Kürzlich habe ich das Buch Oma lässt grüßen und sagt es tut ihr leid von dem schwedischen Autor Fredrik Backman gelesen. Es hat bei mir widersprüchliche Eindrücke hinterlassen. Deshalb, und auch weil der Autor sichtlich gerne ältere Menschen in seinen Büchern zum Thema macht (was mich als Gerontologin natürlich interessiert), habe ich mir ein weiteres Buch von ihm geschnappt.
Ein Mann namens Ove
Das Buch wurde mir, nach meiner Kritik zu „Oma lässt grüßen…“ ans Herz gelegt. Also liess ich mich überzeugen. Anders als sonst las ich vorher weder Kritken noch den Klappentext. Ich hab mir das Buch einfach „blind“ auf meinen e-reader geladen und dann losgelesen. Ein Experiment, welches ich jetzt öfters machen werde. Es war nämlich äußerst spannend dieses Buch völlig ohne jedes Vorwissen zu lesen.
Der erste Satz des Buches lautet:
Ove ist 59. Er fährt Saab. Er ist so ein Mann, der mit dem Zeigefinger auf Leute zeigt, die er nicht mag, als wäre sie Einbrecher und als wäre Oves Zeigefinger die Taschenlampe eines Polizisten.
Zum Inhalt:
Ove ist auf den ersten Blick der Nachbar, dem man seinen größten Feind nicht wünscht. Ein Kontrollfreak, ein Besserwisser, Unsympathler. Einer der sich an alle Regeln hält und erwartet, dass auch andere alle Regeln dieser Welt einhalten, weil man Regeln eben einhalten muss. Er ist der Kerl, der jeden Morgen eine Runde durch die Siedlung dreht und überprüft, ob sich auch alle an die Vorschriften der Mülltrennung halten. Er liebt „Fahrräder anlehnen-verboten-Schilder“ und die Tafel mit der Aufforderung „Durchfahrt verboten“. Ove ist ein Mann, der mit allen Streit hat und allen rundherum das Leben schwer macht. So der erste Eindruck.
Nach und nach erfährt man allerdings mehr über Ove. Er hat gerade seine Arbeit verloren, wurde aussortiert und versteht die Welt nicht mehr. Und er hat gerade seine Frau Sonja verloren. Deshalb sieht Ove keinen Sinn mehr im Leben und will sterben. Er plant seinen Selbstmord. Selbstverständlich mit Akribie. Er schreibt genaue Anweisungen, was sein Nachfolger bei den Rundgängen durchs Viertel kontrollieren muss. Er deckt den Boden an der Stelle mit Plastikplanen ab, wo der Haken angebracht wird, an dem er sich erhängen will. Es sollen keine Flecken entstehen auf dem frisch geschliffenen Boden.
Doch der Selbstmord will und will nicht gelingen. Ins Nachbarhaus ist eine junge Multi-Kulti-Familie eingezogen. Zuerst fährt diese Familie Oves Briefkasten zu Schrott und dringt in sein Leben ein. Dann eroberns sie nach und nach Oves Leben und sein Herz.
Ich habe mich verliebt in Ove!
Der Autor schafft es nach und nach das Innerste dieses besserwissenden und unsympathischen Grantlers sichtbar zu machen. Mit großen Rückblicken wird Oves Leben, seine Kindheit, sein Werden, seine Ehe mit Sonja erzählt und von Geschichte zu Geschichte beginnt man mehr und mehr diesen seltsamen Kauz Ove zu verstehen, seine seltsamen Prinzipien, seinen Grant. Es entsteht so etwas wie Mitgefühl und auch Verständnis für seinen Wunsch zu sterben. Paralell dazu wird seine Geschichte im Jetzt erzählt, sein Aufeinandertreffen mit einer jungen Frau mit iranischen Wurzeln, die seinen Grant mit Humor nimmt und die ihm, an seinem abweisenden Verhalten vorbei, direkt ins Herz schaut.
„Ein Mann namens Ove“ ist ein herzerwärmendes Buch, eine Liebesgeschichte, eine Tragik-Kömödie mit Tiefgang.
Prädikat: Empfehlenswert. Ove muss man einfach lieben.
Ein Mann namens Ove
Fredrik Backman, 2015, 384 Seiten.
Das Buch wurde übrigens auch grad verflmt. Ich schau mir zwar nie Verfilmungen von Bücher, die ich gelesen habe an, aber hier für meine LeserInnen der Trailer:
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