hanf als Heilmittel wieder bekannt. Für den Einsatz von Cannabis in der Medizin kämpfen einige Vereine und Einzelpersonen, stellvertretend genannt sei hier die ARGE CANNA. Cannabis kann mittlerweile als Medikament ärztlich verordnet werden, wobei es immer noch schwierig ist Ärzte zu finden, die es verschreiben und auch hierzulande übernehmen Krankenkassen die Kosten dafür noch nicht.
Sollten meine Leserinnen jetzt innerlich aufschreien und rufen „Achtung Sucht!“ hier noch eine wichtige Information. Den Rausch beim Cannabis verursacht ein Stoff mit der Kurzbezeichnung THC. Der für medizinische Zwecke angebaute Hanf ist fast frei von THC und darf selbstverständlich nur unter strenger Kontrolle angebaut werden. Keine Suchtgefahr also und keine Rauschzustände.
Die wichtigsten Wirkstoffe des Hanf sind aus pharmakologischer Sicht die Cannabidiolsäure, sie ist verantwortlich für die entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung, sowie die sogenannten Flavonoide, denen eine antioxidative Eigenschaft nachgesagt wird, sie wirken chronischen und altersbedingten Erkrankungen entgegen.
Bei meinen Recherchen habe ich dann auch noch herausgefunden, dass Hanf nicht nur als verschreibungspflichtiges Medikament auf dem Markt ist, sondern, in sehr niedriger Dosierung, auch als Hanfblütentee und Hanfblütenextrakt. Juuhuu!
Ich habe deshalb beschlossen diese frei erhältlichen Hanfprodukte zu testen und meinen Körper damit zu unterstützen. Unabhängig von der Diagnose, die ich irgendwann, da bin ich mir sicher, erhalten werde. Über meine Erfahrungen mit den Hanfprodukten werde ich hier am Blog laufend berichten. Also, dran bleiben!
Claudia meint
Guten Morgen, Sonja!
Von mir kommt heute kein Ratschlag, sondern nur ein Tipp, wo man in deiner Nähe medizinisches Hand und Hanfprodukte angebaut und verkauft werden:
http://www.deepnatureproject.com/
Das wird von zwei Frauen in Gols – also ganz in der Nähe eures Burgenland-Domizils – betrieben. Ich hatte mit einer der beiden Frauen wegen der Therapie meiner Mutter zu tun und war menschlich und vom Wissen begeistert.
Liebe Grüße Claudia
Sonja meint
Danke Claudia, schau ich mir an. Bin derzeit in Kontakt mit einer Firma in Apetlon. Aber gut zu wissen, dass es da andere auch gibt.
Ursula meint
Wenn Du fündig geworden bist , liebe Sonja , dann laß es mich wissen ! Ich bin nämlich eben auch auf dem Pfad der Hanfsuche gegen meine diversen unerträglichen Schmerzen als Autoimmunkranje ! Danke !
Sonja meint
Hallo Ursula, Du auch??!! Ich werde die Produkte einer Firma testen und dann hier am Blog berichten.
sigrid schrammel meint
ja…jeder kommt selber drauf. ich werde mir demnächst das schmerzmittel meiner wahl holen…und ich glaube daran, dass es hilft…ganz bestimmt!
Sonja meint
ich drück dir die daumen, sigrid!
Caroline meint
Hallo Sonja,
mit deinem Artikel trägst du dazu bei, Cannabis als Heilmittel wieder bekannter zu machen. Ich würde mich freuen, wenn du nach einer gewissen Zeit deine Erfahrungen teilen würdest! (-;
Hanf ist eine der bedeutensten Nutzpflanzen und wurde schon seit erdenklichen Zeiten medizinisch eingesetzt, wie du auch schreibst. In vergessenheit ist sie bestimmt nicht gefallen, sie wurde absichtlich dort hingestoßen – zum Glück nicht dauerhaft!
Sonja meint
Hallo Caroline, das habe ich auch vor! Im Jänner treffe ich mich auch mit dem Unternehmen von dem ich meine Hanfprodukte. Werde da sicher weiter darüber berichten! Liebe Grüße und danke für Deine Ermutigung!