Vor ein paar Tagen habe ich eine spannende Veranstaltung zum Thema Fluchthilfe besucht. In Zeiten wie diesen, wo Massen von Menschen sich vor Flüchtlingen fürchten, wo das grenzenlose Europa ihre Werte von Offenheit vor lauter Angst auf den Müll kippt und sich im Mittelmeer die wahrscheinlich größte Tragödie seit 70 Jahren abspielt, während Europa via Fernsehen und Internet gelähmt zusieht, gibt es auch Menschen, die handeln und dabei viel riskieren.
Fluchthilfe wird historisch rückwärts betrachtet als Heldentat gefeiert. Aus der DDR geflüchtete Menschen wurden in der BRD willkommen geheißen, ihre Fluchthelfer wurden als Helden gefeiert. Zwei Beispiele:
Burkhart Veigel und 15 weitere Personen wurde im Jahr 2012 für ihre jahrelange Fluchthilfe für DDR-BürgerInnen sogar das deutsche Bundesverdienstkreuz verliehen. Dem deutschen Polizisten Herbert Herden, der seine Stellung dazu nütze, um jüdische Familien vor der Verfolgung der Nationalsozialisten zu retten, wurde von Israel der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen, mit dem nicht-jüdische Personen für ihr Engagement geehrt werden.
Fluchthelfer riskierten zu jeder Zeit viel, von Strafverfolgung bis zum Tod, denn Fluchthilfe war und ist illegal. Erst rückwirkend betrachtet wird Fluchthilfe gewürdigt, werden Fluchthelfer rehabilitiert oder gar geehrt.
Dieses Wissen über Fluchthilfe habe ich vor ein paar Tagen bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Wann wird illegal Pflicht“ gelernt. Das Künstlerkollektiv „peng“ aus Berlin hat seine Kampagne Fluchthelfer.in präsentiert und von den Erfahrungen berichtet. Die Kampagne hatte im Sommer ziemlich Staub aufgewirbelt.
Warum ich das alles so ausführlich erzähle?
Nun, ich habe bei der Veranstaltung junge Menschen kennengelernt, die mich dermaßen beeindrucken, dass ich heute auf meinen Blog extra eine neue Kategorie eingeführt habe, den VielFalten-Award. Geben wird es jetzt monatlich von mir die „Lachfalte des Monats“ für Menschen, die ich toll finde und die „Zornesfalte des Monats“ für Menschen über die ich mich maßlos ärgere.
Den Beginn macht die erste Lachfalte des Monats
Ich vergebe meinen allerersten VielFalten-Award an Sea-Watch, einer Gruppe von Menschen, die nicht mehr länger vor dem Fernseher einfach gelähmt den Berichten über Ertrunkene im Mittelmeer zusehen, sondern die sich aufgemacht haben und nun zivile Seenotrettung leisten.
Die beiden jungen Leute, die ich gestern kennengelernt habe, gehören zu einem Team, welches Seenotrettung leistet vor Lesbos und zwischen Libyen/ Lampedusa. Schnellbooote und Rettungsschiffe werden über Spenden finanziert, die Menschen arbeiten alle ehrenamtlich.
Neben der Seenotrettung informiert und sensibilisiert Sea-Watch die Öffentlichkeit durch aktuelle Berichterstattung und baut Druck Richtung Politik auf, ihr Ziel ist die der Etablierung einer europäischen Seenotrettung. Außerdem kämpft die Organisation für legale Einreisewege nach Europa, für Humanität und einen menschlichen Umgang mit Menschen auf der Flucht.
Mir als über 50 jähriger Frau tun diese jungen Menschen in der Seele gut. Sie geben mir Hoffnung, dass Europa doch nicht noch einmal im Dunkel versinkt. Ich hab Ihr Engagement gesehen, ihre Begeisterung gespürt, ihre Überzeugung und ihre Kraft. Sie kämpfen für ein besseres Europa. Für uns alle.
Wer jetzt mehr wissen will, wer spenden will, wer vielleicht sogar mitarbeiten will, hier noch einmal der Link zu meinem Helden des Monats: www.sea-watch.org.
Christa meint
Liebe Sonja, die Award – Idee ist hervorragend!
Genau so wie die Arbeit, die Sea-watch leistet.
Benita wiese (Pseudonym) meint
Hallo Sonja,
danke für den Super-Beitrag und die Vorstellung dieser Projektes. Wunderbare Idee dieser Award. Mir gefällts und ich wünsche mir mehr davon. :-)
Sonja Schiff meint
Hallo Benita, den Lachfalten-Award habe ich etwas vernachlässigt. Dein Wunsch ist mir Auftrag. Werde die nächsten Tage schauen, ob ich den Award wieder jemanden verleihe. DANKE!