Hab ich diesen Blog nicht gerade erst eröffnet? Ja, zu meinem Fünfzigsten! Das war doch erst gestern oder vorgestern? Auf keinen Fall ist das schon 6 Jahre her! Oder??
Doch ist es. Gestern am 2. Oktober habe ich tatsächlich die Zahl 56 angetreten und es geht somit zügig dem 60er entgegen……puhhhhh!! Hilfe! Dreht sich jetzt irgendwie schon arg schnell dieses seltsame Lebenskarussell!
Ich warte ja schon seit Jahren darauf, dass es bei mir mal ruhiger wird. Heißt es nicht, man wird gelassener mit dem Alter, cooler, ausgeglichener? Sollte ich nicht längst mehr in mir ruhen, weniger von einer Aufregung in die nächste tappen, von einem Emotionschaos ins andere? Und ganz ehrlich, ich wünsche mir das SEHR! Aber rund um mich meinen alle, das wird bei mir wohl nichts werden mit Ruhe. Ich wäre viel zu lebenshungrig, viel zu intensiv, zu emotional für Ruhe.
Das vergangene 55. Lebensjahr hatte es auf alle Fälle in sich. Ich habe mein zweites Buch herausgegeben und einen Artikel auf einer Storytelling-Plattform geschrieben, der viral ging. Dann erlebte ich, wie Millionen andere auch, Corona und den Lockdown und dazu hat es mich auch noch in Sachen Liebe emotional rumgebeutelt, wie das letzte Mal bei meiner Scheidung vor 20 Jahren. Verliebt in einen jüngeren Mann trotz guter Ehe! Was danach kam war Intensität, Glück, Chaos, in alte Muster zurückfallen, wahnsinniger Schmerz, Trauer. Aber auch so unglaublich viel Lernen.
Muss Liebe immer weh tun?
Als junge Frau dachte ich, Liebe tut immer weg, Verzweiflung und Liebe wären quasi ein Paar, gehören zusammen, das eine nicht ohne dem anderen. Doch dann lernte ich vor fast 20 Jahren Rochus kennen, meinen jetzigen Mann, und mit ihm erlebte ich eine ganz neue Qualität von Liebe. Rochus ist verbindlich, stärkend, verlässlich, er trägt mich emotional, nimmt mich wie ich bin, ist immer da. Bei ihm musste ich nie kämpfen, ihn zu lieben tat nie weh.
Warum ich dann im vergangenen Lebensjahr erneut diese Erfahrung schmerzhaftester Liebe erleben musste, das hab ich mich oft gefragt in den letzten 9 Monaten. Und ich habe auch eine Antwort gefunden für mich.
Ich denke, dass jeder Mensch Lebensthemen hat, die er bewältigen muss, die in ihm schlummern, wo er etwas zu lernen hat. Liebe, Selbstliebe, den Zweifel an der Aufrichtigkeit von Liebe zu überwinden – das sind halt Lebensthemen von mir, da soll ich mich im Leben weiterentwickeln, da soll ich etwas hinter mir lassen und einen Lernschritt machen.
Und genau dafür ist mir diese schmerzhafte Liebe zu dem jungen Mann geschickt worden. Ich sollte noch einmal eine Lernschleife drehen, an diesen Themen weiterarbeiten, weil noch nicht alles wirklich fertig gelernt. Und ja, mit meinem Mann Rochus wären diese schmerzhaften, jetzt aber vollzogenen Lernschritte nie möglich gewesen. Weil bei ihm Liebe eben nicht wehtut.
Nein, Liebe ist leise
Aber ich bin nicht nur frontal durch all meine Ängste gegangen, habe nicht nur an meiner Selbstliebe gefeilt. Ich habe auch gelernt über dieses schmerzhafte Erlebnis, dass richtige Liebe nicht laut ist, kein Funkensprühen, nicht schmerzhaft und dramatisch, sondern still, beständig und fast schon langweilig.
Was Liebe wirklich ist, hat mich in diesem Jahr mein Mann Rochus gelehrt. Durch seine unerschütterliche Anwesenheit, sein Dableiben, mit mir in Kontakt bleiben trotz der Anwesenheit eines jüngeren Mannes, durch sein mich Aushalten im emotionalen Chaos und seinen festen Glauben daran, dass ich in einem großen Lernprozess bin, der mich wieder zu 100% zu ihm zurückführen wird, hat er mir vorgelebt, was wahre Liebe ist. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Ich danke daher beiden Männern für die Lernerfahrung, die sie mir erteilt haben. Und ich danke beiden Männern, dass sie weiterhin in meinem Leben sind, trotz emotionaler Beutlerei. Es ist toll, einen wunderbaren Mann zu haben an meiner Seite. Und es ist großartig zu wissen, da gibt es vielleicht bald auch einen sehr guten Freund (noch ist es ein emotionales Auf und Ab, aber wir sind immer noch am Weg!).
Das Jahr der Häutung
In diesem 55. Lebensjahr habe ich mich gehäutet wie eine Schlange. Irgendwie schaut alles an mir noch gleich aus. Aber in Wahrheit habe ich unter großen Schmerzen so viel Altes entweder abgestreift oder gänzlich neu geordnet. Das Leben hat mir Schuppe um Schuppe, die gesamte Haut, vom Leib gezogen bis ich gefühlt fast nackt war.
Aber da ist jetzt eine neue Haut, dünn, noch sehr, sehr verletzlich. Tag um Tag spüre ich sie dicker werden, stärker, widerstandsfähiger und bald bietet sie mir wieder den alten, gewohnten Schutz.
Ich sehe außen vielleicht immer noch gleich aus. Innen aber bin ich eine andere geworden. Feiner, sensibler, stärker, weicher, verwundbarer, weiser, liebevoller zu mir selbst.
Neues Lebensjahr was bringst Du mir?
Heute bin ich über den Buchberg nahe Salzburg gewandert, habe das alte Lebensjahr verabschiedet und das neue Lebensjahr begrüßt. Das Alte weggeatmet, ausgeatmet, neue Energie eingeatmet. Losgelassen, in mir Platz gemacht und mich geöffnet für das, was jetzt kommt.
Ich wünsche mir neuerlich etwas mehr emotionale Ruhe in meinem Leben. Vorgenommen habe ich mir, meiner Kreativität noch mehr Platz zu geben. Ich möchte noch mehr Bilder malen, noch mehr Sketchnotes zeichnen und ich möchte meinen ersten Roman schreiben.
Vorgenommen habe ich mir auch, mir mehr Zeit zu nehmen für jene Menschen, die mir wichtig sind im Leben. Freundschaften feiern. Und natürlich die Liebe!
Neues Lebensjahr, herzlich willkommen, ich freue mich auf Dich!
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