Dieser Tage ist das Internet voll mit Erinnerungen an den Anschlag am 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York. Im Netz erzählen sich viele Menschen gegenseitig, was sie getan haben damals und viele staunen darüber, dass irgendwie fast jeder Mensch sich genau an den Tag erinnern kann. Außer jene, die damals klein oder noch gar nicht geboren waren.
Ich war damals 37 Jahre alt, Single und mit meinem Hund unterwegs. Als ich nach Hause kam wollte ich mit meiner neuen Liebe chatten. Doch der Mann war total aufgebracht und erzählte, dass das World Trade Canter brennen würde, weil ein Flugzezug hineingerast war. Ich war fassungslos. Nur zwei Monate vorher war ich selbst oben am WTC gestanden im Rahmen eines New-York-Besuchs. Immer noch ungläubig schaltete ich den Fernseher ein und genau in diesem Moment flog das Flugzeug in den zweiten Tower und ich sah ihn stürzen. Den Rest des Tages und die ganze Nacht verbrachte ich vor dem Fernseher. Wie Millionen andere Menschen auch.
Warum erinnern wir uns alle so genau daran, was wir damals getan haben, während wir andere Ereignisse vergessen? Es sind die Emotionen, die uns damals erfasst haben. Die Fassungslosigkeit. Das damalige Ahnen, dass sich gerade die Welt verändert hat. Der Stillstand der irgendwie an dem Tag eingetreten ist, obwohl sich unsere Erde wie immer weitergedreht hat. Das hat sich in unserem Hirn auf ewig eingebrannt, abgespeichert in der sogenannten Amygdalan, einer mandelförmigen Struktur in der unteren Innenseite des Gehirns. Diese Amygdala ist Teil des limbischen Systems und in diesem wiederum sitzen unsere Gefühle. Die Amygdala ist stammesgeschichtlich betrachtet unsere älteste Hirnstruktur und wird auch als Eidechsengehirn bezeichnet. Sie ist für das emotionale Lernen zuständig. Die Amygdala drückt unserer emotionalen Erinnerungen den Stempel „Wichtig, nicht vergessen!“ auf.
Frühere Generationen erinnern sich an das Attentat auf JF Kennedy oder an die Mondlandung, noch frühere Geborene an den Anschluss Österreichs. Heutige Generationen werden sich wohl in vielen Jahren noch an den Sommer 2015 erinnern, als diese unglaublich große Gruppe an Flüchtlingen den Bahnhof Budapest verließ und einfach geschlossen losmarschierte Richtung Westen. Da wussten wir auch alle, jetzt passiert etwas Großes und die Welt verändert sich gerade.
Es gibt auch kleinere historische Ereignisse, die wir auf die gleiche Weise abspeichern. Manche etwa haben den Tod von Diana abgespeichert, andere wieder den schweren Unfall von Niki Lauda und wie dieser aus dem Wrack befreit wurde.
Ich kann mich noch erinnern was ich tat, als ich erfuhr John Lennon wurde umgebracht. Ich war 16 Jahre alt und stand in der Garderobe in der Schule. Eine Freundin kam und meinte Lennon wäre erschossen worden. Wir hielten uns lange im Arm und weinten.
Und an welche historischen Ereignisse erinnerst Du Dich?
PS:
Hier noch ein sehr guter Artikel darüber, wie wir uns erinnern, woran und auch wie uns das Gehirn Streiche spielt und wir uns auch an Dinge erinnern, die wir nie erlebt haben.
Karin Immler meint
Du hast ganz recht, Sonja. Ich weiß auch noch ganz genau, wo ich zu dem Zeitpunkt war. Solche Momente prägen sich tief ein. Es ist kaum zu fassen, dass das schon so lange her ist.