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Gutmensch sammelt Karma

18. Januar 2016 5 Kommentare

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Als ich etwa 5 Jahre alt war, geschah es das erste Mal. Sie lag neben mir im Krankenhaus, im 6-Bett-Zimmer. Das Mädchen, welches nicht hören konnte und deshalb auch nicht sprechen. Stattdessen fuchtelte sie wie verrückt mit den Händen und Fingern herum und bellte oder krächzte. Die Zimmergenossinnen lachten sie aus, spöttelten hinter ihrem Rücken und eine, die meinte besonders stark zu sein, spuckte sogar nach ihr.

Wenn ich mich an diesen ersten Krankenhausaufenthalt meines Lebens erinnere, dann denke ich an Paula, das gehörlose Mädchen. Ich denke an den Spaß, den wir zusammen hatten trotz unserer Operationsnarben und Schmerzen.

Bei meiner Entlassung und nach dem Abschied von Paula, nahm mein Vater mich zur Seite, ging in die Knie, strich über meinen Kopf und meinte, er wäre sehr stolz auf mich. Erstaunt und fragend sah ich ihn an. „Du hast Dich auf die Seite einer Schwächeren gestellt“, erklärte er mir und nahm mich an die Hand.

Mit dieser Aussage damals legte mein Vater bei mir den Grundstein zu sozialem Denken und Handeln. Er pflanzte mir sozusagen ein Gerechtigkeits-Gen ins Herz, er stellte meine Weichen auf „Helfen, wenn Hilfe gebraucht wird“ und er lehrte mich hinzusehen und aufzuschreien, wenn Menschen leiden, wenn Menschen schlecht behandelt werden oder wenn sie Unrecht widerfahren.

Helfen, hinhören und hinsehen, mit Menschen reden, Leiden lindern, Hände halten, Schmerz aushalten… all das ist seit Jahren Bestandteil meines Lebens. Ich habe den Beruf der Krankenschwester erlernt, habe viele Jahre alte Menschen betreut und Dutzende Menschen bis zum letzten Schritt ihres Lebens begleitet. Ich war eine der ersten Hauskrankenschwestern, die AIDS-Patienten gepflegt hat, zu einer Zeit wo diese Menschen noch wie Aussätzige behandelt wurden und die Furcht vor Ansteckung geradezu groteske Formen angenommen hatte. Ich pflegte reiche Menschen und Menschen, die in tiefster Armut lebten. Ich pflegte Alkoholiker und Junkies, Messies und Menschen mit Angststörungen, ich pflegte Blinde und Gehörlose, depressive und psychotische Menschen. Ich pflegte Christen, Moslems, Hindus und Buddhisten. Und einmal pflegte ich sogar einen alten Nazi. Zugegeben, das war meine größte Herausforderung.

Ohne dem „Helfer-Gen“, das mir mein Vater eingepflanzt hat, hätte ich meinen Beruf nie ergreifen und hätte ich meine Arbeit nie ausüben können. Dieses „Gen“ ist tief in mir verankert und Teil meiner Persönlichkeit. Ich kann nur schwer und unter Schmerzen an Bettlern vorbeigehen und gebe mehr, als ich mir eigentlich erlauben kann. Ich gehe auf die Barrikaden und riskiere Unmut, wenn ich sehe, dass jemand mit Bettlern schreit oder sie anpöbelt. Ich kann zur Furie werden, wenn jemand sich erdreistet einen Menschen abzuwerten, der anders ist als er oder einen Menschen zu treten, der eh schon am Boden liegt.

Seit einigen Monaten werde ich immer wieder als Gutmensch beschimpft und mir wird unterstellt, ich wäre naiv. Grund dafür ist, dass ich keine Angst vor den gesellschaftlichen Veränderungen habe, die wir zurzeit erleben, sondern fest daran glaube, dass wir diese bewältigen werden und sich unsere Gesellschaft, in Anbetracht von Kriegen und Klimawandel, neu ordnen muss. Aus meiner Sicht können wir uns nicht mehr länger abschotten vom Leid der restlichen Welt. Das Leid kommt jetzt zu uns und es liegt an uns menschlich zu agieren.

Sind „Gutmenschen“ tatsächlich naiv? Ich für meinen Teil sehe mich nicht als naiv. Ich sehe mich als grundlegend positiven Menschen, der Herausforderungen annimmt. Außerdem glaube ich an KARMA. Das Wort Karma kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Tat“ und zugleich auch „Wirkung“. Im Hinduismus und im Buddhismus, wo Karma eine wesentliche Rolle spielt, wird davon ausgegangen, dass jede unserer Handlungen Folgen hat, geistig wie körperlich, in diesem Leben oder in einem anderen. Gute Taten bringen also gutes Karma und damit positive Folgen, wie etwa Glück und Zufriedenheit. Negative Taten schaden dem Karma und führen zu Problemen, zu Lebenskrisen oder zu Krankheiten.

Mir gefällt die Idee des Karmas, die daraus resultierende Verantwortlichkeit für unsere guten wie auch schlechten Taten, sowie die Möglichkeit, sein Leben damit ein kleines Stück selbst mitzubestimmen. Das Tolle am Konzept des Karmas: Jeder Mensch kann bewusst gutes Karma sammeln. Das tue ich, aus Überzeugung. Etwa wenn ich für einen Bettler einstehe, der gerade beschimpft wird, wenn ich einer alten Frau beim Sterben die Hand halte, wenn ich einen ertrinkenden Schmetterling rette und auch, wenn ich einem syrischen Flüchtlingskind einen warmen Pullover überstreife.

Ja, ich bin „Gutmensch“. Aus ganzem Herzen. Ich kann zwar leider nicht die ganze Menschheit retten, aber ich gehe mit Freuden positiv und helfend durchs Leben. Denn gutes Karma sammeln, macht einfach glücklich.

(Der Artikel wurde, in etwas längerer Form, am 18.1.2016 auf der Plattform Fisch+Fleisch veröffentlicht)

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Vielen Dank fürs Teilen!

Kommentare

  1. Horst Konrad meint

    19. Januar 2016 um 10:23

    Mir sind Gutmenschen allemal lieber als jene, die sich dazu berufen fühlen, solche positiv denkenden und handelnden Menschen unreflektiert zu zensurieren.

    Antworten
    • Sonja Schiff meint

      19. Januar 2016 um 20:38

      :-) Du bist ja auch mein Papa der mir das Gutmenschen-Gen eingepflanzt hat :-)

      Antworten
  2. Renate meint

    19. Januar 2016 um 10:34

    Sehr schöner, lesenswerter Text. Mir gefällt das Konzept des Karmas auch sehr gut. Ich würde gerne daran glauben, weil es sehr gerecht klingt. Bin mir da aber nicht sicher.

    Ich weiß nicht, ob ich die Kraft hätte, als Krankenschwester oder Altenpflegerin zu arbeiten. Meine Mutter wollte mir das nahebringen. Ich kann kein Blut sehen. Ich bewundere die Menschen, die diese schwere Arbeit leisten. Hut ab, denn wir alle brauchen sie früher oder später.

    Nun ist das Wort Gutmensch als Unwort des Jahres gewählt worden, weil viele es im negativen Sinne sehen. Dabei gibt es viel zu wenige Menschen, die sich für Schwächere einsetzen. Die Menschen, die es tun, wissen meist mehr vom Leben. Sie arbeiten an der Basis und sehen, wie es wirklich ist. Man kann durchaus Realist und Gutmensch sein.

    Liebe Grüße
    Renate

    Antworten
    • Sonja Schiff meint

      19. Januar 2016 um 20:37

      Hallo Renate, die Hindus und Buddhisten glauben daran, dass das Leben am Ende gerecht ist, Wobei es nicht um die Gerechtigkeit im jetzigen Leben geht, sondern um die Gerechtigkeit über alle Leben hinweg. Sicher bin ich mir auch nicht :-) Aber ein bisschen Hoffnung gibt es ja trotzdem ….;.) Danke für Deine Rückmeldung! Liebe Grüße!

      Antworten
  3. rochus gratzfeld meint

    21. Januar 2016 um 14:44

    Ein wunderbarer Textbeitrag, welcher auf Fisch+Fleisch mit teilweise zutiefst aggressiven Kommentaren „gewürdigt“ wurde. Aber so ist das wohl, wenn ein Text – so oder so – die Herzen trifft.

    Antworten

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