Seit einigen Monaten krame ich immer wieder in den Fotoalben meiner Familie, mache Zeitreisen in die Vergangenheit.
Links auf dem Foto sieht man meine Großmutter Katharina mit mir und meinem kleinen Bruder. Heute habe ich mal nachgerechnet, auf dem Bild muss sie etwa 65 Jahre alt gewesen sein. Also nur 15 Jahre älter als ich heute bin!
Für mich als Kind war sie damals eine alte Frau. Eh klar. Aber auch heute denk ich mir beim Anblick des Fotos, unglaublich wie alt sie mit 65 eigentlich schon aussah.
Der Krieg, die Flucht, Hunger und Not, das arbeitsreiche Leben haben die Menschen vor uns einfach viel schneller altern lassen. Heute würde man meine Oma wohl eher auf 75/80 schätzen auf den Foto.
Gesundheitsprogramme, veränderte Lebensstile und Arbeitswelten, Wohlstand, Sicherheit, Sozialsystem, Möglichkeiten der Medizin – all diese Errungenschaften und Entwicklungen haben dazu geführt, dass wir viel weniger schnell altern, körperlich betrachtet, als alle Generationen vor uns.
Dabei wird mir wieder klar, wie privilegiert wir sind hier in Europa mit unserem Reichtum und der langen Zeit des Friedens. Ein Blick auf Länder wie Afghanistan, Ägypten oder auch Russland reichen, um zu sehen, dass diesen Wohlstands- und Entwicklungsvorteil andere Menschen nicht haben, dass Menschen in diesen Ländern mit 50 schon uralt sind.
Mich machen die alten Fotos und die Erkenntnisse, die ich darauf ziehe, immer sehr demütig. Was für ein Glück hatte ich hier geboren worden zu sein in Österreich und nicht in Somalia, Syrien oder im Iran. Was für ein Riesenvorteil, eine Tochter dieser Zeit zu sein und nicht ein Kind des letzten Krieges. Was für ein Glück hab ich im und mit meinem Leben!
Meine Oma wurde übrigens 97 Jahre alt. Sie starb 2001, nach vielen Jahren mit „Konfetti im Kopf“. Wenn ich meine Augen schließe und an sie denke, dann erinnere ich mich immer noch an ihren morgendlichen Geruch, den ich aufsog wenn ich zu ihr ins Bett kroch. Und ich hab immer noch ihr Lachen in meinem Ohr.
Karen meint
Guten Abend, ich würde sagen, die Oma sieht noch unglaublich jung aus. Heute wäre sie einfach nur aufgebrezelter …
Die Haare wären vermutlich gefärbt und sie geschminkt. Auch der Kleidungsstil wäre anders. Nur Socken gänge nicht.
Durch diese „Äußerlichkeiten“ wirkt sie für unser heutiges Auge älter. Schaut man/frau in das gütige Gesicht, ist aber
durchaus eine gute Vitalität sichtbar. Ich war jedenfalls nicht überrascht, beim Weiterlesen, auf die zukünftigen noch
32 Jahre Leben zu stoßen …
liebe Grüsse
Lachen hält einfach auch jung …
Karen
Sonja Schiff meint
:-) danke für Ihren Blick auf meine Oma! Hab mich gefreut über Ihre Zeilen!