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Rochus Gratzfeld

11. Juli 2015 6 Kommentare

Heute darf ich im Projekt „VielLeben“, in dem ich in unregelmäßigen Abständen, auf immer die gleiche Weise, Portraits von Menschen jenseits der 50 vorstelle, das erste Portrait eines Mannes in dieser Reihe veröffentlichen.

Rochus Gratzfeld

Geboren 1956 in Oberhausen/ Deutschland, lebt Rochus Gratzfeld heute in Salzburg/ Österreich und Sarród/ Ungarn. Angekommen nach schier endlosen Reisen in einer endlichen Welt.

Eine spontane Geschichte aus Ihrer Kindheit…..

Ich wurde in Sterkrade-Königshardt eingeschult. Mitten im Ruhrgebiet. In einem Umfeld, welches durch harte Arbeit im Kohlebergbau und der Stahlverarbeitung geprägt war. Eine Prägung, die einen bestimmten Menschenschlag geschaffen hatte. ArbeiterInnen eben. Und deren Kinder.

Foto: Zechenhaus, verschwommene Erinnerung an meine Kindheit.  Die Fotos aus meiner Kindheit habe ich mit der Urne meiner Mutter entsorgt.

Foto: Zechenhaus, verschwommene Erinnerung an meine Kindheit.
Die Fotos aus meiner Kindheit habe ich mit der Urne meiner Mutter entsorgt.

Meine neureichen Eltern setzten dem einen weißen Palast entgegen. Der musste täglich von Staub und Asche gereinigt werden. Ein Fremdkörper. Na jedenfalls wurde ich zur Einschulung präpariert. Sie steckten mich in eine kurze Trachtenlederhose, die entsprechenden Wollsocken, Bundschuhe, verpassten mir einen Janker über einem schneeweißen Hemd mit Hirschhornmanschettenknöpfen und setzten mir einen Sepplhut auf. Zur Begrüßung bekam ich dann von einem meiner zukünftigen Mitschüler auf dem Schulhof gleich eine schallende Ohrfeige begleitet von hämischem Lachen und lautem Gejohle der übrigen Kinder. Ich habe mich durchgesetzt. Mein einziges verbliebenes Trauma sind Wollsocken. Ja, und Trachten trage ich seit fast 50 Jahren auch keine mehr. Das hat aber heute eher politische Gründe.

Wenn Sie an Ihre Jugendzeit denken, mit welchen 5 Begriffen würden Sie diese skizzieren?

Widerstand. Rebellion. Sex, Alkohol & Rockmusik.

Stellen Sie sich ihr Leben als Reise vor. Was waren die wichtigsten Stationen auf Ihrer bisherigen Reise?

Geburt. Kindheit mit allen Höhen und Tiefen. Studienjahre. Erste Ehe. Geburt und Heranwachsen meiner Kinder. Berufliche Entwicklung. Krankheit. Neugeburt. Zweite Ehe.

Und das Leben darin und dazwischen.

„da & dort
zwischen hier & jetzt
leiden schafft begierde
hin & her
blutrote rose
teuflische lust
gerissen vom dorn
hier & jetzt
glücklich”

Foto: Rochus Gratzfeld mit etwa 32 Jahren

Foto: Rochus Gratzfeld mit etwa 32 Jahren

Wenn Sie so Ihr Leben betrachten: Was trägt Sie im Leben? Was macht sie aus?

Was mich im Leben trägt? Trägt mich? Was? Macht mich aus? Glück. Ohne Zweifel. Optimismus. Die Erfülltheit einer gleichberechtigten Partnerschaft. Das Wissen darum, nichts verpasst zu haben und dennoch neugierig bleiben zu können. Die Fähigkeit, mich auf den Augenblick konzentrieren zu können. Das Auge und das Ohr für das Unscheinbare. Meine Kreativität. Meine unendliche Lust auf. Mein Drang nach Freiheit. Meine Intelligenz. Die mir auch erlaubt, Kind zu sein. Meine Nonkonformität, die mich sagen lässt: Leckt mich. Meine Ungeduld, die mit den Jahren immer mehr zu Geduld mutiert.

Wenn Sie mit Ihrer Erfahrung heute, Ihrem 20 jährigen ICH von damals, etwas vom Leben erzählen könnten, was würden Sie ihm mitteilen?

Mach, was du für richtig hältst. Scheiß auf den vermeintlich richtigen Weg. Aber mach das, was du für richtig hältst richtig. Glaube an dich und deine Fähigkeiten. Achte deine Mitmenschen und habe ein Herz für die Ärmsten der Armen.

Wo auf Ihrer Lebensreise befinden Sie sich gerade und wie geht die Reise weiter? Welche Pläne haben Sie? Was wollen Sie noch erleben/ tun/ erledigen?

Prolog

Ich habe noch nicht die Lebensphase erreicht, wo ich noch etwas erledigen möchte und meine aktuellen Bedürfnisse sind banal.

Also bitte, was ich noch erledigen will? Das Huhn ins Rohr schieben. Den Weinvorrat bei meinem Lieblingswinzer auffüllen. Mit meinen Hunden wandern, meine Frau im Pool schaukeln, den Abwasch machen. Was ich noch erleben möchte? Keinen Krieg in Europa. Dafür ein offenes Europa ohne neue Grenzen. Mehr Menschlichkeit. Keine Zeltstädte für Flüchtlinge. Sonnenauf- und Untergänge. Fauna und Flora. Das Heranwachsen meiner Enkel und glückliche Kinder. Viele Menschen treffen, mich austauschen, generationenübergreifend. Nicht nur morgendliche Erektionen. Kein Ende meines kreativen Schaffens. Viele Ausstellungen. Neue Bücher. Von meiner Frau und von mir. Reisen durch Osteuropa ohne Kanonendonner. Bären will ich noch sehen und Wölfe in der freien Natur. Na und Kochen. Kochen. Nicht Brei. Nicht vegetarisch und schon gar nicht vegan. Frugal. Die Finger ablecken. Und am Ende einen letzten Unicum. Egészségére!

rochus 3

Foto: Rochus Gratzfeld mit 58 Jahren

Foto: Rochus Gratzfeld mit 58 Jahren

Epilog

gefühle – oder das schreien der möwen

habe ihnen zugeschaut. weit weg von ihrer heimat.
elegant – auch in ihrer gier.
schnell. gleiten im wind.
haben starke schnäbel.
haben meinen kopf getroffen. beim angriff aus dem nichts.
damals, in ihrer heimat.
als alles noch anders war.

habe ihnen zugeschaut. dem neger auch.
lachend und hüpfend wie ein kind.
toastbrotneger. auch weit weg von der heimat.
hatte dich dabei schon im kopf. nicht im bauch.

war kalt. dort. am bayrischen meer. nicht weit weg von dir.
wusste nicht, dass du eine der möwen warst.
welche von denen, weiss ich nicht.
hast dich auch mehr für den toastbrotneger interessiert.
klar, liebe geht durch den magen.
vielleicht die, die besonders laut schrie.
oder die ganz leise.
heute würde ich dich erkennen.

werde demnächst wieder halt machen am bayrischen meer.
auf meinem weg zu dir.
vielleicht holst du mich dort ab.
werde dich erkennen.
werde den neger wiedererkennen.
werde mich erinnern.
an damals, als alles noch anders war.

und schreien, vor glück.
über die möwe.
die vielleicht nur vorbeifliegt.
oder auf mich herabstürzt. im sturzflug.

stelle mir das gesicht des toastbrotnegers vor,
wenn ich auf die mauer steige und mich in die lüfte erhebe.
der möwe folge
mit ihr ein stück brot aus der hand des negers teile.
davonfliege.
wieder herabtauche, mit dem gefieder das wasser streifend.
abzustürzen drohe, nur um mich noch höher zu schwingen.

damals nicht vergessen.
als teil von heute für morgen begreifen.
über die gipfel der berge fliegen. bis ans meer.
ans andere meer. nicht das landmeer. nicht an das heimatmeer.
an das meer der sehnsüchte.

werde weiter fliegen, über das meer. nach afrika.
werde den toastbrotneger in der wüste suchen und finden.
werde zur oasenmöwe.
weiter.

weiter. bis die flügel lahm werden. das gefieder stumpf.
dann wird eine möwe aus dem himmel kommen und mich abholen.
werde ein letztes mal schreien, wie du.
und der toastbrotneger wird tränen in den augen haben.
wie ich.
aber die möwen werden weiterfliegen.

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  • Sieglinde LeitlSieglinde Leitl
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  • Eva Maria HofmannEva Maria Hofmann
Vielen Dank fürs Teilen!

Kommentare

  1. Horst Konrad meint

    12. Juli 2015 um 7:20

    Du bist am Ziel, lieber Rochus! Der Weg ist das Ziel, wie ja allgemein behauptet wird.

    Antworten
  2. Elsbeth Ruetten meint

    12. Juli 2015 um 12:25

    …Danke Rochus! Schön, dass Du der erste Mann in dieser wunderbaren Reihe bist. Ein (fast) Alt-Achtundsechsziger mit wehender Mähne und bewegtem Herzen. Einzig der Begriff des „Tostbrotnegers“ nagt an meiner politischen Korrektnis. Ich vermute mal, dass Du das Gedicht ausgewählt hast, weil die Freiheit der Möve Deinem Seelenflug entspricht. Pass gut auf dich auf!;-)) Herzlichst Elsbeth Rütten aus Bremen.

    Antworten
    • rochus gratzfeld meint

      12. Juli 2015 um 21:15

      Liebe Elsbeth, vielen Dank für deine Zeilen! Ja, der Toastbrotneger nagt. Auch an mir. Besser meinem Verständnis von. Aber er hat sich so bezeichnet. Der Mann mit dunkler Hautfarbe. Und so bleibt er der „Toastbrotneger“. Liebe Grüße, Rochus.

      Antworten
  3. veronika meint

    13. Juli 2015 um 6:39

    Der Bart mit 58 passt dir besser als der mit 32;-))

    Schönes Portrait!Hab gern darin gelesen und Neues erfahren!

    Bussi aus München

    Antworten
  4. rochus gratzfeld meint

    13. Juli 2015 um 21:17

    Der Bart, liebe Veronika, ist eben auch erwachsen geworden….

    Antworten
  5. Johann Weilharter meint

    30. September 2019 um 6:33

    „Der musste täglich von Staub und Asche gereinigt werden.“ Das hat mich schlagartig an meine Arbeit in Essen im Jahr 1971 erinnert. Die „frische Luft“ war für einen Lungauer gewöhnungsbedürftig.

    Antworten

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