Kürzlich hatte ich beruflich in Bad Mitterndorfl zu tun, einer Marktgemeinde im Salzkammergut/ Region Ausseerland, in der Steiermark. Eingebettet zwischen Dachstein und Totem Gebirge liegt dieser idyllische Ort, den ich, obwohl Österreicherin, nur vom Namen her kannte. Aber was ich vorgefunden habe, hat mich begeistert. Landschaftlich (der Ödensee!), aber auch von den Menschen her. Wo sonst, als in so einem Ort, geht man abends nach seinem Vortrag mit dem Bürgermeister noch was trinken, sitzt bei Bier und Bratenbrot am Tisch und innerhalb von nur 30 Minuten lernt man den hiesigen Bäcker kennen, den Bankdirektor, den Arzt, den Fleischhauer, den Vizebürgermeister, den Pfarrer, den zweiten Fleischhauer und den größten Hotelbesitzer. Alle lustig und dermaßen freundlich, dass der Bürgermeister sich mit einem schallenden Lachen bemüßigt fühlte zu erklären So freundlich sinds aber nur miteinander, weils grad alle „in der Welle“ sind. Normalerweise schlagen sich der und der schon auch mal die Köpfe ein.
Der Bildhauer, der Handys hasst.
Nur einer schien an diesem Abend zu fehlen. Der Bildhauer des Dorfes. Ferdinand Böhme. Von dem wurde mir nur erzählt. Dass er vor einigen Jahren mitten im Naturschutzgebiet einen Skulpturenpark geschaffen hätte, seine Skulpturen schon teilweise „hardcore“ wären und dass er keine Handys mag, selbst auch keines besitzt, und es deshalb hasse, wenn BesucherInnen des Skulpturenweges mit dem Handy fotografieren würden.
Na, zum Glück hatte ich meine kleine Kamera dabei 😊 denn ich war neugierig geworden. Zumal mir auch ein lieber Freund bereits von dem Skulpturenweg und dem etwas abweisenden Künstler erzählt hatte.
Skulpturen und Natur
Also fuhr ich am nächsten Morgen an die angegebene Adresse: Bad Mitterndorf., Neuhofen 27. Und war begeistert! Was für ein kraftvoller und besonderer Ort! Wie liebevoll angelegt! Mitten in üppigst blühender Natur und tausender Bienen, Hummeln und anderer Insekten, stehen sie, die steinernen Skulpturen von Ferdinand Böhme. Kraftvoll, sinnlich, erotisch, erdig, ausdrucksstark, vom Leben und der Natur erzählend.
Sie stehen auf der Wiese, am Weg und zahlreich inmitten der kleinen Au neben dem Bach. Man kann alle rundum begehen (teilweise war ganz frisch gemäht um die Kunstwerke), von allen Seiten betrachten. Und berühren! Ich hatte bei einigen Werken das dringende Bedürfnis zu berühren.
Ganz besonders bei meiner Lieblingsskulptur: Geburtsakt.
Ich bin ja keine Kunstexpertin, kann eigentlich nur sagen „das gefällt mir“ und „das gefällt mir nicht“. Aber bei dieser Skulpture war mir echt, als würde ich die Pressewehe sehen und ich hatte mehrmals das Bedürfnis der Frau auf den Buch zu greifen und das Köpfchen des Kindes zu berühren. Großartig! Hat mich sehr berührt.
Ein Skulpturenpark als Memorium an den Vater
Geschaffen werden die Skulpturen von Ferdinand Böhme. Eigentlich stammt der aus Anif bei Salzburg, aber vor mehr als 20 Jahren hat er sich in Bad Mitterndorf angesiedelt. Und wie ich gehört habe, ist er da auch sehr engagiert, hat etwa dem Kulturverein einen renovierten Stadel zur Verfügung gestellt und arbeitet mit im Vorstand. Auch der Skulpturenpark ist eine Art Geschenk an Bad MItterndorf und wird, wie ich sehen konnte, gut angenommen. Als ich dort war, waren einige weitere Menschen spazieren und betrachteten die Kunstwerke. Obwohl diese teilweise schon sehr eindeutig sind :-) Scheint hier aber zum Glück niemanden aufzuregen (wenn ich da an Salzburg denke!!)
Der Skulpturenpark trägt übrigens den Namen „Eike Böhme Memorium“ und ist damit dem Vater des Künstlers gewidmet.
Wer sich jetzt noch zusätzlichen Gusto holen will, kann das HIER auf der Homepage des Künstlers tun.
Jetzt noch ein paar weitere Impressionen von mir.
Mir besonders angetan hat es auch diese Skulptur. Leider fand ich dazu nirgends den Titel. Es ist eine große üppige, kraftvolle Frauenfigur mit Bauch, großen Brüsten und einer Schlange. An ihr ist besonders gut zu sehen, was mir so gefällt an den Figuren Ferdinand Böhmes. Dass man rundherum gehen und an jeder Seite Details sehen kann, ja dass man rundherumgehen MUSS, um die Figur zu erkennen und zu begreifen.
Also, wer in Bad Mitterndorf weilt: Unbedingt hingehen! Lohnt sich sehr. Handy ausschalten, Natur und Kunst genießen. Auch das alte Haus und der Garten, in dem der Künstler seine Werkstatt hat, sind echt sehenswert, mit vielen kleinen Skulpturen, und sehr liebevoll gestaltet.
Aber bitte korrekt verhalten. Der Künstler hat bereits einige Kunstwerke eingehaust, weil Besucher meinten, sie könnten dahinter ihr Geschäft verrichten. Zum Schämen….
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