Als ich 18 war, feierte eine Schulkollegin ihren 25. Geburtstag und ich erinnere mich, wie ich dachte: „Wooow, ein Vierteljahrhundert ist die schon!“ Als ich 28 Jahre alt war, feierte mein Vater seinen 50er und er war für mich ein alter Mann. Als ich meinen Mann kennenlernte, war mein Vater so alt, wie mein Mann heute ist. 59 Jahre. Meinen Vater erlebte ich damals als alt, mein Mann dagegen ist für mich heute jung.
In meinem Alltag und auch beruflich habe ich immer wieder Kontakt mit sehr jungen Menschen, mit 20 jährigen KrankenpflegeschülerInnen etwa oder mit 25 jährigen HundebesitzerInnen, im Moment mit einem 25 jährigen Flüchtling. Manchmal merke ich, dass mein junges Gegenüber mich als alte Frau betrachtet. Ein anderes Mal wieder merke ich, wenn die Unterhaltung länger dauert oder wirklich ein Kennenlernen stattfindet, wie überrascht mein junges Gegenüber von mir und meinem Leben, meinen Ansichten und meinem Engagement ist.
Was ist „alt“? Wie ist jemand, der „alt“ ist? Ab wann ist man denn überhaupt „alt“? Und ist das Alter überhaupt wichtig? Engen wir uns, aber auch den Menschen gegenüber nicht total ein, wenn wir jemanden in einer Begegnung über sein Alter definieren? Bin ich mein Alter oder bin ich einfach ich?
Du bist zu jung, um schon eine Führungsrolle zu übernehmen! Du bist zu alt, um jetzt noch ein Instrument zu lernen! Du bist zu jung, um darüber Bescheid zu wissen? Du bist zu alt, um noch eine große Reise machen zu können! Irgendwie scheinen wir nie im Leben das richtige Alter zu besitzen.
Heute habe ich einen wundervollen kleinen Film gefunden, der gesellschaftliche Altersbilder und wie sie uns negativ beeinflussen aufzeigt. Müsste man in jeder Schulklasse durchführen das Experiment.
Silvia meint
Gestern hat mir meine 20 jährige Tochter eine Geschichte erzählt:
Sie ist im 1 Jahr Kindergarten Pädagogin und ein Kind ihrer Kindergartengruppe kommt täglich um die gleiche Zeit am Nachmittag zu ihr und sagt : ich will nach Hause / ich will zu meiner Mama … Und täglich erklärt sie dem Kind das es nicht mehr lange dauert , sie noch spielen kann usw.
Jetzt vor ein paar Tagen, spürte meine Tochter eine beginnende Erkältung u. War am Nachmittag schon ein wenig ausgelaugt
Das Kind kam natürlich wieder und sagte : ich will nach Hause/ ich will zu meiner Mama .. Meine Tochter antwortete : Ich auch ….
Das Kind reagierte ganz erstaunt : du hast eine Mama ? Wie alt ist die ?
Dann musst du auch eine Mama sein … Das Kind war mit diesen „Altersfragen abgelenkt bis seine Mama tatsächlich kam …
Und erstaunt das eine 20 jährige eine Mama hat – die wahrscheinlich uralt sein muss …
Wir haben so gelacht … Den weder meine Tochter noch ich mit 47 empfinden uns als alt …
;-)
Sonja Schiff meint
Hallo Silvia, eine entzückende Geschichte!! Danke dafür!
Claudia Münster meint
Liebe Sonja,
das ist ein wunderschön geschriebener Artikel, dem du mit dem perfekt gewähltem Video den letzten Schliff gegeben hast. Sehr berührend, sehr zart, positiv und verletzlich. Ich danke dir.
Liebe Grüße