Das Wort HEIMAT wird in der heutigen Zeit, wo der Nationalismus in halb Europa wieder blüht, meistens sehr eng diskutiert. Heimat ist angeblich dort, wo man seine Wurzeln hat, wo man die Sprache versteht, das Essen kennt.
Ich aber stelle auf meinen Reisen immer wieder fest, dass es für mich diese eine Heimat nie geben wird. Ich könnte an vielen Orten dieser Welt Heimat finden. So auch vor einigen Wochen in Westflandern.
Heimatgefühle in Flandern
Es gibt Landschaften, in denen fühle ich mich augenblicklich geborgen. Landschaften, die in mir den Wunsch auslösen länger zu verweilen, einige Wochen oder Monate zu bleiben oder zumindest sehr bald wieder zu kommen.
Wenn ich dann in so einer Landschaft auch noch auf Menschen treffe, die so zuvorkommend, offen, freundlich, herzlich sind, wie ich die Menschen in Westflandern erlebt habe, dann geht mir durch den Kopf: „Ja, hier könnte ich Heimat finden“.
Seit rund 17 Jahren lebe ich an zwei Orten. Fix ist mein Lebensort Salzburg, meine Konstante also. Daneben habe ich 10 Jahre lang auch am Lago Maggiore in Oberitalien gewohnt und seit 2013 nun lebe ich rund die Hälfte meines Lebens in Ungarn, nahe am Neusiedlersee. Ich habe also seit vielen Jahren schon mehr als eine Heimat.
Mein Aufenthalt in Flandern hat mir wieder klar gemacht, dass es in meinem Leben nie nur eine Heimat geben wird. Heimat finden kann ich an vielen Orten dieser Welt, immer wieder neu und in jedem Alter.
Heimat ist für mich ein Ort, an dem ich zur Ruhe komme, an dem ich in mir selbst ankomme, in mir verweilen kann, an dem ich staunen kann und an dem mir Menschen begegnen, die offen sind, neugierig auf mich als Mensch, mit denen ich Freundschaften schließen kann.
Neben Blankenberge an der Nordsee hatte es mir vor allem das Hinterland Westflanderns angetan. Die stimmungsvolle Polderlandschaft (darunter versteht man ein Gebiet, welches mit Kanälen und Deichen vor Hochwasser geschützt wird) und der entzückende Ort Damme.
Das alte Städtchen Damme
Entzückend, verträumt, pittoresk, gemächlich, naturnah, friedlich, gemütlich, sehr alt – das sind Attribute, die mir durch den Kopf gegangen sind in Damme.
Schon die Anreise durch die mit Kanälen durchzogene Polderlandschaft war wunderbar. Schade nur, dass wir mit dem Auto unterwegs waren. Zur Erkundung dieser Landschaft wäre das Fahrrad eindeutig die bessere Alternative gewesen.
Damme ist von Wasser umgeben, von einem Art Graben, der um die Stadt herum führt und einem Kanal, den Damme Vaart, der an ihr vorbei läuft. Beides, Kanal und Graben, kann man entlang spazieren und wird dabei von wunderbarer Natur überrascht und netten Ausblicken auf die Stadt.
Innen dann ein alter Stadtkern, enge Gassen, Backsteinhäuser, eine Kirchenruine, der Stadtplatz, ein gotisches Rathaus, das Eulenspiegel Museum und viele kleine Cafes. Ein Ort zum Verweilen und Träumen.
Typisch für diese Gegend: Die vielen Korkeichen und Weiden. Leider in Frühling alle zurückgeschnitten.
Waffeln und Pfannkuchen – die Verführung Belgiens
Ja klar, kann man nicht Belgien besuchen und dann Waffeln und Pfannkuchen links liegen lassen! Wir haben Damme ausgewählt als jenen Ort, an dem wir uns den süßen Verführungen Belgiens hingeben.
Nach einer ausgiebigen Wanderung rund um den Ort, durch den Ort und kreuz und quer im Ort herum, saßen wir an einem der Kanäle, genossen Sonne, Stimmung, Waffeln und Pfannkuchen.
Polderlandschaft und Polderhäuser
Gestärkt und gesättigt sind wir noch durch die Polderlandschaft gefahren und haben den kleinen Ort Oostkerke und seine Deiche erwandert. Unvergessen die fröhlichen und freundlichen Menschen, die uns aus den Gärten zugewunken haben.
Abschließend noch ein extra Danke:
Noch nie habe ich mich in einem Land mit unseren Hunden so wohl gefühlt, wie in Belgien. Ob in Blankenberge, in Brügge, in Zeebrügge oder in Damme und Umgebung, immer ist mir/ uns Freundlichkeit entgegengebracht worden. Radfahrer, die ihre Geschwindigkeit reduzierten und sich bedankten fürs Platz machen (als Salzburgerin war ich fast sprachlos über so viel Freundlichkeit!). Strandspaziergänger, die unsere Hunde bestaunten und sich am ihrem Toben erfreuten. Kein einziges Mal ein böses Wort.
Auch deshalb könnte ich in Westflandern Heimat finden. Also hätte ich nicht mein kleines Paradies in Ungarn.
Fotos: Sonja Schiff und Rochus Gratzfeld
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