Kennt Ihr das auch? Ihr lest ein Buch und könnt nicht sagen, ob es jetzt gut war oder nicht? So geht’s mir auf alle Fälle gerade mit einem Buch. Es wurde mir waaaahnsinnig ans Herz gelegt von meiner Buchhändlerin, nach dem Motto: „Das müssen Sie unbedingt diesen Sommer lesen.“ Ich hab es ja grundsätzlich nicht so mit Buchempfehlungen anderer Leute, Geschmäcker und Leseverhalten sind bekanntlich sehr verschieden. Aber der Einband gefiel mir, ich war in heller Urlaubsvorfreude, das Buch wird überall hoch gelistet, also habe ich den Roman Als wir unbesiegbar waren, entgegen meines normalen Verhaltens, doch eingepackt.
Tja, und jetzt weiß ich nicht so recht…..
Der erste Absatz:
„Na gut, mir ist eine eingefallen. Wenn ihr die Antwort auf irgendeine Frage bekommen könntet, welche Frage würdet ihr nehmen?“
Zum Inhalt:
Das Buch mit dem sommerlichen Einband erzählt die Geschichte von vier FreundInnen – Eva, Benedict, Lucien und Sylvie. Als die vier FreundInnen Ende der Neunzigerjahre ihr Studium beenden, blicken sie mit Lebenshunger in Richtung einer aufregenden Zukunft. Benedict will seinen Doktor der Physik machen und träumt davon in der Schweiz, im Zentrum CERN, arbeiten zu dürfen. Eva strebt eine Karriere im Finanzbusiness an, ganz gegen den Vorstellungen ihres Vaters, der glühender Sozialist ist. Sylvie geht davon aus in Bälde eine berühmte Künstlerin zu sein, denn ihr wird großes Talent bescheinigt. Bis sich die große Kunstkarriere allerdings einstellt, will sie mit ihrem lebenslustigen und flatterhaften Bruder Lucien die Freiheit leben. Und dann gibt es da noch die Liebe. Eva vergöttert Lucien, der aber hat kein Interesse an Bindung, sondern an aufregendem, freien Sex. Benedict wiederum liebt Eva. Allerdings aus der Ferne. Die wenigen Möglichkeiten der Annäherung lässt er ungenützt vorübergehen.
Das Buch begleitet die vier FreundInnen durchs Leben, von Mitte Zwanzig bis Mitte Vierzig. Die Wege trennen sich, die Freunde treffen sich nur noch sporadisch und das Leben hält Überraschungen bereit. Eva macht tatsächlich Karriere im Finanzwesen. Doch um welchen Preis? Als sie überraschend ihren Job verliert, stürzt sie in eine Krise. Bei Sylvie stellt sich die große Künstlerkarriere nicht ein, sie lebt von Gelegenheitsjobs und Alkohol, bis sie plötzlich schwanger wird. Benedict schafft es tatsächlich in die Schweiz zu kommen, allerdings geht er in Sachen Liebe einen faulen Kompromiss ein, der in einer Scheidung mündet. Und Lucien muss erleben, wie ihn sein ach so freier Lebensstil sogar ins Gefängnis bringt. Die Freundinnen werden vom Leben gebeutelt und getrennt, dann aber doch wieder zueinander geführt. Am Ende glückt allen ein Neubeginn und auch die Liebe findet ihre Wege.
Zur Autorin:
Das Buch Als wir unbesiegbar waren ist der erste Roman von Alice Adams. Sie wurde, laut Klappentext, in Australien geboren, hat aber die meiste Zeit ihres Lebens in England gelebt. Neben Jobs als Kellnerin und in der Londoner City erwarb sie einen BA in Philosophie sowie umfassende Qualifikationen in Mathematik, Wirtschaft und Informatik. Alice Adams lebt mit Mann und Kindern im Norden Londons, entflieht aber, sooft es geht, in die Wildnis.
Meine Gedanken zum Buch:
Wie gesagt, ich bin mir noch nicht so sicher, ob mir das Buch gefällt oder ob ich es als „locker-flockig-etwas langweilig“ kategorisieren soll. Auf alle Fälle hat es mich jetzt nicht vom Hocker gerissen. Die Geschichte ist letztlich inhaltlich nichts besonderes, erzählt wird hier von vier Leben, wie sie eben das Leben so schreibt. Wenn man, wie ich, schon 52 Jahre auf dem Buckel hat, dann sind die Erkenntnisse der Protagonistinnen des Buches quasi die eigenen Lebenserfahrungen, nämlich: Leben ist nicht planbar. Es kommt immer anders als erwartet. Am Ende hat alles seinen Sinn und es wird alles gut.
Ich bin mir relativ sicher, dass dieses Buch eine 30 jährige Leserin anders liest, als eine Leserin in der Lebensmitte oder darüber. Ich habe mir auf alle Fälle einige Male gedacht: Genau. So läuft das Leben! Und?
Warum ich das Buch hier am Blog vorstelle ist der biografische Faden, der nicht nur einzelnen Figuren nachgeht, sondern auch den Freundschaften der Figuren. Das fand ich dann doch spannend. Wie sich Freundschaften im Laufe des Lebens entwickeln, wie sich Menschen treffen, nah kommen, dann wieder verlieren und am Ende wieder finden. Es gibt also nicht nur Biografien von Menschen, es gibt auch so etwas wie „Freundschafts-Biografien“. Das hat mich berührt und auch nachdenklich gemacht. Immer wieder habe ich innerlich gerufen: „Ja, genau so ist das mit Freundschaften!“ Immer wieder habe ich geschmunzelt, aber auch an die Höhen und Tiefen meiner eigenen Freundschaften gedacht.
Das Buch, und deshalb finde ich es wohl doch toll, hat mich daran erinnert, dass Freundschaft einfach alles ist und es sich lohnt darum zu kämpfen. In den nächsten Tagen werde ich eine Freundin kontaktieren, mit der ich vor 2 Jahren einen heftigen Streit hatte. Sie fehlt mir. Das habe ich durch dieses Buch erkannt.
Als wir unbesiegbar waren.
Alice Adams
332 Seiten, Dumont
Monika Krampl meint
Deine Frage zum richtigen Zeitpunkt, liebe Sonja, da ich gerade in der letzten Zeit wieder einmal über meine Freundschaften nachgedacht habe. „Freundschafts-Biografien“ , wie du es nennst, gefällt mir gut!
Gerade jetzt sitze ich hier und erwarte eine Freundin, die zu Beginn die Frau eines meiner besten männlichen Freunde war. War – weil er vor 18 Jahren mit gerade mal 41 Jahren verstorben ist.
Zu Beginn war sie mir gegenüber etwas misstrauisch. Hatte ich doch zu der Zeit den Ruf der großen Männerverführerin. Und von allen Seiten hörte sie, wie sie dem zustimmen könne, dass ihr Mann sich alleine mit mir träfe. Ich konnte damals nicht so viel mit ihr anfangen. Waren wir hie und da mal zu dritt, hat sie sich nie an unseren lebens-philosophischen Gesprächen beteiligt. Doch sie ist eine sehr kluge Frau. Sie hat gemerkt, dass die Freundschaft für ihren Mann etwas sehr wichtiges und lebens-notwendiges war. Als er gestorben war, hat sich zwischen ihr und mir langsam eine Freundschaft der gegenseitigen Wertschätzung entwickelt. Ihre Wertschätzung für mich war vorher schon da gewesen. Und ich musste wieder einmal feststellen, dass ich in einem Vorurteil verfangen war.
So weit, so gut. Unsere Freundschaft geht nun schon über sehr lange Zeit, in der wir uns manchmal zwei Mal im Jahr, und manchmal alle zwei Jahre mal sehen. Und wir setzen uns jedes Mal hin und sprechen miteinander, als ob wir uns gestern erst getrennt hätten.
Ich habe festgestellt, dass es solch eine Art von Freundschaft einige gibt in meinem Leben. Einige gibt es mit regelmäßigen Kontakten und eine – die man mittlerweile wirklich als Lebensfreundschaft bezeichnen kann – seit unserer Schulzeit.
Mit meinen männlichen Freunden gibt es Freundschaften ohne Sexualität. Und zwei Freundschaften gibt es, bei denen wir jahrelang freundschaftlich miteinander umgehen, und pardauz plötzlich prickelt es zwischen uns und wir fallen übereinander her – bis es irgendwann wieder vorbei ist, und wir wieder nur freundschaftlich miteinander verkehren. Das sind sehr innige Freundschaften.
Ja, es gibt verschiedene Arten von Freundschaften. Und mein FreundInnenkreis hat sich durch viele meiner Lebensveränderungen auch immer wieder verändert. So manche habe ich zurückgelassen, neue sind dazugekommen.
Mit drei Freundinnen, mit denen die Freundschaft durch eine Missstimmung / einen Streit abgebrochen wurde, habe ich in den letzten Jahren versucht, wieder Kontakt aufzunehmen. Alle drei haben abgelehnt. Das tat anfangs sehr weh, jetzt denke ich mit einer leichten Wehmut zurück.
Ich bin sehr dankbar für meinen FreundInnenkreis!
Liebe Grüße Monika :-)
Sonja meint
:-) Danke für Deine Gedanken dazu, liebe Monika!