Vor einigen Jahren haben mein Mann und ich die Entscheidung getroffen, uns dem jährlichen Konsumwahnsinn rund um Weihnachten weitgehend zu entziehen. Keine Geschenke mehr zwischen uns als Ehepaar und weitgehend nur Selbstgemachtes für Menschen, die wir beschenken wollen oder auch müssen. Zugegeben, manchmal habe ich in den letzten Jahren mit dieser Entscheidung gehadert. Aber dann werde ich doch jedes Jahr wieder darin bestätigt. So auch heute.
Eine Kleinigkeit für eine Nachbarin. Etwas typisch Salzburgerisches für meine burgenländische Hausärztin, die grad zur Freundin wird und mich diesen Sommer so oft ohne Kostenverrechnung behandelt hat. Etwas Süßes für die Eltern, passend zu dem Selbstgemachten aus meinem Garten. Eine kleine Geste für einen jungen Mann, der mir ans Herz gewachsen ist. Kerzen für das Weihnachtsfest und den Christbaum. Das war meine kleine Einkaufsliste für dieses Jahr. Den Weihnachtseinkauf habe ich auf heute gelegt, auf den 8. Dezember. Ich hatte die Vorstellung von einem gemütlichen, entspannten und genussvollen Einkaufstag mit kleinen Abstechern zum Christkindlmarkt und ins Kaffeehaus.
Wie sah die Realität aus? Es regnete in Strömen. Ich hetzte durch nasse und mit Schirmen bewaffnete Menschenmassen. Am Christkindlmarkt landete der Glühmost eines bereits betrunkenen Besuchers auf meinem Mantel. In den Kaffeehäusern stapelten sich die Menschen, also nichts wie raus. In den Geschäften herrschte Ungeduld an den Kassen. Das Verkaufspersonal war entweder überengagiert und glaubte die Verkaufsberatung nicht beenden zu dürfen, bevor ich nicht mindestens doppelt so viel wie vorgenommen eingekauft hatte. Oder es war genervt, wohl weil es am Feiertag arbeiten musste. Beim langen Fußweg nach Hause hingen an meiner linken Hand schwer die vom vielen Regen eingenässten Einkaufstüten, an der rechten Hand hielt ich den Schirm und kämpfte gegen den Sturm. In meinem Kopf dann nur noch ein Ziel. Eine heiße Hühnersuppe vom Ehemann und das Sofa vorm Kamin.
Es gibt Frauen, die lieben Shopping. Zu dieser Sorte gehöre ich eindeutig nicht. Ich schenke gerne, aber ich hasse einkaufen! An Weihnachtseinkäufen finde ich nichts, aber auch gar nichts schön. Ich komme dabei nicht in Weihnachtsstimmung. Ganz im Gegenteil.
Nachdem mein Mann und ich vor einigen Jahren unsere Entscheidung für konsumfreie Weinachten getroffen hatten, fortan also ohne Geschenke zu feiern, habe ich immer wieder einmal mit dieser Entscheidung gehadert. Wenn du 45 Jahres Deines Lebens zu Weihnachten reich beschenkt wirst und selbst beschenkst, dann fehlt die traditionelle Bescherung als Ritual schon. Das Weihnachtsfest fühlte sich die ersten Jahre zugegeben seltsam an so ganz ohne dem Auspacken der Geschenke und den Rufen „Ohhhhhh, ist das schön“. Weihnachten war irgendwie leer. Ja, es fehlten mir sogar jene Geschenke, die so gar nicht passend waren. Ihr wisst schon, diese Präsente, die man entgegen nimmt und die einen mit freudig aufgesetzter Miene versichern lassen „Keine Sorge, das hast Du wirrrrklich guuuuuut getroffen, ich freu mich soooo sehrrrrrrrr“. Ja, auch sie fehlten.
Nach so einem Einkaufstag wie heute, mit dem tiefen Einblick in den Weihnachtsstress meiner Mitmenschen, fühle ich mich allerdings bestätigt. Aus meiner Sicht lohnt sich der Verzicht auf das ritualisierte Schenken und Beschenken eindeutig. Meine und unsere Adventzeit ist etwa tatsächlich besinnlich geworden. Lange Spaziergänge, gemütliche Nachmittage bei Tee und Früchtebrot, ausgiebiges Sofalümmeln am Kamin mit einem guten Buch in der Hand, statt vorweihnachtlicher Stress und Konsumwahnsinn. Und auch unser Weihnachtsfest hat längst andere Inhalte bekommen. Wir feiern Weihnachten mittlerweile mit Freunden zusammen. Jeder trägt kulinarisch etwas bei, wir schenken uns vor allem Stimmung und gemeinsame Zeit. Und übrigens: Schenken kann man auch ohne Weihnachten. Ganz ohne Anlass, unterm Jahr. Einfach, weil man jemanden gerade beschenken will.
Es ist der 8. Dezember 2017 und ich habe meine wenigen Weihnachtseinkäufe erledigt. Die stillste Zeit des Jahres darf beginnen.
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