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Frau Rachmann und ihre Urenkelin

24. November 2015 4 Kommentare

7 Uhr morgens, ich sitze beim Frühstück. Facebook meldet mir eine Nachrichtenanfrage, also eine Mitteilung von einer nicht mir auf dieser Plattform befreundeten Person.

„Liebe Frau Schiff, erinnern Sie sich noch an mich?“

Rasch klicke ich neugierig auf das Profilfoto der Person, vergrößere danach die Ansicht, um meinen Erinnerungen auf die Sprünge zu helfen. Doch ich erinnere mich nicht. Unbekannt die Person. Aber sympathisch. Etwa 30 Jahre alt, etwas mollig, erste Lachfältchen, dunkle Augen und ein Grübchen auf einer Seite. Bei diesem Grübchen bleibe ich hängen. Da war doch einmal wer in meinem Leben mit einem einseitigen Grübchen……

„Ich war klein, etwa zwei Jahre, vielleicht auch drei. Sie waren Hauskrankenschwester bei meiner Uroma.“

Das einseitige Grübchen! Mein Herz macht augenblicklich einen Sprung und aus meiner Erinnerung hallt das glückliche Lachen von Frau Rachmann und deren Urenkelin Miriam.

„Miriam?“ frage ich daher vorsichtig.

„Ja, Miriam“, ruft mein Gegenüber. „Ich hab Ihr Buch 10 Dinge, die ich von alten Menschen über das Leben lernte“ gelesen und dabei viel geweint. Sie wissen, die Erinnerung.“ erklärt mir die erwachsen gewordene Miriam und meint weiter: „Ich würde Sie so gern treffen. Muss Ihnen etwas erzählen.“

Wir vereinbaren einen Termin etwa eine Woche später. Zeit genug um gedanklich eine Zeitreise zu machen und Frau Rachmann aus den Tiefen meiner Erinnerung hervorzuholen.

Foto: Pixabay.com

Foto: Pixabay.com

Ich war etwa 28 Jahre alt und erst kurze Zeit in der Hauskrankenpflege tätig. Ein Job, bei dem ich die Freiheit liebte und die Nähe, die sich zu den Klientinnen entwickelte, einfach dadurch, dass ich die Menschen zu Hause betreute, in ihre Welt kam, dort Gast war. Einmal Hauskrankenpflege, immer Hauskrankenpflege, das war mir klar geworden.

Frau Rachmann war eine meiner ersten Patientinnen in der Hauskrankenpflege gewesen. Sie war eine zarte Frau um die Neunzig. Auf Besuch bei ihrer Tochter in Argentinien, diese war in den 50er Jahren ausgewandert, erlitt Frau Rachmann einen schweren Schlaganfall. Es war kein Arzt vor Ort gewesen , das kleine Leichtflugzeug der Rettung benötigte mehr als eine Stunde auf die argentinische Ranch. Ein zu langer Zeitraum bei Schlaganfall. Deshalb musste Frau Rachmann mit schweren Folgeerscheinungen leben, mit einer Halbseitenlähmung und mit einer schweren Sprachstörung, die sie sehr quälte. Vor allem, wenn sie ihrer kleinen Urenkelin nicht sagen konnte, wie sehr sie sie liebte. Wenn ihr Mund sagte „Schuhko dugma..enkdigman“, obwohl sie eigentlich sagen wollte: „Du bist mein ein und alles., kleiner Schatz“

Frau Rachmann lebte nach dem Schlaganfall in der Familie ihrer in Österreich gebliebenen Tochter, zusammen mit dem Schwiegersohn, deren drei Kindern und dem ersten Enkelkind, Frau Rachmanns Urenkelin Miriam. Eine Großfamilie. In einer kleinen Sozialwohnung am Rande der Stadt. Die Familie war zusammengerückt. Zwei Geschwister zogen in eines der Kinderzimmer, die junge alleinerziehende Mutter lebte mit Miriam in einem anderen Kinderzimmer, im dritten Kinderzimmer wohnten die Eltern. Frau Rachmann bekam von der Familie das ehemalige Elternschlafzimmer überlassen. Das beste Zimmer also für die kranke Großmutter.

Jeden Morgen kam ich als Hauskrankenschwester zur Familie, um Frau Rachmann zu waschen, anzukleiden und danach ins Wohnzimmer zu bringen, wo bereits das Frühstück auf sie wartete. Nachdem das Bad in der kleinen Sozialwohnung viel zu eng und ohne Dusche, sondern mit Badewanne ausgestattet war, fand das morgendliche Körperpflegeritual im Schlafzimmer der alten Dame statt. Immer eifrig mit dabei die kleine Miriam, 2 Jahre alt und verliebt in die Uroma.

Zuerst empfand ich die Anwesenheit der Kleinen bei der Pflege als störend. Ich hatte schon genug mit der alten gelähmten Dame zu tun, jetzt sollte ich auch noch darauf achten, dass das Kleinkind nicht meine Salben ausdrückte, die Waschschüssel vom Hocker riss und damit das mit Teppichboden ausgestattete Zimmer unter Wasser setzte oder gar vom Bett fiel und sich weh tat. Die Kleine nervte mich. Konnte diese Familie nicht selbst auf das Kind aufpassen? Mussten die MIR die Kleine auch noch aufhalsen?

Doch eines Tages, als ich das kleine Mädchen freundlich aber bestimmt abschieben wollte ins Wohnzimmer, rief Frau Rachmann aufgeregt „Hakmo ngatülno biiiittteeeee“ und  schlug mit der nicht gelähmten Hand aufgeregt auf ihre Oberschenkel. Erstaunt sah ich sie an und verstand. Die Kleine sollte bleiben. Es war Frau Rachmanns größtes Glück, dass die kleine Miriam bei ihr war. Hier. Während des Waschens.

Also wuschen die 2 jährige Miriam und ich ab nun täglich die Uroma. Gemeinsam. Etwa vier Jahre lang. Bis zum Tod von Frau Rachmann, nach einem weiteren Schlaganfall. Ich wusch den Rücken von Frau Rachmann, Miriam übernahm das Abtrocknen. Während ich Frau Rachmanns Beine wusch und trocknete, kämmte Miriam voll Inbrunst Uromis schütteres Haar oder cremte ihr voll Vergnügen den Rücken ein. Dass ihre Uroma eine Sprachstörung hatte, störte die Kleine nicht im geringsten. Miriam verstand jedes Wort der alten Dame. Die wichtigste sie verbindende Sprache aber war das Lachen und ihr gemeinsames Glück.

Als mir eine Woche später die mollige junge Frau um die 30 mit dem einseitigen Grübchen gegenübersteht, bin ich gerührt. Sie hat mein Buch dabei und will eine persönliche Widmung. Bei Kaffee und Kuchen reden wir über alte Zeiten, darüber was aus ihren Großeltern geworden ist, aus ihrer Mutter und darüber, wie sie als Kind unser Miteinander bei ihrer Uroma erlebt hat.

Irgendwann sagt sie aufgeregt: „Jetzt fragen Sie mich doch endlich, was ich beruflich mache!“ Erstaunt über die Impulsivität der Frage plappere ich die geforderte Frage nach: „Ja und, was sind Sie beruflich geworden?“

Miriam grinst mich an, richtet den Oberkörper gerade, hebt den Kopf stolz und meint: „Na Krankenschwester! Was denn sonst!“

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Vielen Dank fürs Teilen!

Kommentare

  1. sigrid schrammel-Pomberger meint

    2. Dezember 2015 um 20:21

    sehr interessant. ich habe Sie schon immer interessant gefunden auch bei unseren seminaren. ich habe meinen beruf als seniorenbetreuerIn geliebt. jetzt bin ich in Pension . Gott sei dank war ich nicht allen symphatisch…..aber die Bewohnerinnen haben mich geliebt….und ich sie…es war mein Traumberuf.
    bitte schicken Sie mir ihr buch. ich möchte es lesen.

    Antworten
  2. THOMAS REINER meint

    15. Januar 2017 um 10:43

    Eine sehr rührende Geschichte und sehr warmherzig von dir erzählt, Sonja. Liebe Grüße von uns beiden

    Antworten
    • Service_Vielfalten meint

      15. Januar 2017 um 14:08

      Ohhhhh, danke Thomas!! Lieben Gruß an Euch!

      Antworten
      • Rochus Gratzfeld meint

        19. Januar 2017 um 19:27

        Lieber Thomas, schön, von dir und euch zu hören. Und im Frühling steht ein Ausflug zu euch auf unserem Programm! Herzlich, Rochus.

        Antworten

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