Im Winter hat die Gärtnerin Entzugserscheinungen. Sie kann nichts eingraben, an nichts rumzupfen, nichts verändern und nichts ernten. Sie muss warten. Auf das Frühjahr. Selbst dann, wenn da sehr viele Gartenbaustellen darauf warten angegangen zu werden. Die Gärtnerin muss warten und kann maximal vom Frühjahr träumen. Und sie kann zurückblicken, Fotos betrachten, sich darüber freuen, dass sie eigentlich schon viel geschafft hat.
Ich sitz gerade am Sofa gegenüber meines Kachelofens und blättere in den Gartenfotos der Jahre 2013 bis 2015 und erst da wird mir bewusst, wie viel ich in meinem Garten schon geschafft habe. Im Sommer 2012 habe ich ihn übernommen, einen wunderbar verwilderten, aber leider sehr dunklen Garten. Es gab Bäume über Bäume, Waldbäume wie Eschen und Fichten, jede Menge alte Walnussbäume (unter denen bekanntlich nichts wächst) und dazwischen ein paar alte Obstbäume, die verzweifelt versuchten Licht zu bekommen.
Also haben wir 2014 schweren Herzens gerodet. Zwei alte Nussbäume mussten dran glauben, eine Esche und vier Fichten. Mein Herz blutete! Aber der Wunsch nach einem Garten, der auch sonnige Anteile hat, der mir einen Platz für einen kleinen Pool und ein Gemüsebeet ermöglicht und der das Obst auch reifen lässt, war größer. Tabula rasa habe ich daher gemacht. Hier der Garten kurz nach der Umgestaltung.
Mittlerweile sind die Büsche alle angewachsen, um den Pool stehen hohe Gräser und mein Steingarten gleich hinter dem Haus blüht in allen Farben. Jetzt plane ich Detailarbeiten. Ein paar Stauden hier, eine Skulptur da….werde mir in den kommenden Wochen noch auf den diversen Garten-Homepages Gusto holen.
2015 habe ich dann meinen Gemüsegarten angelegt mit zwei großen Hochbeeten, einem Holzzaun (damit meine beiden Hunde nicht alles zertrampeln) und einem Kräuter- und Blumengarten. Bitte schön, hier nacheinander Gartenbaustellenfotos und wie mein Garten im Sommer 2015 dann ausgesehen hat.
Bei mir wächst jetzt alles, was man sich nur vorstellen kann. Jede Menge Kräuter, sogar Zitronenverbene und Zitronengras. Ich hab letzten Sommer an die 30 Auberginen geerntet, kiloweise Zucchini, Kartoffeln, Topinambur, ja sogar etwa 5 Zuckermelonen! Dazu Salat, Paprika, Bohnen, Chilie, Zwiebel, Knoblauch, Radieschen. Jetzt noch in der Erde und laufend geerntet werden Meerrettich und Kohlsprossen. Nicht zu vergessen mein Obstgarten mit Kirschen, Birnen, Zwetschken und Quitten. Mein Mann und ich haben uns sicher 6 Monate zu 80% aus unserem eigenen Garten ernährt. Alles bio natürlich!
Und ja, falls Ihr Euch das gerade denkt, es ist viel Arbeit. Klar, so ein Garten braucht Pflege und Betreuung. Da ich ja nur teilweise in Ungarn lebe und den Rest der Zeit in Salzburg in einer Stadtwohnung, erlebt mein Garten auch regelmäßige Verwilderungsanfälle. Wenn ich etwa im April alles bepflanze und erst wieder im Mai nach Ungarn komme, dann muss ich erst einmal zwei Tage Unkraut jäten, damit ich meine Gemüsepflanzen überhaupt sehen kann. Aber irgendwie tut das meinem Garten keinen Abbruch. Außerdem bin ich da auch nicht ganz so pingelig. Auch Unkraut will leben! Solange ich genug ernten kann, kein Problem.
Übrigens, in jungen Jahren fand ich gärtnernde Frauen unerträglich bieder und angepasst. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ICH eines Tages lustvoll in der Erde wühlen würde! Nie im Leben!
Wo man den Wandel meines Gartens in den letzten 3 Jahren auch sehr gut sehen kann, ist an meinem Lieblingsplatz. Hier war zu Beginn nichts, außer ein Efeu und eine frisch gepflanzte Wildrose. Heute wuchert es nur so und im Sommer sitze ich neben einem Blütenmeer. Wenn ich nicht gerade irgendwo rumzupfe, ernte oder pflanze.
Ich glaube Ihr erahnt nun, wie sehr ich meinen Garten liebe und wie sehr ich im Winter leide, wenn ich so untätig rumsitzen muss. Auch wenn es vorm Kachelofen natürlich wunderbar kuschelig ist und man hier stundenlang Gartenideen für das Frühjahr zusammentragen kann.
Christa meint
Ich finde es großartig mit welcher Freude und Erfolg du nun Gärtnerin bist. Ich habe dann als euer Gast noch das Glück den Garten nicht nur optisch, sondern auch kulinarisch genießen zu können.
Tanjas Bunte Welt meint
Wow was für ein wunderschönes Garten. Ich kann es gut verstehen und ich hoffe es gibt bald warmes Wetter. Spätestens nach den Eisheiligen geht es ja wieder los
Liebe Grüße
Sonja Schiff meint
Hallo Tanja, ja spätestens nach den Eisheiligen. Solange halte ich es aber meistens gar nicht aus :-)