Lieber Herr Van der Bellen,
es ist der letzte Abend vor der Wahl des Bundespräsidenten in Österreich. Der letzte Abend vor einer Wahl, die wohl eine Weichenstellung sein wird für viele Jahre und vor der mir, um ganz ehrlich zu sein, der Bammel geht. Denn eine Zukunft in Braunblau mag ich mir gar nicht vorstellen. Ich hoffe sehr, dass Sie morgen zum neuen Bundespräsidenten Österreichs gewählt werden.
Hinter uns, aber vor allem hinter Ihnen, liegen 50 Wochen Wahlkampf. Eine unfassbar lange Zeit für einen Wahlkampf und für Sie sicher kräfteraubend. Im Unterschied zu Ihnen, musste ich diesen Wahlkampf nur als Zuseherin ertragen, was mir schon sehr schwer fiel. Sie aber mussten diesen furchtbaren Wahlkampf führen, sie mussten ihn bestreiten, mussten Tausende Hände schütteln, in Tausende Handykameras lächeln und Sie mussten vor allem mit einem Menschen auf gleicher Ebene diskutieren, den ich nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würde. Sie mussten sich beschimpfen lassen, abwerten und durch den Dreck ziehen lassen.
Herr Van der Bellen, Sie sind mein Held!
Unabhängig davon, ob Sie morgen diese Wahl gewinnen. Sie sind mein Held.
- Ich danke Ihnen dafür, dass Sie ihre kostbare Lebenszeit zur Verfügung gestellt haben, um diesem Land ein Stück Hoffnung zu geben.
- Ich danke Ihnen für Ihren positiven Blick auf Österreich, für Ihre Weltoffenheit, Toleranz und für die Zuversicht, die Sie trotz aller Diffamierungen und Hetze, 50 Wochen lange versprüht haben.
- Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mit Mut in die Zukunft Österreichs schauen und dass Sie das Verbindende in den Mittelpunkt gestellt haben.
- Ich danke Ihnen für die Besonnenheit, mit der Sie die Diskussionen mit diesem seltsamen Herrn Hofer geführt haben. An Ihrer Stelle wäre ich nicht nur einmal aufgesprungen und hätte gerufen: Sie Depp, Sie sind doch weit unter meinem Niveau!“
- Ich danke Ihnen dafür, dass Sie die sich wiederholende Altersdiskriminierung durch Herrn Hofer und die FPÖ ausgehalten haben, die miesen Abwertungen in Richtung Vergesslichkeit und mangelnder Gesundheit.
- Ich danke Ihnen dafür, dass Sie den Rufmord an Ihrem Vater ertragen haben. Das hat sicher weh getan.
- Ich danke Ihnen dafür, dass Sie die 50 Wochen Wahlkampf durchgehalten haben, dass Sie nicht auf halber Strecke alles hingeworfen haben. Ich hätte es nämlich verstehen können. Und ich denke auch Sie haben sich einige Male gedacht: „Warum habe ich mir das nur angetan.“
Es ist der letzte Abend vor der Wahl und ich hab echt Angst vor morgen. Aber egal, ob Sie morgen gewinnen und in Zukunft unser Bundespräsident sind oder nicht: Sie sind mein Held!
Ich danke Ihnen aus ganzem Herzen!
Ihre
Sonja Schiff
Nachtrag 4.12. 2016 um 17.20 Uhr
Alexander Van der Bellen ist unser neuer Bundespräsident!! Juuhuuu!
Rona meint
Ja, geht mir auch so.
Danke für diese Worte.
Hoffe sehr, dass er morgen mehr Stimmen bekommen wird.
gerhild meint
„Sie Depp, Sie sind doch weit unter meinem Niveau!“
Das gefährliche an diesem Wahlkampf waren genau solche Diffamierungen, in beide Richtungen!
Ja, es ist abscheulich wie Herr Hofer manipuliert. Dieser obige Satz, lässt allerdings auch kein Gespräch mehr zu!
Ich gehe jetzt für meine Werte und ein gedeihliches Miteinander wählen.
Sonja Schiff meint
liebe gerhild, ich hoffe du hast meinen beitrag auch genau gelesen. diesen satz hat ein herr van der bellen NICHT getätigt und dafür bewundere ich ihn sehr. deshalb ist er auch mein HELD! ICH hätte diesen satz gesagt, wäre ich dem herrn hofer gegenüber gesessen und ja, damit hätte ich jede kommunikation unterbrochen. ich hätte es nicht geschafft freundlich zu bleiben und all diese dummen Diffamierungen zu ertragen, ich hätte dem herrn hofer nicht ruhig gegenüber sitzen können, ohne ihm seine grinsende visage runterzureissen. aber ich war auch nicht kandidatin ;-)
gerhild meint
Liebe Sonja, ich habe sehr gründlich gelesen und ja ich weiß, dass dieser Satz von dir kommt. Der „Scheibenwischer“ von Herrn Van der Bellen war allerdings nicht weniger blamabel. Nur werden wir so keinen Dialog erreichen und die Gesellschaft spalten. Wenn wir Andersdenkende ausgrenzen, schlecht reden und diffamieren, wird sich Geschichte zwar nicht wiederholen, aber reimen!
Sonja Schiff meint
Liebe Gerhild, ich bin ehrlich gesagt dieser Wahlkampfdiskussionen überdrüssig…….
gerhild meint
Ich bin froh, dass sich die Mehrheit für Dialog entschieden hat! Herr Hofer ist geschlagen!