Die Masse der Menschen in Österreich hat im Alter von 50 den Blick in Richtung Pension gerichtet. Noch 9 Jahre, noch 8 Jahre, noch 7 Jahre …hört man häufig als Antwort, wenn man nach dem Beruf oder den beruflichen Zielen fragt. Arbeit als Last, Arbeit als etwas das bald enden soll. Für mich irgendwie eine Sichtweise aus vergangener Zeit. Mein Zugang zu Arbeit ist ein lustvoller. Ich liebe es zu arbeiten und ich werde meine „Pension“ wohl eher dazu nützen, um weitere meiner Talente auszuprobieren, vielleicht unter weniger Druck, aber ich werde arbeiten.
Es freut mich daher eine neue Artikelserie zu starten, sie heisst „Neustart50plus“ und ich werde ab nun in unregelmäßigen Abständen Menschen vor den Vorhang bitten, die noch einmal neu durchstarten in einem Alter, in dem andere ans Aufhören denken. Hier die erste Person, die ich vorstellen möchte.
Gerhild Brandhuber – 55 Jahre alt, gründete „Hand von Herz“.
Wenn Gerhild Brandhuber auf ihr bisheriges berufliches Leben, immerhin 36 Jahre, zurückblickt und in einem Satz zusammenfasst, dann lautet der: „Mir war es immer wichtig für Menschen da zu sein und für ihr Wohlbefinden zu sorgen.“
Gerhild Branhuber startete in der Gastronomie, danach wechselte sie in die Hausbetreuung und später, nach einer Umschulung zur Ordinationsassistentin arbeitete sie in verschiedenen Arztpraxen in Salzburg.
Als ihre Tochter klein ist, baute sie eine Mutter-Kind-Gruppe auf, daraus entstand dann auch eine Frauengruppe, die sie mit viel Engagement und Freude leitet.
Mit 54 Jahren beschließt Gerhild Brandhuber beruflich noch einmal neu durchzustarten. In den gedanklichen Vorbereitungen sucht sie nach ihren Stärken und erkennt diese im Daseinwollen für Andere. Mehr noch, sie erkennt dieses Daseinwollen als persönliches Anliegen: „Mein größtes Glück war für mich immer, einen positiven Beitrag an der Gesellschaft zu leisten. Das möchte ich auch heute noch, weil es mir eine wirkliche Herzens-Freude bereitet und dabei viel Gutes zurückkommt.“
Also hat sich Gerhild Brandhuber im Jahr 2016 aufgemacht diese Stärke zu leben, sie gründete Hand von Herz – Seniorenbetreuung Salzburg.
Wie kam es zur Idee „Hand von Herz“? Welche Vorgeschichte hat Dein Unternehmen?
Mit 54 Jahren, nach der Pensionierung meines Arbeitgebers, bei dem ich zuletzt in der Allgemeinmedizin gearbeitet habe, hat sich mir die Frage nach meiner Zukunft gestellt. Schon immer stand für mich fest, dass ich weit über mein Pensionsantrittsalter arbeiten und für andere Menschen eine Stütze bleiben will.
Während meiner Tätigkeit in der Arztpraxis ist mir klar geworden, dass ältere Menschen oft nur kurzfristig Unterstützung brauchen, damit das Leben wieder sorgenfrei und mit Freude gelebt werden kann. Nach vielen liebevollen Rückmeldungen, sei es von einem Freund, den ich nach seinem Sportunfall mit Querschnittslähmung begleitet habe oder von verschiedenen Patienten, hat sich diese Aufgabe als mein Herzenswunsch heraus kristallisiert.
Was ist Dein Anliegen mit diesem Unternehmen?
Mir ist es wichtig, dass ältere Menschen sichtbar bleiben und nicht nur als schwach und pflegebedürftig gesehen werden. Ich will unserer älteren Generation Mut machen und sie dabei unterstützen, das Leben solange als möglich in seiner ganzen Fülle anzunehmen. Dazu bedarf es manchmal Unterstützung, Begleitung oder Zuspruch und Motivation. Gemeinsam richten wir den Blick weg von Krankheit, Verzicht und die Endlichkeit, hin zu Wünschen und Zielen und was noch alles möglich ist!
Welchen Bezug hast Du zu alten Menschen? Wie siehst Du alte Menschen?
Ich bin als siebentes von 8 Kindern 1961 in einer Großfamilie geboren und beide Großmütter haben bis zu ihrem Lebensende in der Familie bei uns im Haus gelebt. Von daher habe ich das „Älterwerden“ als sehr natürlichen Prozess erlebt. Ein großer Garten, das Eingebundensein in die Gemeinschaft und die sozialen Kontakte haben meine Großmütter in Bewegung und bis ins hohe Alter fit gehalten.
Ich war als Kind schon in die Betreuung meiner Großmütter (geboren 1888/1897) eingebunden und auch für meine Eltern (geboren 1920/1922) durfte ich bis zu ihrem Lebensende die Obsorge übernehmen.
Die Rückblicke auf das Leben meiner Großeltern und Eltern haben mich sehr geprägt. Sie haben die schreckliche Zeit des 1. und 2. Weltkrieges erlebt! Das hat mein Verständnis für diese Generation wachsen lassen und ich kann nachvollziehen, dass sich ältere Menschen in dieser schnelllebigen und wandelnden Zeit mit zunehmendem Alter schwer tun und sich nicht mehr alles zutrauen.
Wie sind die ersten Erfahrungen mit Hand von Herz?
Ich bin wirklich überwältigt von den vielen positiven und herzlichen Rückmeldungen. Bei den Menschen kommt an, was ich weiter geben will und Dankbarkeit wird spür- und sichtbar. Es braucht oft nur ein wenig Zeit, dass vieles leichter wird, wichtige Wünsche erfüllt sind und somit die Lebensfreude wieder steigt.
Was bedeutet es Dir noch einmal etwas Neues zu starten?
Ich war schon immer neugierig auf das Leben, auf die Menschen und außerdem: „Jedem Anfang liegt ein Zauber inne!“ Ich will die Gesellschaft positiv mitgestalten und auch für mich selbst im Alter die Rahmenbedingungen für ein frei gewähltes und selbst bestimmtes Leben erweitern.
Wie gehst du mit Deinem eigenen Älterwerden um?
Nach einem lebensbedrohlichen Unfall im Alter von 50 Jahren konnte ich mich wieder zurück in ein lustvolles Leben kämpfen. Den Fokus auf das Leben zu legen und Hilfe anzunehmen, hat mir dabei sehr geholfen. Ich hege meinen Körper als ein sehr wertvolles Gut und achte sehr auf meine mentale Gesundheit. So kann ich jeden Tag glücklich erleben, aber dabei spielt das Alter für mich keine Rolle.
Ich hatte drei 100jährige Patienten, die alle die 3 K`s ( Krieg, Krankheit, Krisen ) erlebt haben. Alle drei wirkten viel jünger als sie es waren. Warum? Es war auch Glück, aber vor allem die Lust am Leben und wie sie mit den Krisen umgegangen sind. Alle drei sind mir große Vorbilder, wobei ich noch nicht genau weiß, ob ich 100 Jahre alt oder jung werden will.
Hier gehts zur Hompage von Hand von Herz – Seniorenbetreuung Salzburg
Liebe Gerhild, danke für das Gespräch und alles Gute für Deinen Neustart.
Maria Al-Mana meint
Liebe Sonja, liebe Gerhild, „Mir ist es wichtig, dass ältere Menschen sichtbar bleiben und nicht nur als schwach und pflegebedürftig gesehen werden. Ich will unserer älteren Generation Mut machen und sie dabei unterstützen, das Leben solange als möglich in seiner ganzen Fülle anzunehmen. “ Einfach nur PERFEKT! Danke für die Worte. Und die Serie!
Maria, die eigentlich nur wegen dem Anspruch „älter werden und sichtbar bleiben“ zu wollen mit dem Bloggen begonnen hat….
Erika Kellerbauer meint
…ein wunderbarer Ansatz – weiterhin viel Erfolg damit! :-))
Tanja meint
Echt ein sehr schöner Beitrag! Liebe Gerhild, man merkt an deinen Worten, dass es dir wirklich eine Herzensangelegenheit ist und man spürt die Wärme, die davon ausgeht.
Ich werde dich unbedingt weiter empfehlen!
Viel Erfolg und alles Liebe Tanja
agnes meint
Liebe Sonja, Frauen wie ihr seid eine Inspiration! Mit meinen 52 Jahren überlege ich nun auch den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, wobei mir viele Menschen aus meinem Umfeld davon abraten. Man sollte bei vielen Entscheidungen in seinem Leben aber wohl viel eher auf seine innere Stimme hören als auf Stimmen von außen. Ich lesen mir nun viele Blogs durch, die über den Schritt in die Selbstständigkeit berichten. Dein Beitrag hat mich wirklich motiviert, danke! Selbst mein Horoskop auf astrosofa.com hat mir diese Woche gesagt, dass dies eine gute Zeit ist um Entscheidungen zu treffen, die mir neue Wege aufzeigen. Das kann wohl alles kein Zufall mehr sein. :) Ich werde mir diese Woche noch ein Konzept ausarbeiten und danke Euch recht herzlich für das Teilen Eurer Erfahrungen!
Herzliche Grüße, Agnes
Sonja Schiff meint
liebe agnes, da wünsche ich dir alles gute dafür. lass dir zeit beim entwickeln deiner idee, lass dich beraten, tausch dich aus…. hör auf dein herz und deinen bauch! alles gute! sonja