Gleich eines vorweg: Ich halte nichts von Patriotismus. Weder bin ich stolz drauf Österreicherin zu sein, noch glaube ich eine österreichische Kultur verteidigen zu müssen. Meine Geburt in Österreich war Zufall und darüber schätze ich mich sehr glücklich, einfach weil ich hier in Frieden und Wohlstand und als Frau in etwa auf Augenhöhe mit Männern leben kann. Die österreichische Kultur ist aus meiner Sicht eine Mischkulanz aus vielen Kulturen, weil immer schon Menschen und Völker hier durchzogen sind, sesshaft wurden und damit Kultur prägten.
Also, ich habs nicht so mit dem Stolz auf Österreich. Was ich aber wohl erlebe ist, dass ich mich für Österreich und seine EinwohnerInnen schämen muss. Und das nicht wenig.
Ich lebe seit vier Jahren zeitweise, genaugenommen nicht ganz die Hälfte des Jahres, in Ungarn, in der Nähe von Sopron. Eine glückliche Fügung wollte, dass wir, mein Mann und ich, hier ein kleines Häuschen fanden, einen alten Streckhof in einem alten ungarischen Dorf. Die Menschen hier erwiesen sich, trotz ihrer bekannten Verschlossenheit, als sehr offen. Wir gehen neugierig auf sie zu und sie auch auf uns. Mittlerweile sind wir Kunden bei den regionalen Kleinbauern, Mich, Eier, Schnaps, Wein, alles wird über diese kleine regionale Struktur bezogen. Wir gehen aufs Dorffest und werden vom Bürgermeister begrüßt, wir gehen auf Kulturaktivitäten, gestern etwa auf eine Ausstellung hier im Dorf, und die Menschen strahlen uns an. Vielleicht, weil wir die einzigen Österreicher sind, die am Leben hier teilnehmen, obwohl viele ÖsterreicherInnen hier Häuser haben und hier leben?
Kürzlich fuhr eine Österreicherin an unserem Haus vorbei und lud uns ein zum „Stammtisch der Österreicher“. Sie meinte, wir sollten auch kommen, weil „wir müssen uns schon gegenseitig stärken hier“. Ach, wir müssen uns stärken? Gegen wen genau?
Wann immer ich hier in Ungarn Österreicher treffe, würde ich mich am liebsten umdrehen und verstecken. Sie feilschen in einem Land, in dem der Stundenlohn im Schnitt bei 6 Euro liegt, um jeden Cent und beschimpfen die Ungarn in übelstem Ton als „Wucherer“. Sie beklagen sich in Restaurants, in denen die Teller sich biegen vor Fressen, dass sie zu wenig bekamen für ihr Geld. Sie beschweren sich darüber, dass in grenznahen Städten wie Sopron die Preise für alltägliche Dinge fast so hoch sind, wie in Wien und sie jetzt nicht mehr billig shoppen gehen können, wie früher. Welche Folgen diese Preissteigerung für die ungarische Bevölkerung hat, mit ihrem Durchschnittslohn von 400 Euro/ Monat, ist ihnen schnurzegal. Ich erlebe Österreicher, die an der ungarischen Supermarktkassa den Bon genau kontrollieren und zur Kassierin mit erhobenem Zeigefinger meinen: „Wir wissen doch, welche Schlitzohren ihr seid“. Und kürzlich gingen hinter mir am Markt von Kapuvár zwei fette Österreicher, die verkrampft ihre Tasche unterm Arm trugen und sich zuflüsterten, dass „die Bagage ja stehlen würde wie die Zigeuner“. Fast hätte ich mich umgedreht und sie angeschrien, dass sie sich bitte schleichen sollen.
Der österreichischen Radfahrerin mit der Einladung zum Österreicher-Stammtisch haben wir gerne abgesagt. Wir haben kein Bedürfnis nach Zusammenrottung mit anderen Österreichern. Wir treffen uns lieber mit Ungarn, lachen und feiern mit ihnen, lernen sie und ihre Traditionen kennen, streiten mit ihnen über Politik und die EU und lernen ihre Sprache. Wir lieben dieses Land und die Menschen hier!
Und an die Österreicher eine Botschaft: Heast, bleibts daham, wenns eich do net gfoit!
Karoly meint
Selten liest man sowas aber ich freue mich sehr dass es Ihnen in Ungarn gefällt. Im Ausland zu leben ist nicht immer einfach und man braucht viel Mut dazu. LG. Karoly
RAHELmindful meint
Mir gefällt dein Post sehr!Wir sind auch gerade dabei uns in Ungarn anzusiedeln und ich staune über die Natur…den Einfallsreichtum der Ungarn und wir sind noch am Kennen Lernen von den äußerst herzlichen ungarischen Nachbarn.Wir lieben unseren Ort …weil es hier so echt ungarisch ist!
Wir haben uns auch ein Häuschen in Sopron Nähe angesehen und die ganzen Wiener und Niederösterreicher die das Dorf fast zu ihrem machten das gefiehl uns gar nicht.Wir fühlen uns hier ganz wohl unter den Ungarn.
Sonja meint
Wir sind in der Nähe von Fertöd. Und jene Wiener, die sich mies verhalten meiden wir. Mittlerweile haben wir hier auch nette Österreicher kennengelernt :-) und natürlich viele tolle Ungarn! Euch alles Gute beim Ansiedeln!
Dani meint
Hi, ich finde die Posts super, mein Freund und ich möchten auch gern in Ungarn wohnen. Die Landschaft ist einfach super toll und die Mentalität der Menschen einfach super. Arbeiten wollen wir weiterhin in Österreich.
Könnt ihr uns bitte helfen dabei, wie das alles funktioniert, wir haben da leider überhaupt keine Ahnung. Vielen Dank im Voraus für eure Antworten und liebe Grüße,
Dani
Sonja meint
Hallo Gerti, ob ich helfen kann, hängt ab von deinen Fragen….
Jegh meint
Wollt ihr was kaufen oder mieten?
Dani meint
Hallo Sonja, wir wissen leider noch gar nicht wie das funktioniert, wenn wir in Ungarn wohnen und in Österreich arbeiten. Was müssen wir da alles bei den Behörden beider Länder beachten? Oder machen?
Sonja meint
Hallo Dani, das ist eigentlich kein Problem. Wenn Du in Österreich eine Arbeit hast, dann kannst Du dich ohne Probleme in Ungarn melden, wenn du dort ein Haus gekauft hast. Ungarn in Teil der EU, da ist eigentlich alles gut geregelt. In Györ die Behörde wo man sich melden muss, gibt da sehr gut Information. Auch die Bürgermeister kennen sich da gut aus.
Dani meint
Hallo Sonja, super, danke für die Auskunft, ich werde mich da erst mal telefonisch melden, weil ich aus Oberösterreich bin und das doch etwas weit weg ist ;-)
Wir müssen uns da auch noch genau informieren, wie das dann ist mit den ganzen Steuern beim Gehalt, Staatsbürgerschaft und Autokennzeichen, da haben wir echt keine Ahnung. Also heißt es für uns uns überall schlau zu machen, damit das alles auch klappt und wir neu anfangen können.
Danke dir Sonja und liebe Grüße,
Gerti
Sonja meint
Gerne! Und viel Glück!
Maria meint
Hallo, ich komme auch aus Oberösterreich und habe mir 2004 ein kleines Häuschen gekauft. Nähe Lövö. Meine ung. Nachbarin hat mir bei meiner Ankunft ein kl. Blumensträuchlein in die Hand gedrückt. Das hat mich sooo gefreut und so begann eine wunderbare Freunschaft. Leider ist sie vor ein paar Jahren an ihrer Zuckerkrankheit gestorben worüber ich sehr traurig bin. Es ist sehr still geworden ohne sie.
Dani meint
Hallo Jegh, wir möchten ein Haus kaufen mit viel Grün, weil wir 3 kleine Hündchen haben, die das total genießen würden, wenn sie auch mal ohne Leine rumlaufen könnten. Und natürlich für uns als Ruheplatz zum genießen.
Jegh meint
Hallo Dani!
Soviel ich weiß, braucht man dazu nichts besonderes Ausweis oder Passport oder Meldezettel und den Kaufvertrag. Aber auf dem Amt in Sopron kannst du nachfragen….
LG.
Dani meint
Hallo Jegh, vielen Dank für die Auskunft, da werde ich dann mal hinschauen und fragen.
LG Dani
Myriam meint
Hallo Sonja
Da freue mich , endlich einen anderen Ton zu hören. Ich wohne seit einigen Jahren in Ungarn (in der Nähe von Tét) und fühle mich sehr wohl in Ungarn. Du hast leider recht, was einige von den Österreichern anbelangt, die sich echt miserabel benehmen. Ich lebe ganzjährig und alleine in einem kleinen etwas verlassenen Dorf und habe fast nur positive Erfahrungen in Ungarn gemacht. Ich genieße die Natur um mich herum, die weite Landschaft und das ungarische Flair. Gerne würde ich meine Erfahrungen austauschen und auch nette deutschsprachige Leute in meiner Umgebung kennenlernen (ich versuche seit etlicher Zeit Ungarisch zu lernen, aber ich schaffe es noch nicht, ein Gespräch auf Ungarisch zu halten, daher sind meine ungarischen Kontakte etwas spärlich). Vielleicht gelingt es auf diesem Wege, Bekanntschaften zu schließen. Ich bin eine 67-jährige noch rüstige Rentnerin. Liebe Grüße
toni meint
Hallo Myriam,
Ich bin lebe auch schon seit einigen Jahren hier in Ungarn – in der nähe von Budaörs. Mit der ungarischen Sprache habe ich auch so meine Schwierigkeiten – die Aussprache ist eine recht große Hürde für mich. Ich hätte auch sehr gerne mehr Bekanntschaft und Freunde hier. Sich treffen mit jemandem und etwas plaudern wäre schön.
Liebe Grüße
Helmut Lippitz meint
Hallo!
Ich würde gerne nach Ungarn, nicht sehr weit von der österreichischen Grenze entfernt für immer übersiedeln.
Begründung: Ich möchte meine Pension nicht in Österreich verbrauchen. und würde die Steuern, die durch meinen Konsum anfallen in dem Land lassen, wo es mir gut geht. Ich denke Ungarn würde passen.
Wer gibt mir Tipps, wo ich eine leistbare Kleinwohnung als Pensionist mit einer Rente, die gerade einmal € 1000,– ausmacht, bekomme?
Danke und
Liebe Grüße
Helmut
Rudolf Papousek meint
Hallo! Wir leben in einem kleinen Dorf in der Nähe von Tet und sind wie sie auf der Suche nach deutschsprachigen Kontakten. Wir sind ein älteres Ehepaar, bereits in Pension und mit der ungarischen Sprache auf Kriegsfuss. Wir können zwar viele Vokabeln aneinander reihen, aber als wirkliches Gespräch kann das nicht bezeichnet werden. Vielleicht besteht bei ihnen noch der Wunsch Österreicher (aus Wien) kennen zu lernen. Liebe Grüsse Martina und Rudolf
fabien estrada meint
Muss man Ungarisch lernen, um in Sopron zu leben? Oder verstehen dich die Leute perfekt auf Deutsch?
Sonja meint
Hallo Fabien, in Sopron kommt man mit Deutsch gut zurecht, viele hier können Deutsch, weil sie drüben in Österreich arbeiten. Aber klar ist die eigentliche Sprache ungarisch. Nicht alle Menschen hier sprechen Deutsch! Hoffe meine Antwort hilft!?
Sieglinde meint
Hallo – wir haben ein Haus Nähe Zalaegerszeg am Land in einem kleinen Dorf und genießen die Ruhe sehr. Vorerst als Ferienhaus um vom Alltag runter zu kommen . Nun sind wir beide in Pension und leben zu 80 Prozent hier ! Ich kann sagen dass die Menschen großteils freundlich sind, jedoch wurden wir beim Kauf und Umbau so richtig über den Tisch gezogen!, da wir zu viel Vertrauen hatten – das Aussenfeld musste damals über einen Strohmann gekauft werden – dieser hat es nun verhökert – anstatt Pferde zu sehen werden in Zukunft Christbäume meine hintere Aussicht „trüben“!
Kennt jemand einen guten RA der uns helfen kann diesen Menschen zur Rechenschaft zu ziehen?
Es gibt – wie in Österreich auch hier Schattenseiten, jedoch leben wir ruhig und genauso sicher wie in Österreich , obwohl wir dieser schwer zu lernenden Sprache nicht mächtig sind.
Trotzdem sind wir sehr gerne hier 😊
Otto mang meint
Hallo Sonja , zufällig heute diese Seite entdeckt ; ich gab in Google ein : Österreicher in Ungarn und kam da auf Deine Seite, es war die einzige in Google ; wir sind voriges Jahr nach Ungarn zum Teil gezogen in der Nähe von Bük und haben uns hier ein Haus gekauft und sind hier sehr zufrieden mit Allem obwohl wir kein Ungarisch sprechen können . vorher waren wir immer 6 Monate ( über den Winter ) in Florida 20 jahre lang aber 2018 alles dort verkauft und zurück ganz nach Österreich , wir wohnen im Südburgenland als ( Wiener Flüchtlinge ) seit 2011 und sind sehr zufrieden auch und j nie mehr nach Wien !
Leider waren wir heuer 3 Monate von unserem ungarischen Haus wegen dem Corona ausgesperrt aber jetzt sind wir glücklicherweise wieder da seit 8. Juni und fühlen uns sehr wohl wieder , ich bin 90 Jahre jung und immer g`sund , zum Krank sein habe ich später viel Zeit wenn ich gestorben bin – vielleicht erst in 20 bis 100 Jahren noch viel Zeit übrig !!!
Ich fand Deine Artikel hier oben sehr gut und richtig , weiter so.
Ns.: wieso ist jetzt hier unten in der E-mail Adresse alles groß geschrieben ???? !!!! , das ist doch nicht richtig
Lg. Otto am 27.6.2020 um 15.06 Uhr erstellt und gesendet
Sonja meint
Hallo Otto, alles gut, dein Kommentar ist angekommen :-) Deine Einstellung zum Alter und Leben gefällt mir!!! Alles Gute! Und lieben Gruß Sonja
Mr. Fies meint
An sich finde ich deine Worte nicht verkehrt, allerdings finde ich gehst du zu hart mit den Leuten ins Gericht. Weil jemand aus Österreich oder wie ich aus Deutschland komme, heißt das ja nicht automatisch dass man viel Geld hat. Bei mir ist es so, dass ich fast nichts habe. Aufgrund der aktuellen Lage überlege ich nach Ungarn zu fliehen. Ich werde sehr auf jeden Cent achten müssen. Wenn ich also den Kassenbon kontrollieren sollte, so täte ich das aus gutem Grund.
Sonja Schiff meint
Es geht ja nicht um viel Geld oder wenig Geld. Es geht um Verhalten. Ich kann den Kassabon auch kontrollieren ohne den Zeigefinger zu heben und zu sagen „Bei Euch Ungarn muss man aufpassen!“