Heute bin ich, über die Facebook-Cronik der Gerontologin Jessica Tittel, über eine Dokumentation im New York Times Magazine gestolpert mit dem Titel „Old Masters“, übersetzt also „Alte Meister“. Es finden sich in dieser wunderbaren Dokumentation Interviews von Männern und Frauen über 80, die noch richtig etwas bewegen. Sie gehen alle entweder weiterhin ihrer Arbeit nach oder ihren Leidenschaften.
Unter den Interviewten findet sich Carmen Herrera, eine 99 jährige Malerin, die ihr Leben lang malte, aber ihr erstes Bild erst im Alter von 89 verkaufte. Heute werden Sammlungen ihrer Werke in einer permananten Schau im Museum of Modern Art and dem Tate Modern gezeigt. Auf die Frage, wie sie ihre Zukunft sieht, meint sie: „I am always waiting to finish the next thing. Absurd, I know. I go day by day.“
Tony Bennett, 88 Jahre und eine DER Jazzgrößen, eine Ikone des Jazz, hat gerade das Album „Cheek to Cheek“ herausgebracht in dem er Duette singt mit Lady Gaga. Auf die Frage, was ihn bewegt weiter zu arbeiten meint er: „Here I am at 88, and I still feel like I have an awful lot to learn, today and tomorrow and the next day and the next day. About my craft. About how to become a better artist. About coming up with creative ideas.“
R. O. Blechman, der 84 jährige Illustrator und Autor hat erst 2009 das Buch „Letter to a Young Illustrator“ herausgebracht. Auf die Frage, wie er seine Zukunft sieht meint er: On Henry James’s deathbed, his late brother’s widow saw that as James was dying, his hand moved across the bedsheet as if he were still writing. I want to die like him.“
Betty White, 92, Schauspielerin (manchen vielleicht bekannt als Rose von den Golden Girls) ist zur Zeit Star der US-Sitcom ‘‘Hot in Cleveland’’. Sie erklärt auf die Frage was beim Altwerden falsch läuft: „We’ve made age such a terrible thing that the younger people think that just getting to that age is awful. But if you’re blessed with good health, and I am, and I never take it for granted, you can get by with murder! You get spoiled rotten.“
Neugierig geworden?
Hier geht’s zum Original-Artikel „Old Masters“.
suzie meint
ich find es schön für die menschen, dass es ihnen gut geht. aber was mich etwas irritiert ist, dass solche berichte im moment richtig boomen. sagt bloß, wird das jetzt eine leistungsdruck? alt werden sollst, xund bleiben sollst, leisten sollst noch was? ist nicht alt sein und im park sitzen auch okay? und alt sein als leistung find ich sowieso bedenklich, denn viel ist auch einfach glück. glück gehört immer dazu. ich hoff wir habens.
Sonja Schiff meint
hallo suzie, stimmt schon, da gibt’s gesellschaftlichen und auch politischen druck! den finde ich auch nicht gut, weil er jene, die eben nicht gesund sind oder auch hochbetagte menschen diskriminiert. für mich ist auch parkbanksitzen okay ;-) jeder soll altwerden wie er mag und kann. vielleicht boomen diese berichte aber auch, weil es einfach immer mehr alte menschen gibt und sie daher immer mehr auch präsent sind? lieben gruß!
rochus gratzfeld meint
Mein Großvater wurde mit 65 Jahren als alter Mann, der 51 Jahre jeden Tag um 4 Uhr aufstand, um als Dreher an seinen Arbeitsplatz zu fahren und um gegen 16 Uhr nach Hause kam – kurz danach über dem Essen einschlief, pensioniert. Da war keine Zeit für Intellektualität. Kein Raum. Er radelte von da an, ging in den Garten und schlief viel. Dann hörte er auf zu radeln. Dann ging er nur noch selten in den Garten. Dann starb er. Die Zeiten haben sich geändert. Ich bin in sieben Jahren so alt, wie mein Großvater zu seiner Pension. Ich hatte nie ein so mühevolles Leben. Ich fühle mich jung. Und ich will nicht aufhören, kreativ intellektuell zu arbeiten. Aber dieses Privileg hatte die Generation meines Großvaters nicht.