Ich glaube ich muss da etwas klarstellen.
In den letzten Tagen gab es am Blog/ auf Facebook Kommentare und Anmerkungen und ich bekam auch zwei Mails von Leserinnen, die alle eine Aussage hatten, nämlich die Frage: Darf ich mich auch schlecht fühlen beim Älterwerden?
Karin, eine Leserin des Blogs schrieb:
Hallo Sonja, seit deinem “VielFalten”-outcome und dem Lesen der Kommentare, führte ich ein gedankliches Zwiegespräch und fragte mich “soll ich oder soll ich nicht” einen Kommentar abgeben, denn was mich zögern ließ, war diese Mentalität “es ist so schön, so alt zu sein und Altwerden ist eh kein Problem, es käme hauptsächlich auf die eigene Haltung/Einstellung an”. Ich möchte das nicht mindern, denn tatsächlich dachte ich auch einmal so, bis es dann ganz anders kam, als gedacht und vorgestellt.
Suzie, eine andere Leserin meinte auf Facebook:
natürlich, das alter beginnt mit der geburt. trotzdem ist es eine herausforderung, wenn der körper schneller an grenzen stößt (stiegensteigen mit einkaustasche) und die zähne nicht mehr kraftvoll zubeißen können. ich zitiere die wunderbare schriftstellerin anita pichler: „es wurde immer mehr, das es nicht mehr gab. abschied gibt es und die ganze welt. und immer wieder abschied davon.“,
Und Reini schrieb mir ein Mail in dem folgender Satz zu lesen war:
Liegt gelingendes Altern wirklich nur im Willen des Individuums oder vielleicht doch auch im Auge des Betrachters????Die Beschwerden des Alterns lassen sich nicht so leicht aufhalten, wie uns Medien, Sportwissenschaftler, Psychologen und Medizin einreden wollen. Ich versuche, die Freuden des Alltags wahrzunehmen und dankbar zu genießen, aber die Sinnfrage stellt sich trotzdem immer wieder, einmal mehr oder weniger. Darf ich wirklich sein, ohne explizit jemandem zu „nützen“?
Ich bin Ihnen als LeserInnen sehr dankbar für solche Anmerkungen. Erstens zeigen Sie damit die Vielfalt des Älterwerdens auf. Zweitens sprechen Sie die Erwartung und auch den Glauben der Gesellschaft an, dass wir für unser Altern selbst verantwortlich sind. Also etwa: Wenn du dich gesund ernährst, wirst du auch gesund alt werden. Wenn du nicht gesund alt wirst, hast DU demnach etwas falsch gemacht. Diesem gesellschaftlichen Druck nach einem produktiven Alter, also gefälligst gesund und aktiv zu altern, kann man sich tatsächlich kaum entziehen. Aus Sicht der Gerontologie ist diese Haltung auch gefährlich für eine Gesellschaft, weil sie jene ausschließt, denen es nicht gut geht, die nicht aktiv sein können. Etwa weil sie gerade ein Familienmitglied pflegen und gar keine Zeit haben für ihr eigenes Leben oder weil sie an einer chronischen Erkrankung leiden oder auch weil sie in Altersarmut leben müssen, obwohl sie vier Kinder großgezogen und immer gearbeitet haben.
Nein, hier auf meinem Blog wird diesem Trend, diesem gesellschaftlichen Druck nicht gefolgt. Hier soll die Vielfalt des Älterwerdens Platz haben, die vielen verschiedenen Facetten des Älterwerdens sichtbar werden und die vielen Themen dieser langen Lebensphase. Darum ja auch der Name VielFalten. Ich möchte hier weder ständig jubeln und darstellen wie großartig das Altern ist, noch möchte ich laufend klagen und das Thema Alterseinschränkungen strapazieren.
Ich habe über 25 Jahre beruflich mit dem Thema Altenpflege zu tun gehabt. Ich weiß darum, wohin sich das Leben entwickeln kann. Da habe ich sicher keine blinden Flecken. Aber ich sehe auch täglich, wie das Älterwerden negativ dargestellt wird. Wie wir etwa Bilder im Kopf haben, weil uns diese Bilder auch vermittelt werden. Ein Beispiel: Jeder zweite über 80 Jährige benötigt Betreuung oder Pflege. Mit dieser Zahl wird uns kommuniziert, dass das Pflegerisiko mit dem Alter steigt. Alt ist krank- das wird uns ins Hirn gehämmert. Was nicht gesagt wird, die genannte Zahl aber auch aussagt ist, dass die Hälfte aller Menschen ab 80 ohne jede Hilfestellung sind und selbständig leben! Und ich finde es wichtig diese andere Perspektive zu sehen. Hey, die Chancen stehen 50/50!
Ich persönlich glaube, dass es zu den großen Entwicklungsaufgaben im Alter gehört, mit Einschränkungen und Abschieden umgehen zu lernen. Das ist sicher oft sehr schmerzhaft. Gar keine Frage. Ich gehe davon aus, dass ich noch schwere Zeiten vor mir haben werde und einige Male verzweifeln werde. Und da kündigen sich auch schon Schwierigkeiten an. Meine Schultern melden schon seit 2 Jahren, dass meine Hundeverrücktheit zu ihren Lasten gegangen ist. Mein Nacken hat mich erst kürzlich ins Knockout befördert, um mir zu sagen, dass ich endlich mal Ruhe geben soll. Und überhaupt, die Vorstellung irgendwann nicht mehr mein hohes Lebenstempo leben zu können, macht mir Angst.
Nein, hier auf diesem Blog wird nicht der Euphorie gefrönt. Es geht ums Leben. Um das Auf und Ab im Leben und Älterwerden. Aber dafür möchte ich Kraft und Mut schicken! Und zwar jede Menge, denn die wird gebraucht.
Horst Konrad meint
Als Dein Vater gebe ich Dir und Deinen Leserinnen und Lesern folgenden Rat, den ich am Donnerstag Nachmittags machen musste, weiter:
Ab einem gewissen Alter soll man seinen Körper mit gymnastischen Übungen nicht mehr überfordern. Ich habe ihn überfordert, indem ich bei den Rumpfbeugen – als ich nicht beim ersten Mal die Zehen erreicht habe – beim zweiten Mal etwas Gewalt anwendete.
Die Folge war eine unerklärliche Behinderung beim Sitzen oder schnellen Gehen. Ich musste den Notarzt im Ärztezentrum aufsuchen. Der konnte nur eine ungewöhnlich starke Schwellung im Bereich der linken Hüfte feststellen und überwies mich an die Ambulanz der Unfallchirurgie im LKH. Dort dauerten die Untersuchungen bis Freitag 1 Uhr früh. Am Freitag wurde ich zur neuerlichen Untersuchung vorgeladen. Entgegen der ursprünglichen Absicht wurde ich nach Hause entlassen mit der Anweisung am Montag meinen Hausarzt aufzusuchen.
Inzwischen wurde das gewaltigen Hämatom durch Absorption des Blutstaus im Muskelgewebe sichtbar, ich sehe ungefähr so aus wie eine Milka-Kuh.
Also immer schön auf den Körper hören und nichts gewaltsam machen.
Sonja Schiff meint
Du machst Sachen…..